Vernichtung statt Integration. Erwin Leonhardi
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4. Mose 11:18 Und zum Volk sollst du sagen: Heiliget euch auf morgen, daß ihr Fleisch esset! Denn euer Weinen ist vor die Ohren des HErrn kommen, die ihr sprecht: Wer gibt uns Fleisch zu essen, denn es ging uns wohl in Ägypten? Darum wird euch der HErr Fleisch geben, daß ihr esset, 4. Mose 11:19 nicht einen Tag, nicht zween, nicht fünf, nicht zehn, nicht zwanzig Tage lang, 4. Mose 11:20 sondern einen Monden lang, bis daß es euch zur Nase ausgehe, und euch ein Ekel sei, darum daß ihr den HErrn verworfen habt, der unter euch ist, und vor ihm geweinet und gesagt: Warum sind wir aus Ägypten gegangen?
Mose bezweifelt, dass für 600.000 Männer, nicht genannt deren Angehörige, ausreichend Fleisch besorgt werden kann, wenn man auf das Schlachten der Schafe und Rinder verzichtet. Offensichtlich sind die Viehherden tabu. Gott will Moses seine Fähigkeit zur Lösung beweisen. Er kommt in der Wolke und spricht mit Moses und den Ältesten, die daraufhin den Geist Moses empfangen und weissagen.
4. Mose 11:21 Und Mose sprach: Sechshunderttausend Mann Fußvolks ist des, darunter ich bin, und du sprichst: Ich will euch Fleisch geben, daß ihr esset einen Monden lang. 4. Mose 11:22 Soll man Schafe und Rinder schlachten, daß ihnen genug sei? Oder werden sich alle Fische des Meeres herzu versammeln, daß ihnen genug sei? 4. Mose 11:23 Der HErr aber sprach zu Mose: Ist denn die Hand des HErrn verkürzt? Aber du sollst jetzt sehen, ob meine Worte dir können etwas gelten, oder nicht. 4. Mose 11:24 Und Mose ging heraus und sagte dem Volk des HErrn Wort und versammelte die siebenzig Männer unter den Ältesten des Volks und stellete sie um die Hütte her. 4. Mose 11:25 Da kam der HErr hernieder in der Wolke und redete mit ihm und nahm des Geistes, der auf ihm war, und legte ihn auf die siebenzig ältesten Männer. Und da der Geist auf ihnen ruhete, weissagten sie und höreten nicht auf.
Die beiden Ältesten Eldad und Medad wurden zwar schriftlich eingeladen, sind aber nicht vor der Stiftshütte erschienen und weissagen dennoch im Lager. Das wird von einem Knaben berichtet. Josua fordert Moses auf, dies zu beenden. Dem stimmt Moses nicht zu und geht mit den Ältesten zum Lager.
4. Mose 11:26 Es waren aber noch zween Männer im Lager geblieben, der eine hieß Eldad, der andere Medad, und der Geist ruhete auf ihnen; denn sie waren auch angeschrieben und doch nicht hinausgegangen zu der Hütte, und sie weissagten im Lager. 4. Mose 11:27 Da lief ein Knabe hin und sagte es Mose an und sprach: Eldad und Medad weissagen im Lager. 4. Mose 11:28 Da antwortete Josua, der Sohn Nuns Moses Diener, den er erwählet hatte und sprach: Mein Herr Mose, wehre ihnen. 4. Mose 11:29 Aber Mose sprach zu ihm: Bist du der Eiferer für mich? Wollte GOtt, daß alle das Volk des HErrn weissagete, und der HErr seinen Geist über sie gäbe! 4. Mose 11:30 Also sammelte sich Mose zum Lager und die Ältesten Israels.
Skepsis ist geboten bezüglich der schriftlichen Einladung an die Ältesten. Es ist zu diesem Zeitpunkt und auch in dieser Gegend kaum möglich, Papyrus als Schreibpapier herzustellen. Papyrus ist ein Sumpfsauergras, das nicht in der Wüste wächst. Man müsste das sehr zerbrechliche Material also aus Ägypten bereits in beschreibbarer Form mitgebracht haben, was durchaus sein kann, aber unwahrscheinlich ist. Siebzig Einladungen auf Papyrus zu schreiben oder in Tontafeln zu ritzen, ist zeitlich nicht einfach. Diese Voraussetzungen nähren die Zweifel an der Korrektheit der Darstellung.
Wachteln als Nahrung
Gott schickt dem Volk Fleisch in Form von Wachtelschwärmen. Als göttliche Rache sterben nach dem Genuss der Vögel alle diejenigen, die aus Lust am Fleischgenuss Moses genötigt haben, Gott um Fleisch zu bitten. Diesen Rastplatz nennt man von da an "Lustgräber".
4. Mose 11:31 Da fuhr aus der Wind von dem HErrn und ließ Wachteln kommen vom Meer und streuete sie über das Lager, hie eine Tagreise lang, da eine Tagreise lang um das Lager her, zwo Ellen hoch über der Erde. 4. Mose 11:32 Da machte sich das Volk auf denselben ganzen Tag und die ganze Nacht und den andern ganzen Tag und sammelten Wachteln, und welcher am wenigsten sammelte, der sammelte zehn Homer, und hängete sie auf um das Lager her. 4. Mose 11:33 Da aber das Fleisch noch unter ihren Zähnen war, und ehe es auf war, da ergrimmete der Zorn des HErrn unter dem Volk und schlug sie mit einer sehr großen Plage. 4. Mose 11:34 Daher dieselbige Stätte heißt Lustgräber, darum daß man daselbst begrub das lüsterne Volk.
Auch hier zeigt sich, dass Gebete nicht positiv aufgenommen werden. Die Bitte um Fleisch wird zwar erfüllt, aber danach mit dem Tode bestraft.
Über die Anzahl von Wachteln, die benötigt werden, um das Volk zu sättigen, wurde schon berichtet. Hier soll nun Wachtelfleisch für einen ganzen Monat verfügbar sein. Dazu wäre ein täglicher Schwarm von rund 2 Millionen Wachteln erforderlich. Das ist nicht vorstellbar. Ob es die für einen Monat ausreichende Menge von rund 60 Millionen Wachteln in dieser Region überhaupt jemals gab, ist zweifelhaft.
Von Sinai nach Hazeroth
4. Mose 11:35 Von den Lustgräbern aber zog das Volk aus gen Hazeroth, und blieben zu Hazeroth.
Das nächste Ziel der riesigen Karawane ist Hazeroth. Bei einigen Bibelwissenschaftlern wird das biblische Hazeroth als die Oase 'Ain Hadra identifiziert.
Moses 4, Numeri - Mirjams Strafe
Nach einem Disput zwischen Mirjam, Aaron und Moses wird Mirjam von Gott mit Aussatz bestraft. Es dreht sich um den Vorwurf an Moses, er habe eine Mohrin geheiratet.
Moses Frau, Zipora, eine Mohrin?
Aaron und seine Schwester Mirjam stellen Moses zur Rede, weil er die Midianiterin Zipora, hier als eine Mohrin bezeichnet, zur Frau genommen hat. Außerdem sind sie eifersüchtig, weil Gott allein zu Moses spricht und nicht zu ihnen.
4. Mose 12:1 Und Mirjam und Aaron redeten wider Mose um seines Weibes willen, der Mohrin, die er genommen hatte, darum daß er eine Mohrin zum Weibe genommen hatte, 4. Mose 12:2 und sprachen: Redet denn der HErr allein durch Mose? Redet er nicht auch durch uns? Und der HErr hörete es. 4. Mose 12:3 Aber Mose war ein sehr geplagter Mensch über alle Menschen auf Erden.
Dass eine Midianiterin eine Mohrin sein soll, ist nicht nachvollziehbar. Das Land Midian lag im heutigen Saudi-Arabien am Golf von Akaba. Dort gibt es bei den Einheimischen keine Mohren. Midianiter und Ägypter haben die gleiche Hautfarbe. Carl Günther Ludovici (eigentlich Ludewig, 1707-1778), ein deutscher Theologe, Philosoph, Lexikograf und Wirtschaftswissenschaftler schließt in seinem Universallexikon nicht aus, dass damals der Begriff Mohrin bei den Israeliten möglicherweise ein Schimpfwort gewesen sei.
Sehr bezeichnend ist hier die Aussage in Vers 2, denn hier wird erneut deutlich, dass der einzige Mensch mit Kontakt zu Gott Moses ist. Auch der Hohepriester Aaron hat keinen direkten Kontakt. Auf diese Weise können die Autoren der Mosesbücher durch die Figur Moses ein beliebiges Gottesbild ganz nach ihren Plänen entwerfen und pflegen.