Der Fluch der Steine. Alfred Bekker
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"Sicher", erwiderte ich kühl.
Brent Erikson machte eine ausladende Handbewegung.
"John ist ein schöpferischer Geist. Wenn er bei der Arbeit ist, vergißt er alles um sich herum. Er gleicht dann einem Besessenen, ißt nicht, trinkt nicht... Man muß in die-sen Phasen auf ihn aufpassen, sonst würde er zusammenbrechen!"
"Mr. Jennings schafft also weiterhin Kunstwerke?" vergewisserte ich mich, denn seit Jahren war nichts Neues mehr von ihm auf den Markt oder in die Museen gelangt.
"Ja. Aber er ist damit bislang nicht an die Öffentlichkeit gegangen."
"Warum nicht?"
Erikson zuckte die Achseln.
"Ich nehme an, weil Johns gegenwärtige Arbeit nichts mehr mit dem gemeinsam hat, was er zuvor gemacht hat. Es ist ein völliger Bruch. Sie wissen, daß er vor drei Jahren einen Unfall hatte. Seitdem hat künstlerisch eine neue Phase für ihn begonnen."
"Dann haben Sie seine neueren Werke aber bereits gesehen", stellte ich fest.
Erikson lächelte.
"Natürlich", sagte er. "Alle weiteren Fragen wird Ihnen nun John persönlich beantworten - vorausgesetzt er hat Lust dazu."
"Sicher."
"Wenn Sie mir bitte folgen wollen..."
Wir erhoben uns, aber nach zwei Schritten stoppte Erikson und wandte sich an Jim.
"Sie nicht", bestimmte er, woraufhin Jim erst ein ziemlich verdutztes und dann ein hilfesuchendes Gesicht machte.
"Das verstehe ich nicht", meinte er.
Erikson lächelte kalt und geschäftsmäßig.
"Ich habe nichts gegen Sie, Sir. Aber dies ist ein erstes Treffen und es war Johns ausdrücklicher Wunsch, daß dabei keine Fotos gemacht werden. Er will nur Miss McGraw treffen, sonst niemanden."
"Verstehe!" knurrte Jim. Er wandte sich an mich. "Ich werde mir dann wohl ein Taxi rufen... Bis dann, Dana!"
"Kommen Sie, Miss McGraw!" sagte Erikson indessen. Ich hatte genau in diesem Moment plötzlich ein sehr intensives Bild vor meinem inneren Auge.
Ketten, die sich um meinen Hals schlangen.
Ich rang unwillkürlich nach Luft. Einen Sekunde später war es vorbei.
"Ist irgend etwas, Dana?" hörte ich Jims Stimme wie durch Watte.
Ich schüttelte den Kopf.
"Nein, nichts", flüsterte ich.
*
John Jennings erwartete mich in einem Raum mit hohen Fenstern. Er hatte dunkles Haar und sehr aufmerksame, intelligente Augen, deren Blick mich einer eingehenden Musterung unterzog. Sein Gesicht wies einen melancholischen Zug auf. Er hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit dem jungen Alain Delon. Der schmallippige Mund bildete einen dünnen, gerade Strich.
"Nehmen Sie Platz, Miss McGraw!" sagte er mit leiser, dunkel klingender Stimme und deutete auf eine Gruppe von Ledersesseln. "Möchten Sie etwas trinken?"
"Nein danke", erwiderte ich, während ich mich in einem der Sessel niederließ.
Jennings rollte auf mich zu und stoppte dann etwa zwei Meter von mir entfernt.
"Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, daß unsere letzten Termine geplatzt sind. Aber ich arbeite sehr hart."
"Ihr Manager sagte mir bereits etwas ähnliches!" erwiderte ich. "Woran arbeiten Sie im Moment?"
Jennings hob die Hand und schüttelte den Kopf. Ich begriff. Er wollte nicht darüber reden und ich hätte mich in diesem Moment dafür ohrfeigen können, so ungestüm vorgeprescht zu sein. John Jennings war ein scheuer Mann, der sich nicht gleich jedem offenbarte. Wenn er es überhaupt tat, dann nur nach einer eingehenden Prüfung. Und dieser wurde ich offenbar gerade unterzogen.
"Sie sind noch recht jung für Ihren Job, Miss McGraw", sagte er. "Ich hatte Sie mir älter vorgestellt."
"Enttäuscht?"
"Nein. Vielleicht haben Sie dadurch weniger Vorurteile."
"Vorurteile? Wogegen? Gegen schwarze Magie und Okkultismus?"
Zum ersten Mal sah ich in diesem Moment, das sich sein Gesichtsausdruck veränderte. Die Ahnung eines Lächelns huschte über seine Lippen und in den dunklen Augen blitzte es kurz auf.
Vielleicht würde es mir ja doch gelingen, mit ihm eine gemeinsame Wellenlänge zu finden.
Ich hoffte es jedenfalls.
"Sie glauben an die Macht der Magie, nicht wahr?" sagte ich. "Jedenfalls konnte man das überall lesen." Jennings nickte.
"Es ist für mich keine Frage des Glaubens, Miss McGraw, auch wenn Sie das vielleicht überraschen mag. Ich weiß, welche Kräfte durch Magie kontrolliert werden können!" Er ballte die rechte Hand zu einer Faust, so als würde er etwas darin zerquetschen. Sein Tonfall wurde klirrend.
"Was meinen Sie genau damit, Mr. Jennings?" hakte ich nach. Und wieder hatte ich kurz das Bild einer Kette vor Augen, die wie eine Schlinge um den Hals eines Menschen gelegt worden war.
"Schwarze Magie kann beispielsweise auf große Entfernung töten, Miss McGraw! Wußten Sie das?"
Die Art und Weise, in der er das sagte, trieb mir einen Schauder über den Rücken.
"Wie kommen Sie gerade darauf?" fragte ich.
"Es ist ein Beispiel, weiter nichts. Es gibt Mächte, von deren Existenz die meisten Menschen nichts wissen wollen. Aber sie sind wirksam... Nennen Sie es Okkultismus oder Magie oder übersinnliche Beeinflussung... Zu verschiedenen Zeiten haben die Menschen diesen Phänomenen unterschiedliche Namen gegeben. Aber im Kern läuft es immer auf dasselbe hinaus: Auf die Macht des menschlichen Geistes, die bis jetzt kaum ausgeschöpft wurde! Diese Macht freizusetzen - das ist Magie, Miss McGraw!"
"Ein interessanter Gedanke!"
Jennings' Gesichtsausdruck wurde etwas weicher. "Ich weiß
nicht, ob Sie wirklich verstehen, was ich Ihnen gesagt habe. Wahrscheinlich rede ich in Ihren Augen nur Unsinn..."
"Habe ich das gesagt?" wich ich aus.
Er zuckte die Achseln. "Die meisten denken das. Und tatsächlich tummeln sich auf dem Gebiet ja auch eine Menge Scharlatane und Verrückte, die versuchen, unerklärliche Dinge für ihre eigenen Zwecke auszunutzen. Aber der Kern ist ein sehr altes Wissen, das bereits Jahrtausende im Besitz des Menschen ist..."
"Ich weiß, wovon Sie reden", behauptete ich. Jennings hob die Augenbrauen.
"Wirklich?"
"Meine