Koppelgeschichten - von und mit Pferd. Gabi Lohmann
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Koppelgeschichten - von und mit Pferd - Gabi Lohmann страница 8
DAS sollte mein neues Zuhause sein?
Wohin sollte ich bei schlechtem Wetter? Was, wenn es gar anfing zu regnen?
Trotzdem hatte ich eine schöne Zeit. Lassdas und Fresssack waren immer sehr freundlich zu mir.
Naja, fast immer. Bei Regen hatten wir regelmäßig Streit. Die beiden wollten einfach nicht verstehen, dass jemand mit meinem dünnen Fell unbedingt den Unterstand braucht. Da war dann nun mal kein Platz mehr für die beiden.
Aber eines fehlte: Ich hätte so gerne einen eigenen Menschen gehabt. Einen Menschen, der mir einen Namen gab! Vielleicht sogar einen Menschen, der aus mir ein Springpferd machte. Wobei ich leider immer noch nicht wusste, was das war. Auch Lassdas und Fresssack konnten mir da nicht weiterhelfen.
Sie hatten beide einen eignen Menschen. Lassdas hatte ein Männchen und Fresssack ein Weibchen. Wenn die beiden mit ihren Menschen loszogen, blieb ich fast immer allein zurück oder trottete als 5. Rad am Wagen hinter der kleinen Gruppe her. Mit der Zeit zog ich es dann vor, zuhause zu bleiben und mich mit Bastel- und Renovierungsarbeiten am Stall zu beschäftigen.
So vergingen einige Sommer und Winter. Aber dann, eines Tages, stand wieder so eine Box auf Rädern an der Weide. Lassdas Männchen zog mir ein Halfter an und brachte mich zu dieser Box. Erwartungsvoll stieg ich ein. Bestimmt durfte ich zurück zu meiner Mutter und bekam meinen eigenen Menschen!
***
Calimero atmet tief durch und schnaubt. „Pferd, war ich damals naiv!“
***
In meiner nächsten Heimat wartete eine kleine eigene Wohnung auf mich. Ganz nett eigentlich, aber die Kollegen dort waren etwas komisch.
"Howdy", begrüßte mich ein bunt geschecktes Pferd. "Du bist also der neue Azubi?"
Howdy? Azubi? Ich verstand rein gar nichts! Geduldig erklärte mir mein Wohnungsnachbar die Gepflogenheiten der Menschen auf diesem Hof. ‚Western reiten‘ nannten die Menschen das, was sie hier taten. Reiten, ok, das sagte mir schon etwas. Dazu kletterten die Menschen auf unsere Rücken und ließen sich herumtragen. Aber was war mit ‚Western‘ gemeint?
Ich sollte es bald kennen lernen. Zuerst ließ ein Mensch mich in einer runden Box frei. Mir gefiel es da ganz gut. Der Boden war weich, nur zu fressen gab es nichts. Dann begann dieser Mensch, mich mit einem Strick zu jagen. Ich verstand die Welt nicht mehr. Immer wieder scheuchte der Mensch mich im Kreis herum – wie langweilig! Sobald er aufhörte und sich von mir wegdrehte, trabte ich auf ihn zu. Vielleicht hatte der Mensch ja etwas zu fressen?
Der Mensch war darüber schier aus dem Häuschen und geizte nicht mit kleinen Leckereien. Ich würde prima auf das ‚Join-up‘ reagieren, erzählte er später allen, die es hören oder auch nicht hören wollten.
Mir war das egal. Das Spiel war langweilig, aber es gab etwas zu fressen. Von daher – von mir aus!
Nach ein paar Tagen kam dieser Menschen-Mann mit einem riesigen, unförmigen Leder-Dings an. An jeder Seite baumelten zwei Lederriemen mit komischen Schlaufen am Ende. Unter dem Leder-Dings war noch ein buntes Etwas aus Stoff befestigt.
Die wollten dieses Dings doch nicht etwa auf meinen Rücken ...? Doch, wollten sie.
Das Ding, Sattel nannte es der Menschen-Mann, war schwer und drückte unangenehm. Ich wollte ausweichen, aber der Menschen-Mann wies mich grob zurecht. Das gefiel mir gar nicht. Dann ging es wieder in diese kreisrunde Riesenbox. Die Menschen nannten sie ‚Roundpen‘.
Jetzt wurde ich mit diesem unförmigen Teil im Kreis gejagt. Die hintere Kante drückte auf meine empfindlichen Nieren. Es tat weh, es war unangenehm und ich bockte, was das Zeug hielt. Aber der Sattel blieb. Völlig erschöpft stand ich mit gespreizten Beinen in der Bahn. Ich hatte keine Kraft mehr, das Spiel wie gewohnt zu beenden und zu dem Menschen in die Mitte zu gehen. Daher gab es diesmal auch nur einen ganz kleinen Leckerbissen.
In der Nacht schlief ich schlecht. Mir taten alle Knochen weh und ich verstand meinen Wohnungsnachbar nicht, der so begeistert von der Arbeit mit den Menschen und den Rindern erzählte.
In den nächsten Tagen wiederholte sich das miese Spiel. Zuerst das Ungetüm von Sattel, dann das Herumscheuchen im Roundpen. Das Leben machte nicht mehr wirklich Spaß! Sehnsüchtig dachte ich an meine Kumpel Lassdas und Fresssack. Die hatten nette Menschen. So einen musste es doch auch für mich geben!
Dann kam der Tag, an dem mir mein Menschen-Mann eine Eisenstange in das Maul schob. Das Teil war groß und drückte mindestens genauso wie der Sattel. Jede Bewegung dieser Stange im Maul war unangenehm. Ich hasste es!
Mit dem Sattel auf dem Rücken und der Stange im Maul musste ich meinen Menschen-Mann folgen. Er setzte sich auf ein anderes Pferd und zog mich hinter sich her.
Das Pferd war schon älter und nicht sehr gesprächig. Es schimpfte nur immer, wenn ich nicht schnell genug hinterher kam. Es gab doch so viel zu sehen! Aber fürs Umherschauen blieb keine Zeit. Sofort gab es einen hässlichen Ruck im Maul.
Unser Ziel war eine Weide mit bunt gescheckten Tieren. Ich hatte solche Tiere noch nie gesehen und erstarrte – worauf leider wieder ein schmerzhafter Ruck im Maul folgte. Das ältere Pferd verstand meine Aufregung gar nicht. ‚Rinder‘ wären das und unsere Aufgabe wäre es, sie zusammenzutreiben.
Ich verstand kein Wort. Aber ich sollte noch sehen, was damit gemeint war. Der Mensch stieg ab und band mich mit den Zügeln an dem Weidezaun fest. Dann stieg er wieder auf sein Pferd und ritt zu diesen merkwürdigen Tieren.
Ich schaute mit großen Augen zu und bewunderte das andere Pferd. Wie es da so ohne Furcht durch die Herde dieser merkwürdigen Tiere schritt! Ich zitterte am ganzen Körper. Mir machten diese Tiere Angst.
Der Mensch galoppierte mit dem Pferd quer durch die Herde, sonderte mal ein Tier ab, dann trieb er sie wieder zusammen. Ich verstand den Sinn des Ganzen nicht, aber der Mensch schrie immer wieder begeistert. Ihm schien es Spaß zu machen!
Und dann passierte das Ungeheuerliche! Die ganze Tiermasse bewegte sich plötzlich auf mich zu!!!
Ich tat das einzig Sinnvolle. Mit einem riesigen Ruck riss ich mich vom Zaun los und ergriff die Flucht nachhause. Dass dabei das Teil mit der Eisenstange am Zaun zurückblieb, war mir nur recht.
Der Mensch war über meine Flucht nicht so glücklich. Er lobte mich gar nicht, als er mich brav wartend vor meiner Wohnung fand. Er murmelte etwas von ‚Mistvieh‘ und das klang nicht sehr nett. Ich hoffte nur, dass dies nicht mein Name sein sollte!
Am nächsten Tag schmerzte mein Genick. Beim Losreißen vom Zaun musste ich mich dort verletzt haben. Leider bemerkte es mein Mensch nicht. Er brachte eine neue Stange für mein Maul und wieder den Sattel.
Hörte das denn nie auf?
Diesmal hatte er sich etwas Neues ausgedacht. Er führte mich in den Roundpen und scheuchte mich wieder im Kreis. Dieses Spiel wurde durch dauernde Wiederholungen auch nicht eben interessanter, aber wenn der Mensch unbedingt wollte, spielte ich halt mit. Vielleicht kam ich auf diesem Weg auch irgendwann zu einem eigenen (freundlichen) Menschen.
Diesmal war das Spiel nicht damit beendet, dass ich zu dem Menschen in den Kreis kam. Ein anderer Mensch