Behauptung statt Wahrheit. Erwin Leonhardi
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Wer die Basis des Humanismus, das Modell der Vernunft, Toleranz, Wissenschaft und genereller Wahrheitssuche ablehnt, sollte das Folgende sehr genau lesen. Man kann dann prüfen, ob man bereits in der ideologischen Gefangenschaft lebt, ob man wichtige Details jemals erfahren hat, und ob die Texte überhaupt glaubhaft sein können.
In den Zitaten der Bücher Moses habe ich die Originaltexte der Luther-Bibel von 1545 verwendet. Die hat von allen bisherigen deutschsprachigen Versionen am längsten die religiöse Denkwelt beeinflusst, auch wenn sie ein paar Übersetzungsfehler enthält. Diese Texte sind über Jahrhunderte Grundlage für unzählige Bücher, Exegesen, Schriften und Dogmen gewesen.
Das hier im Buch vorgenommene Zitieren der Bibelstellen macht für den Skeptiker das parallele Nachlesen in der Bibel hinfällig und entzieht gleichzeitig der oft gebrauchten Schutzformulierung, das stehe so nicht in der Bibel, rein sachlich die Basis.
Weil damit gerechnet werden muss, dass nicht jeder Leser die drei Bände der Trilogie in der vorgesehenen Reihenfolge liest, werden ein paar wenige Kernsätze in den Vor- und Nachwörtern wiederholt. Zum vollen Verständnis sind sie essenziell.
Im Sommer 2019, der Autor.
Glaube und Wissen
Fakten werden nicht dadurch geschaffen,
dass Viele daran glauben.
Glaube ist assoziiert mit Emotionen und individuellen Vorstellungen. Wissen ist allgemein und basiert auf wiederholbarer, verstandesmäßiger Erfassung und Beobachtung und Messung der Realität. Glaube ist subjektiv, Wissen ist objektiv.
Glaube ist nicht dinglich, nicht messbar. Er ist individuell und findet nur im Kopf des Einzelnen statt. Religiöser Glaube beruht auf der Anerkennung eines Gottes als lenkende, höhere Macht mit angedichteten Fähigkeiten. Objektive Eigenschaften dieser Macht kann es mangels Nachprüfbarkeit nicht geben.
In der Wissenschaft gibt es eine andere Art von Glauben. Er beruht auf einer Gewichtung von Fakten gegenüber ungeklärten Ursachen für Phänomene. Für noch nicht endgültig beweisbare Fragestellungen werden als mögliche Antworten Theorien entwickelt. Eine fundierte Theorie basiert auf Wissen. Wegen der Lückenhaftigkeit gibt es manchmal unterschiedliche Theorien für die gleiche Sache. In keinem Falle sind okkulte oder esoterische Elemente beteiligt. Durch Schließen der Lücken entstehen aus anfänglichen Theorien nachprüfbare Fakten.
Religiöser Glaube basiert auf dem Vertrauen auf die Gültigkeit von Texten und priesterlicher Exegese. In jedem Falle ist er mit Wunderdenken, Okkultismus und Esoterik verbunden. Auf Wissen basierende Elemente gibt es für religiösen Glauben nicht.
Im Gegensatz zu Wissen setzt Glaube keine Bildung voraus. Objektives Wissen gibt es erst seit wenigen Hundert Jahren, Glaube ist so alt wie die Menschheit.
Wo das Wissen endet, beginnt der Glaube. Je eher das Wissen endet, desto früher übernimmt Wunderdenken die Antworten. Diese Relation zeigt sich besonders deutlich im Alten Testament.
Glaube und Wissen schließen sich gegenseitig aus. Individueller Glaube kann allgemeines Wissen nicht verdrängen. Wer nicht wissen kann, muss glauben.
Wer in seinem Glauben Fakten negiert, diskreditiert damit nicht die Fakten, sondern seinen Glauben. Fakten zum Schutz des eigenen Glaubens zu diskreditieren, ist das Resultat einer Selbsttäuschung.
Wissen hat Grenzen, Glaube nicht.
Freiheit oder Abhängigkeit
Unser Planet Erde folgt als ein sich langsam und stetig verändernder, unbedeutender Himmelskörper irgendwo am Rande der Milchstraße, einer von Milliarden Galaxien, den Gesetzen des Kosmos. Alles Leben darauf folgt den pragmatischen Gesetzen der Natur und auf Zufall und Kopierfehlern im biologischen Erbsystem beruhenden Erscheinungen. Da außer dem Menschen in der gesamten Natur kein oberbewusstes Denken nachweisbar ist, gibt es für den weit überwiegenden Teil der Natur keinen Glauben.
Der Mensch, das bisher geistig höchst entwickelte Lebewesen auf der Erde, versucht mithilfe der von ihm geschaffenen Kultur, das Leben nach seinen Vorstellungen auszurichten. Dabei folgt er einem Urtrieb der Natur, nämlich dem Streben nach Dominanz über die übrigen Mitglieder des Rudels. Um seine Ziele zu erreichen, benutzt er Gewalt oder erfindet Ideologien als Werkzeug. Das oberste Ziel ist Macht. Macht hat, wer andere beherrscht. Wer andere beherrscht, kann sie benutzen. Ideologien dienen als Scheinbegründungen für zweckgerichtetes Handeln. Sie sind geistige Gefängnisse.
Die meisten unterdrückenden Systeme beruhen auf einer Minderheit, die mit brutalen Vorgehensweisen die Mehrheit terrorisiert und Angst verbreitet. Die Mehrheit ist immer deutlich stärker, kann oder will sich aber aus Bequemlichkeit nicht mobilisieren. Wer sich nicht wehrt, muss mit Bevormundung leben.
Ideologische Unfreiheit kann bequemer sein als Freiheit. Man folgt den Regeln und fühlt sich erhaben, man wird nach eigener Anschauung ein "guter" Mensch. Wenn Gutmenschen sich verbinden, bestärken sie ihre Gemeinsamkeit und werden leicht zu Eiferern. Dann sind sie die intolerantesten Verfechter ihrer Ideologie. Richtig oder falsch wird nicht mehr infrage gestellt. Zu Andersdenkenden entwickeln sie ein Feindbild. Sie verurteilen und richten über jeden Gegner ihrer Denkwelt ohne Reue. Das wird deutlich bei politischen Systemen, selbst bei sogenannten demokratischen Parteien. Letztere mögen auf demokratischen Weg gewählt worden sein, ihre nach Macht drängende Ideologie bestimmt jedoch nur ein kleiner innerer Kreis. Ideologen wissen immer, was für andere gut ist, und erklären damit diese anderen für unmündig. Alles, was die eigene Ideologie stört, wird bekämpft.
Religionen sind hier wegen ihrer selbst ernannten Autorität extrem. Beispiele für die gnadenlose Verfolgung von Andersdenkenden durch eine mächtige Religionsführerschaft gibt es in Hülle und Fülle. Das zeigen auch fast alle Religionen der alten Kulturen, die trotz tiefen Glaubens an ihre allmächtigen Götter versunken sind. Eine besonders negative Ausprägung zeigt die mittelalterliche Inquisition. Hier finden sich vieltausendfach Beweise für die grenzenlose Verblendung und gewissenlose Grausamkeit. Menschen, von denen jeder wusste, dass sie unschuldig sind, wurden verurteilt und hingerichtet, von Mördern im Priestergewand. Wer Glück hatte und seine Gerichtsverhandlung überlebte, wurde enteignet und trug so mit seinem Vermögen zum Stillen der unermesslichen Prunksucht der Kirche bei.
Wehrhaftigkeit gegen geistige Unterdrückung beginnt mit dem Aufwachen. Infrage zu stellen, was laut Behauptung von Ideologen als herkömmlich oder unumstößlich gilt, ist der Beginn von Freiheit. Dazu gehört Mut, manchmal bis zur Selbstaufgabe. Das zeigen Geschichte und Gegenwart.
Aber, wenn er erwacht, kann den Geist der Freiheit niemand wieder in die Flasche sperren.
Die Ideologie in christlichen Religionen
Obwohl es von Gläubigen oft vehement abgelehnt wird, ist jede Religion nicht mehr als eine von Menschen gemachte Ideologie. Den Beweis dafür liefert die Philosophie mit entwaffnender Logik.
Eine Ideologie (griechisch idea = Vorstellung, logos = Lehre, ideologia = Lehre von der Vorstellung), ist im philosophischen Sinn eine Anschauung, die ohne Beweisführung höchsten Anspruch auf Gültigkeit erhebt und dabei abweichende Lehrmeinungen