Behauptung statt Wahrheit. Erwin Leonhardi
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Die Notwendigkeit hierzu ist leicht einzusehen, wenn man die Bibel als Buch liest. Man stößt massenweise auf Ungereimtheiten, die der Kirche nicht passen können. Also beschäftigen sich hauptamtliche kirchliche Ideologen mit der Passendmachung. Das geschieht seit über zweitausend Jahren. Besonders kritisch wurde die Sache, als die Bibel in die Volkssprachen übersetzt wurde.
Einige von diesen Passendmachungen muten erbärmlich an und zeigen, wie viel außerinhaltliche Konstruktion aufgewendet werden musste, damit die Doktrin erhalten bleiben konnte. Hieraus folgt zwingend, dass der Kirche die Doktrin wichtiger ist als die Heilige Schrift. Die Doktrin ist also alles, die Bibel nur das Aushängeschild.
Gottes Wort nach Hörensagen
Da Gott sich außer durch Hörensagen von Dritten nicht geäußert hat, ist die Behauptung, die Bibel sei Gottes Wort, zwangsläufig allein von Menschen aufgestellt. Die einzige Person, die jemals mit Gott direkt gesprochen hat, ist angeblich Moses. Danach hat sich Gott Menschen gegenüber nur noch in Erscheinungen oder in deren Träumen geäußert. So steht es im vierten Buch Moses:
4. Mose 12:6 Und er sprach: Höret meine Worte! Ist jemand unter euch ein Prophet des HErrn, dem will ich mich kundmachen in einem Gesicht, oder will mit ihm reden in einem Traum. 4. Mose 12:7 Aber nicht also mein Knecht Mose, der in meinem ganzen Hause treu ist.
Die einzelnen Bücher der Bibel sind von Menschen geschrieben. Aber nicht unbedingt von denen, deren Namen für die Titel herhalten. In fast allen Fällen wird am Abschluss deren Bücher mitgeteilt, wie alt sie wurden, dass sie starben, und wo sie begraben wurden. Mit anderen Worten: Die wirklichen Autoren der Bücher berichten nur über Ereignisse, Sachverhalte, Personen und Prophezeiungen. Daraus folgt, dass die Inhalte durch Informationen bestenfalls durch Hörensagen zustande kommen konnten. Da bekanntermaßen die alten Bücher über Jahrhunderte in schier endlosen Ketten mündlich überliefert wurden, bevor sie aufgeschrieben wurden, sind aus den ursprünglichen Geschichten zwangsläufig mit dem jeweiligen Zeitgeist durchsetzte Legenden entstanden.
Die Bücher Moses vermitteln den Eindruck, dass Moses der Erfinder Gottes ist. Eindeutig ist er der Religionsstifter. Die Autoren der Bücher Moses zeigen die Situation überdeutlich auf. Sie lassen einen literarischen Protagonisten namens Moses allein die Gesetze und Regeln des religiös-gesellschaftlichen Lebens der Israeliten festlegen. Ihr Moses gibt vor, diese Gesetze direkt von Gott empfangen zu haben. Dafür liefern sie keinen einzigen Beweis, auch kein Indiz. Es gibt nur Scheinbeweise, die an anderen Textstellen in den gleichen Büchern widerlegt werden. Hier haben sich die Schreiber offenbar nicht ausreichend abgestimmt.
40 Tage und 40 Nächte geben sie ihrer Mosesfigur Zeit, alle Regeln des alltäglichen Lebens, alle religiösen Regeln, die Architektur der Stiftshütte und die Kleidung der Priester peinlichst genau zu definieren. So prägen sie eine Gottesfigur, die mit Willkür, Eitelkeit und Kriegslust das Volk durch Angstmotivation gefügig macht. Dazu erfinden sie für die damalige Zeit passende Moritaten. Um die Anfänge der Welt zu erklären, benutzten sie die nur leicht abgewandelten sumerischen Texte als Vorlage und übernehmen dabei unachtsam auch die vielen Fehler. Als wirksames Machtinstrument schafft ihr Moses die Priesterschaft. Der gelingt es, in allen Belangen einen entscheidenden Einfluss zu nehmen. Nicht zuletzt bestimmt sie über Zugehörigkeit und Verstoß, über Vermögen und Armut, über Leben und Tod.
Dogma statt Bibel
Wenn überhaupt, kennen viele Christen nur auszugsweise Bibelstellen, meist ohne den Kontext. Das ist von den Kirchen auch bewusst so gesteuert. Der Priester sucht im Rahmen der Dogmatik Stellen aus, predigt den Gläubigen auf der Basis einer vorgegebenen Exegese und zeichnet damit ein Religionsbild, das von seiner Obrigkeit indoktriniert wird. Wahrscheinlich können sich viele Kirchgänger an Predigten mit selektiven Textauszügen erinnern, in die alles Mögliche hineininterpretiert und die beliebig in die moderne Zeit extrapoliert wurden. Der alttestamentliche Kontext wurde dabei in der Regel nicht erläutert.
Diese Vorgehensweise war sehr bequem, als die Kirchgänger noch nicht lesen konnten. Dem Analphabeten kann man alles erzählen, er muss es ja glauben, denn er kann nichts nachprüfen. Auf diese Weise kann der Hirte seine Schäfchen mit Gleichnissen, Moralgeschichten, Angstformeln und Strafankündigungen perfekt beherrschen.
Vor der Reformation war die Verschleierung des Inhalts noch einfacher, da die Bibel nur in griechischer Sprache als Septuaginta und viel später in lateinischer Sprache als Vulgata vorlag. Außer Kirchenleuten, Mönchen und einigen gebildeten Adligen und deren Lehrern hatte kaum jemand Zugang zu diesen alten Sprachen. Erst im 15. Jahrhundert begann eine gewisse allgemeine Alphabetisierung in den Städten. Auf dem Land sollte es noch lange dauern, bis eine wenigstens geringe Anzahl von Menschen lesefähig wurde. Die heutige Kirche hatte also über 1.500 Jahre lang ein leicht lenkbares Publikum, die alttestamentliche Priesterschaft hatte noch weitere mindestens 700 bzw. sogar 1.200 Jahre Zeit, das ihr genehme Religions- und Gottesbild zu prägen.
Das Dogma der Dreieinigkeit
Die höchste aller Passendmachungen ist der Begriff der Dreieinigkeit. Der bringt Jesus und Gott auf einen Nenner. Er ist notwendig, denn es gilt, das erste Gebot zu schützen. Das wäre nicht möglich, wenn Jesus separat angebetet wird. Der Dritte im Bunde ist der Heilige Geist, hinter dem sich auch Maria und die Heilig-Gesprochenen zusammenfinden.
Es gibt keinen Beweis für Gottes Existenz, es gibt auch keine verlässliche Quelle über die reale Existenz des Jesus, als Gottes Sohn schon gar nicht. Es gibt keine einzige wissenschaftlich dokumentierte Aussage über irgendeine Wirksamkeit von Heiligsprechungen. Die werden bekanntlich allein durch die Kirche vorgenommen und setzen jeweils Wunder voraus, die allesamt nicht wissenschaftlich aufgearbeitet wurden. Aber man definiert die Dreieinigkeit als gültig.
Drei unbeweisbare abstrakte Gedanken werden zu einem vierten hochwirksam zusammengefasst.
Dieses Gedankengebilde ist faszinierend, so wenig überzeugend es auch sein mag. Mit seiner komplexen Absurdität reicht es zur geistigen weltweiten Volksvereinnahmung völlig aus und klingt obendrein noch religionstragend. Dass die Definition der Dreieinigkeit erst rund 300 Jahre nach dem Tod des Jesus per Abstimmung festgelegt wurde, weiß kaum ein Christ.
Historisch geht der Begriff zurück auf das Konzil zu Nicäa 325 n. Chr., einberufen durch Kaiser Konstantin. Sein Ziel war es, Stabilität im Reich durch die Akzeptanz des Christentums zu erreichen. Bis zu diesem Zeitpunkt war Jesus nach der Auffassung der damaligen Theologen lediglich ein Wanderprophet.
Es wurde auf Weisung Konstantins die wichtige Abstimmung durchgeführt, wonach die Gottgleichheit des Jesus festgelegt werden sollte. Konstantin ließ so lange abstimmen, bis seine Vorgabe erreicht wurde. Ein positives Ergebnis gab es erst nach mehreren Abstimmungen, als die Andersdenkenden abgereist waren.
Jesus wurde demnach durch einen manipulierten Mehrheitsbeschluss vom Propheten zum Gott gemacht.
Um den üblen Beigeschmack zu beseitigen, den die Kirchenfürsten immerhin dabei noch hatten, wurde beim Konzil von Antiochia 381 n. Chr. nochmals das Gleiche entschieden, jetzt mit großer Mehrheit. In den Jahren dazwischen hatten viele erkannt, welche praktischen Vorteile für die Lehre sich daraus ergaben. Sicher ist, dass bis weit in das 4. Jahrhundert die Mehrheit der Theologen nicht die Gottgleichheit Jesus anerkannte. Wie die Dokumente eindeutig beweisen, ist die Göttlichkeit Jesus ebenfalls allein von Menschen erdacht worden.
Das Wertesystem des AT
Das AT, auf dem die gesamte christliche Religion beruht, verstößt brutal gegen