Büchernachlese: Rezensionen 1985 - 1989. Ulrich Karger

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Büchernachlese: Rezensionen 1985 - 1989 - Ulrich Karger Edition Gegenwind

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Anführungszeichen gesetzte Aussagen zu unterscheiden. Es kann aber durchaus sein, dass ich hier einiges übersehen habe – Hinweise darauf und generell zu allem Korrekturbedürftigen würde ich dankend entgegennehmen und bei nächster Gelegenheit in einer Neuausgabe auch umzusetzen suchen. - Die hier vorgenommene Sortierung nach den Gattungen Belletristik, Sachbuch, Kinder- und Jugendbuch sowie nach den Untergattungen bzw. den dazugehörenden Genres der Kriminalliteratur und der Science-Fiction sind nicht immer sehr trennscharf zu halten und zugleich sehr breit aufgefasst – hierzu folgende Erläuterungen: Belletristik: Erzählungen, Märchen, Novellen, Romane (inkl. Untergattung historische Romane), Lyrik, Theaterstücke. Kriminalliteratur: Diese Untergattung der Belletristik umfasst Rezensionen zu nahezu allen Genres wie „gehobene“ Kriminalliteratur, „Krimis“ und „Thriller“ aller Art. Science-Fiction: Diese Untergattung der Belletristik umfasst Rezensionen zu nahezu allen Genres wie Phantastik, klassische Science-Fiction (Space Operas, Dystopien etc.), Fantasy (High Fantasy bis Parodie), Horror und Mystery(-thriller). Sachbuch: (Populär-)Wissenschaftliches u.a. zu historischen, politischen, philosophischen, religionswissenschaftlichen und soziologischen Themen, Lexika, Interviews, Biografien, Autobiografien. Kinder- und Jugendbuch: Umfasst alle besprochenen (Unter-)Gattungen und ist allein von der Alterszuordnung der Zielgruppe bestimmt. Rezensionen zu All-Age-Titeln, die Jugendliche wie Erwachsene gleichermaßen ansprechen sollen, sind ebenfalls hier eingeordnet. Die Anzahl von Rezensionen in den unterschiedlichen Gattungen variierte über die Jahre und Jahrzehnte sehr – mehr dazu im Nachwort. - Zur konkreten Anzahl und dem jeweiligem Umfang der Rezensionen dieser E-Book-Ausgabe siehe Index … im 2. Kapitel oben.

      1985 – BELLETRISTIK

      Name, Vorname | Titel | JahrErmer, Hermann: Null-Lösung >1985 BB Meinicke, Michael: Die Revolution der Einsamkeit >1985 BB Die Besprechung zu dem Titel von Michael Meinicke war die erste, die ich je veröffentlicht habe.

      Ermer, Hermann: Null-Lösung

      Nichts geht mehr. Der Blick nach vorne hat nur den „ziemlich wahrscheinlichen“ oder den „absolut sicheren Tod durch Fremdeinwirkung“ vor Augen, und diesen Blick, diese Wahl hat nur noch eine kleine Gruppe von Menschen. „Möge es (das Buch) uns erbittert entschlossen machen, diese schrecklichste aller Bedrohungen, (...) mit Entschiedenheit zu beseitigen“, schreibt im Vorwort der Jesuitenpater Erlinghagen, der einst die Atomexplosion von Hiroshima überlebt hat. Hermann Ermer hat sich an ein Thema gewagt, das entweder schon in wissenschaftlichen, aber unverständlich widersprüchlichen Abhandlungen oder in sich am Horror aufgeilenden Katastrophenfilmen „verarbeitet“ wurde. Hermann Ermer aber hat gut recherchiert und vermittelt dennoch allgemeinverständlich und unpathetisch, was alles passieren kann, wenn einen das Geschick im Fall des Falles in einen atombombensicheren Schutzbunker der Bundeswehr entkommen läßt. Diese (noch) fiktiven Erlebnisse werden aus der Sicht des fünfzehnjährigen Frank geschildert, denn die anderen sehen es ja nicht. Frank kann die Erwachsenen zwar hören, aber nicht verstehen. Zum Beispiel seine Eltern, die mögen sich doch, warum streiten die nur immer? Oder die Soldaten im Bunker, warum können die nicht wenigstens jetzt vernünftig miteinander reden, wo doch oben vermutlich alles unter Schutt und Asche liegt? Immerhin – Frank ist wach genug, Gefühle zu zeigen, nach Gefühlen zu fragen, überhaupt zu fragen. Eine Geschichte, die ich erst nach der letzten gelesenen Seite weglegen konnte, ein Buch, das gerade nach Tschernobyl nicht einfach verdrängt werden sollte. Hermann Ermer: Null-Lösung. KKZR Verlag, Berlin 1985. Vorwort: Prof. Dr. Helmut Erlinghagen. 132 Seiten. 21,80 DM. ISBN: 3-924261-12-1 Vö.: zitty 2/1986; taz vom 2.8.1986

      Meinicke, Michael: Revolution der Einsamkeit

      Bill Wyman Nr. 2, der Nachnamen und Nummer je nach Situation wechselt, versäuft seine Liebe zu einer Frau, die so zielbewußt scheint, wie Bill entschlußlos ist. Bill, in seinen Wachträumen ständig zwischen Kreuzberg und Samothraki on the road, hält sich am Ende des Buches vom Alkohol geschlagen am Schreibtisch fest, während „sie“ als mutmaßliche Terroristin auf der Autobahn gestellt und in „Notwehr“ erschossen wird.

      Eine Collage vieler Wahrnehmungen, die präzise beobachtet. und, bei aller Tristesse des Themas, oft schnoddrig-witzig geschildert sind. Mir wurde hierbei das Gefühl vermittelt, etwas von der Gleichzeitigkeit des Erlebens nachlesen zu können. Eine Hand hält das leere Glas, die Augen sehen zur Tür, der Mund spricht eine Bestellung, der Kopf ... ja der träumt oder denkt gerade an „sie“ oder Kreuzberg oder Samothraki. Sie, d.i. die Summe eines Frauenbildes, kommt persönlich zu Wort. Er könne nicht wie eine Frau fühlen und denken, also setzte Michael Meinicke mit Erlaubnis ihm befreundeter Frauen Briefe oder Zitate von diesen nahezu wörtlich in den Text um.

      Dieses Buch ist nicht für lange, graue Novemberabende geschrieben, zuoft mußte ich innehalten, es zur Seite legen, es bedenken. Absätze grenzen oft nur 3, 2 oder halbe Seiten ein, und jeder Abschnitt ist durchgearbeitet, auf das Wesentliche verdichtet. Aber für Michael Meinicke zielt das Wesentliche auf den Sieg der Einsamkeit, was der heutige Zeitgeist mit „no future“ zu fassen sucht.

      Dennoch, die gut gesetzten Zitate (der Frauen, aber auch von Fichte, Aristoteles, Berlins Innensenator Lummer u.a.) geben dem Leser genügend Hinweise, auch auf ganz andere Gedanken zu kommen. Die Illustrationen von Helmut Zielke nehmen das Widersprüchliche und Collagenhafte des Textes gekonnt auf und geben auch Markierungspunkte für die fehlenden Kapitelzeichen oder Überschriften, die das Lesen etwas leichter gemacht hätten.

      Für Leute mit Geduld und Lust an Szene-Beschreibungen ist das handlich, gut verarbeitete Buch aber durchaus tragbar.

      Michael Meinicke: Revolution der Einsamkeit. Roman. KKZR Verlag, Berlin 1985. 175 Seiten. ISBN: 3-924261-11-3

      Vö.: zitty 22/1985; taz vom 30.7.1986

      1985 – SACHBUCH

      Name, Vorname | Titel | JahrHansen, Hartwig: U-Bahn. Ein Lesebuch >1985 SB Ruppel, Helmut: Träumen – Klagen >1985 SB

      Hansen, Hartwig (Hrsg.): U-Bahn - Ein Lesebuch

      Zwei Verlage haben eine Idee. Gerade noch rechtzeitig erfahren sie voneinander und tun sich daraufhin zusammen. Das hat mehrere Vorteile. „U-Bahn – Ein Lesebuch“ ist ohne herausragende Beiträge, da erzählerische und dokumentarische Texte sowie illustrierende und sich selbst beschreibende Fotos, Graphiken und Cartoons von gleichbleibend guter Qualität ausgewählt worden sind. Zitate von W.S. Burroughs und Peter Paul Zahl fügen sich in die Impressionen jüngerer AutorInnen ein und untersuchen von allen möglichen Seiten dieses Verkehrsmittel, das seit über 100 Jahren schon Millionen über Millionen von Menschen bewegt hat und in heutiger Zeit als eine der Alternativen zum Auto gepriesen wird.

      Jeder kommt zu Wort (oder zu Bild), ob sachlich berichtend, subjektiv schildernd (Kontrolleure im Beruf vs. Schwarzfahrer aus Berufung), still leidend (Klaustrophoben) oder art-ige „Kunstblicke aus New York“ genießend, und, und, und ...

      Da wechselt sich Trostloses mit Tröstlichem und Tragisches mit ausgesprochen Witzigem ab. Das liest sich sehr kurzweilig, da jeder Text gut verdichtet ist, ohne ins Unverständliche abstrahiert zu sein und die Bilder pointiert gesetzt sind. Die Artikel sind mit dicken Überschriften gegliedert und ohne Längen, so daß auch Kurzstreckenfahrer der U-Bahn wenigstens einen zu Ende lesen können.

      Das U-Bahn-Lesebuch der Verlage STATTBUCH und GERALD LEUE, beide in Berlin ansässig,

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