Koppelgeschichten - von und mit Pferd. Gabi Lohmann

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Koppelgeschichten - von und mit Pferd - Gabi Lohmann

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nicht verletzt. Fast hatte ich das Gefühl, der Kleine atmete auf, als ich in seinen Sattel stieg. Vorsichtig ritt ich ihn in alle drei Gangarten - und es machte wieder ‚Klick‘. Wieder dieses herrliche Gefühl, dass man ‚eins‘ wird. Ich glaube, ich lächelte wie ein Honigkuchenpferd, als Firlefanz mit mir über die Sprünge ging. Es war ein traumhaftes Gefühl!

      Als ich nach dem letzten Sprung strahlend in Stefans Richtung blickte, lief es mir eiskalt den Rücken hinunter. Stefan freute sich nicht mit mir, nein, er hasste mich!

      Stefan hat mir die Freundschaft zu seinem Pferd nie verziehen. Wir trennten uns noch an diesem Abend. Stefan verließ mit Firlefanz den Stall. Aber Horst hatte genügend Bekannte. Über ihn erfuhr ich, dass Stefan Firlefanz bei einem Händler gegen ein anderes Pferd getauscht hatte – und mit der Unterstützung meiner Eltern konnte ich Firlefanz kaufen.

      Seitdem sind wir unzertrennlich!

      ***

      Mareike atmet tief durch und nimmt einen großen Schluck aus ihrem Wasserglas. „So, jetzt wisst ihr, wie ich zu meinem kleinen Lauser gekommen bin. Von Stefan habe ich übrigens nichts mehr gehört.“ Mareike blickt nachdenklich in die Ferne. „Schon merkwürdig, wie Menschen sich auseinander leben können.“ Sie schüttelt den Kopf und wechselt das Thema. „Jetzt ist aber einer von euch dran: Was ist mit dir Petra, was ist Calimeros Geschichte?“

      „Was mit meinem kleinen Braunen ist, willst du wissen? Mal überlegen, was ich euch da erzählen kann. Aber halt, wieso ich – lassen wir doch Calimero selbst berichten! Und bevor sich jemand von euch aufregt“, Petras Blick fällt betont auf Martina, die Turnierreiterin des Stalles, „dies ist die Geschichte, so wie ich denke, dass Calimero sie erlebt hat. Hier darf jeder anderer Ansicht sein – nur lasst mir auch die meine!“

      Calimero

      Unten auf der Koppel hebt Calimero seinen Kopf und lässt kauend den Blick über seine Herdenfreunde gleiten. Direkt in seiner Nähe grast Peter. Etwas weiter entfernt teilen sich Ilias und Don Rubico eine besonders saftige Stelle. Firlefanz entledigt sich durch heftiges Wälzen den Resten seines Winterfells. Die anderen grasen weiter entfernt.

      Die Sonne spiegelt sich in Calimeros glattem Fell. Er ist seine Winterwolle dieses Jahr schnell los geworden. Seine großen wachen Augen blicken frech unter dem schwarzen Schopf hervor. Sein Blick fällt auf den nahe gelegenen Springplatz. Calimero verharrt in seiner Bewegung, sein Blick bekommt etwas Sehnsüchtiges.

      „Springen!“ Calimero schluckt und starrt auf die bunten Stangen. „Endlich wieder über Stangen fliegen! Wieso lässt mein Frauchen mich nicht, sie muss doch wissen, wie gern ich es tue!“

      „Menschen, als ob die immer wissen, was wir mögen!“, mischt sich Gipsy von der benachbarten Koppel ein. „Obwohl, was ich bisher so gesehen habe, scheinst du es mit deinem Menschen gar nicht so schlecht getroffen zu haben.“

      „Ja, meine Menschin, Petra nennen die anderen sie, ist schon ganz ok. Und mein Mensch, dieser Philipp, der ist ganz toll. Mit dem darf ich springen!“ Calimeros Augen leuchten und er schnaubt begeistert.

      „Nu halt mal den Ball flach.“ Peters Stimme klingt etwas nuschelnd. Ein riesiger Löwenzahn hängt dem alten Rappen aus dem Maul und er kaut genüsslich darauf herum. „Wenn ich mich recht erinnere, hast du vor drei Wochen kaum den Kopf hochbekommen. Hast richtig jämmerlich ausgesehen. Schon vergessen?“

      „Wie soll ich das vergessen?“ Missmutig rupft Calimero ein Büschel Gras aus. „Ist mir ja schon das zweite Mal passiert! Und was macht meine Menschin! Ruft den Tierarzt, der eine dicke Nadel in mich hineinsticht! Tat sauweh!“ Calimero prustet empört. „Und dann geben sie mir noch etwas, damit ich mich nicht mehr wehren kann. Richtig müde macht das Zeug.“

      „Und wie du danach geduftet hast!“ Peter kaut genießerisch auf dem Büschel. „Gestunken hast du, drei Meilen gegen den Wind. Aber es hat dir geholfen!“

      „Und kaum kann er sich wieder etwas bewegen, schon denkt er ans Springen!“ Ilias schüttelt verständnislos den Kopf. „Sei doch froh, dass dein Mensch dich schont. Macht auch nicht jeder.“

      „Wie bist du überhaupt an so eine nette Menschin gekommen?“ Gipsy nähert sich dem Koppelzaun und streckt die Nase zu den Wallachen hinüber. „Du hast es in deinem Leben echt gut getroffen.“

      „Ja, da hast du Recht. Wenngleich, am Anfang war es schon etwas holperig.“ Calimeros Blick gleitet in die Ferne.

      ***

      An meine Kindheit kann ich mich nur noch dunkel erinnern. Geboren bin ich in Rottweil, wo ich auch die ersten Monate meines Lebens verbracht habe. Wir hatten zwar nur ein kleines Einzimmerappartment, dafür aber einen riesigen Garten.

      Meine Mama war eine echt tolle. Hat mir gezeigt, wo es die süßesten Gräser gibt. Bei ihr konnte ich mich nach dem Toben immer ausruhen – und einige Freunde in meinem Alter hatte ich auch dort.

      Meine Mama und mein Papa lebten zu der Zeit schon getrennt. Alles, was ein kleines Pferd wissen muss, habe ich von meiner Mama gelernt.

      Sie hat mir auch beigebracht, keine Angst vor diesen komischen Wesen zu haben, die auf zwei Beinen herumlaufen, komisch riechen und jeden Tag ein anderes Fell haben.

      "Das sind Menschen", sagte sie zu mir. "Wir halten sie als unser Personal, und zu unserer Unterhaltung. Sie sorgen dafür, dass wir regelmäßig unser Essen bekommen, sie kümmern sich um unseren Garten und sorgen für unsere Unterhaltung, damit uns nicht langweilig wird.

      Ach ja, und der komische Geruch, der nennt sich Seife."

      Meinen Papa habe ich leider nie kennen gelernt.

      Mama hat aber erzählt, dass er ein berühmtes Springpferd ist. Springpferd? Ich hatte zu der Zeit keine Ahnung, was das war. Aber es klang so aufregend! Das wollte ich auch werden. Vielleicht würde ich dann meinen Papa treffen!!!

      Eines Tages kam eines dieser Menschen-Wesen und brachte mich zu einer komischen kleinen Box auf Rädern. Meine Mama hatte mir gesagt, ich könne diesen Menschen vertrauen, aber ab und an kommen mir Zweifel! An dem Tag, an dem ich vertrauensvoll hinter dem Menschen in die kleine Box stieg, sah ich meine Mutter zum letzten Mal!

      Ich kam in ein neues Zuhause. Dort wohnten bereits zwei Artgenossen. Sie waren klein, weiß und rund.

      "Ah, du bist bestimmt unser neuer Kollege", begrüßte mich der Erste freundlich.

      "Wie heißt du", fragte der andere.

      "Was meinst du?" entgegnete ich.

      "Na, dein Name. Du musst doch einen Namen haben."

      „Was ist ein Name?“

      "Das ist etwas, was Menschen einem geben. Das Wort, das sie am häufigsten zu dir sagen, ist dein Name. Mein Kollege hier heißt 'Lassdas' und ich bin 'Fresssack'."

      "Oh, nein, einen Namen habe ich nicht."

      "Naja, wird schon noch kommen. Wir zeigen dir erstmal dein neues Zuhause."

      Meine neue Heimat war auf dem ersten Blick gar nicht so schlecht. Es gab eine große Weide, Berge von Heu und jede Menge interessantes Spielzeug.

      Doch

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