Maria Stuart. Stefan Zweig

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Maria Stuart - Stefan Zweig

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des schottischen Parlaments zu ihr nach Frankreich kommt; denn er steht Elisabeth bedenklich nahe und vielleicht sogar besoldet in ihrem Dienst. Einzig ihre schleunige Heimkehr kann alle diese dunklen und dumpfen Intrigen rechtzeitig niedertreten, nur mit dem von ihren Ahnen, den Stuartkönigen, ererbten Mut kann sie ihr Königtum behaupten. Und so entschließt sich endlich, um nicht im selben Jahre die zweite Krone nach der ersten zu verlieren, Maria Stuart schweren Sinnes und düsterer Ahnung, einem Ruf zu folgen, der nicht aus ehrlichem Herzen kommt und den sie selbst nur mit halbem Vertrauen hört.

      Aber noch ehe sie das eigene Reich betritt, muß Maria Stuart spüren, daß Schottland an England grenzt und daß eine andere als sie selbst dessen Königin ist. Elisabeth hat keinen Grund und noch weniger Neigung, dieser Rivalin und Kronanwärterin das Leben leicht zu machen, und mit zynischer Offenheit bekräftigt ihr Staatsminister Cecil jedes feindselige Vorgehen: »Je länger die Angelegenheiten der schottischen Königin unsicher bleiben, um so besser für die Sache Ihrer Majestät.« Denn noch ist der Zwist jenes papierenen und gemalten Thronanspruchs nicht ausgetragen. Zwar hatten die schottischen Abgesandten in Edinburgh einen Vertrag mit den englischen abgeschlossen, in dem sie im Namen Maria Stuarts sich verpflichteten, Elisabeth »for all times coming«, also für immerdar, als die rechtmäßige Königin von England anzuerkennen. Aber als dann der Vertrag nach Paris gebracht wurde und es galt, die Unterschrift unter die zweifellos gültige Abmachung zu setzen, waren Maria Stuart und ihr Gatte Franz II. ausgewichen; die Anerkennung will ihr nicht in die Feder, nie wird sie, die einmal mit dem Wappen den Anspruch auf die englische Krone wie eine Fahne vor sich her tragen ließ, diese Fahne senken. Sie ist allenfalls bereit, ihr Recht aus Politik zurückzustellen, aber nie wird sie zu bewegen sein, offen und ehrlich auf ihr Ahnenerbe zu verzichten.

      Eine solche Zweideutigkeit des Ja und Nein kann Elisabeth nicht dulden. Die Gesandten der schottischen Königin haben in ihrem Namen den Vertrag von Edinburgh unterschrieben, folglich, erklärt sie, sei Maria Stuart verpflichtet, diese Unterschrift einzulösen. Eine Anerkennung sub rosa, eine heimliche Zusage, kann Elisabeth nicht genügen, denn für sie als Protestantin, deren halbes Reich sich noch immer leidenschaftlich zum Katholizismus bekennt, bedeutet eine katholische Prätendentin nicht nur Throngefahr, sondern Lebensgefahr. Wenn die Gegenkönigin nicht klar auf jede Art des Anspruchs Verzicht leistet, ist Elisabeth nicht wahrhaft Königin.

      Elisabeth befindet sich, niemand kann es leugnen, in dieser Streitsache zweifellos im Recht; aber sie setzt sich selber schleunig ins Unrecht, indem sie einen so großen politischen Konflikt in kleinlicher und mesquiner Weise auszutragen sucht. Immer haben Frauen in der Politik die gefährliche Eigenschaft, bloß mit Nadelstichen ihre Rivalen zu verwunden und Gegensätze durch persönliche Bosheiten zu vergiften; auch jetzt begeht die sonst klarsichtige Herrscherin diesen ewigen Fehler der politischen Frauen. Maria Stuart hat für die Reise nach Schottland formell einen »safe conduct« – wir würden heute sagen: ein Durchreisevisum – angesprochen, was man ihrerseits sogar als einen Akt der Courtoisie, der formellen amtlichen Höflichkeit deuten kann, denn der gerade Seeweg in die Heimat steht ihr ohnedies offen: wenn sie über England reisen will, so bietet sie damit ihrer Gegnerin stillschweigend die Möglichkeit freundschaftlicher Aussprache. Elisabeth aber ergreift sofort die Gelegenheit, um ihrer Rivalin einen Stich zu versetzen. Sie erwidert die Höflichkeit mit einer groben Unhöflichkeit und erklärt, sie verweigere insolange Maria Stuart den »safe conduct«, als sie den Vertrag von Edinburgh nicht unterzeichnet habe. Um die Königin zu treffen, beleidigt sie die Frau. Statt der kraftvollen Geste der Kampfandrohung wählt sie die boshafte und kraftlose der persönlichen Kränkung.

      Nun ist von dem innerlichen Konflikt dieser beiden Frauen der Schleier abgerissen, mit harten, heißen Augen stoßen Stolz und Stolz gegeneinander. Unverzüglich läßt Maria Stuart den englischen Gesandten zu sich rufen, und leidenschaftlich fährt sie ihn an: »Nichts schmerzt mich mehr, als daß ich mich so sehr vergessen konnte, von Ihrer Gebieterin, der Königin, diese Gunst zu verlangen, die ich gar nicht zu verlangen brauchte. Ich benötige ebensowenig ihre Bewilligung für meine Reise wie sie die meine für ihre Reisen und kann auch ohne ihren Paß und ihre Erlaubnis in mein Königreich zurückkehren. Denn obwohl der verstorbene König alle Hindernisse in Gang setzte, um mich abzufangen, als ich in dieses Land kam, wissen Sie doch, Herr Gesandter, daß ich heil herübergekommen bin, und ebenso würde ich gute Mittel und Wege finden, auf gleiche Art heimzugelangen, wollte ich meine Freunde anrufen ... Sie haben mir offen gesagt, daß Freundschaft zwischen der Königin und mir wünschenswert und für uns beide zum Vorteil wäre. Ich habe jetzt einigen Grund anzunehmen, daß die Königin nicht dieser Meinung ist, denn sonst würde sie mir mein Ansuchen nicht so unfreundlich abgelehnt haben. Es hat den Anschein, daß sie mehr Gewicht auf die Freundschaft der Ungehorsamen unter meinen Untertanen legt als auf die meine, die der Gebieterin, die ich ihr gleich im Range bin, wenn auch geringer an Klugheit und Erfahrung, aber doch ihre nächste Verwandte und ihr nächster Nachbar ... Ich verlange von ihr nichts als Freundschaft, ich beunruhige nicht ihren Staat, noch verhandle ich mit ihren Untertanen, und doch weiß ich, daß ihrer genug in ihrem Königreich wären, die meine Angebote gerne vernehmen würden.«

      Das ist eine starke Drohung, vielleicht mehr stark als klug. Denn noch bevor Maria Stuart den Fuß nach Schottland gesetzt hat, verrät sie schon ihre geheime Absicht, den Kampf mit Elisabeth notfalls auch nach England hinüberzutragen. Der Botschafter weicht höflich aus. Alle Schwierigkeiten entstammten doch nur dem Umstand, daß Maria Stuart seinerzeit das englische Wappen in das ihre aufgenommen habe. Auf diesen Anwurf hat Maria Stuart rasch eine Antwort bereit: »Herr Gesandter, ich stand damals unter dem Einfluß des Königs Heinrich, meines Schwiegervaters, und des Königs, meines Herrn und Gemahls, und was immer geschehen ist, geschah auf ihren Befehl und ihre Anordnung. Seit ihrem Tode, Sie wissen es, habe ich niemals weder das Wappen noch den Titel einer Königin von England geführt. Ich glaube, diese Handlungsweise müßte die Königin sichermachen. Übrigens wäre es für meine Base, die Königin, keine solche Unehre, wenn ich als Königin gleichfalls das Wappen von England führen würde, denn ich weiß, daß auch andere, die im Range niedriger sind als ich und nicht so nahe verwandt, dieses Wappen führen. Schließlich können Sie doch gar nicht leugnen, daß meine Großmutter eine der beiden Schwestern des Königs, ihres Vaters, war, und zwar die ältere.«

      Abermals schimmert unter der freundlichen Form eine gefährliche Mahnung: indem Maria Stuart betont, daß sie von der älteren Linie abstammt, bekräftigt sie neuerdings ihr Anrecht. Und wie nun der Botschafter sie beschwichtigend bittet, zur Bereinigung des unerfreulichen Zwischenfalls doch das gegebene Wort zu halten und den Edinburgher Vertrag zu unterzeichnen, flüchtet, wie immer, wenn der heikle Punkt berührt wird, Maria Stuart hinter Verzögerungen: sie könne das keinesfalls tun, ehe sie sich mit dem schottischen Parlament beraten habe; ebensowenig aber will der Botschafter seinerseits im Namen Elisabeths Zusicherungen geben. Immer wenn die Verhandlungen an die kritische Wende geraten, wo klar und deutlich eine oder die andere Königin etwas von ihren Rechten abgeben soll, beginnt die Unaufrichtigkeit. Jede hält krampfhaft ihren Trumpf in der Hand; so wird sich das Spiel ins Endlose und ins Tragische verlängern. Schroff bricht schließlich Maria Stuart die Verhandlungen über das freie Geleit ab; es ist wie der scharfe Riß, wenn ein Tuch zerschnitten wird: »Wären meine Vorbereitungen nicht so weit gediehen, so hätte vielleicht die Unfreundlichkeit der Königin, Ihrer Gebieterin, meine Reise verhindern können. Jetzt aber bin ich entschlossen, die Sache zu wagen, was immer daraus entsteht. Ich hoffe, der Wind wird so günstig sein, daß ich nicht genötigt bin, die englische Küste zu berühren. Sollte dies aber geschehen, dann bekommt mich die Königin, Ihre Herrin, in die Hände. Sie kann in diesem Falle mit mir tun, was sie will, und wenn sie so harten Herzens ist, meinen Tod zu verlangen, möge sie nach ihrem Gutdünken handeln und mich opfern. Vielleicht wäre diese Lösung für mich besser als zu leben. In dieser Sache sei nur Gottes Wille erfüllt.«

      Wiederum klingt in diesen Worten jener gefährliche, selbstbewußte und entschlossene Ton in Maria Stuart auf. Von Natur eher weich, lässig, leichtsinnig und dem Genuß des Lebens mehr zugetan als dem Kampfe, wird diese Frau sofort eisenhart, trotzig und kühn, sobald es ihre Ehre gilt, sobald an das Recht gerührt wird, das sie als Königin fordert. Lieber zugrunde gehen als sich beugen, lieber eine königliche Torheit als

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