Mördertränen: Thriller. Alfred Bekker

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Mördertränen: Thriller - Alfred Bekker

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das muss schrecklich sein.

      Aber die Wahrheit ist, ich tue es nicht nur ihretwegen.

      Ich tue es auch meinetwegen.

      Denn ich brauche das. Dieses Gegenüber, dem ich alles sagen, alles erzählen kann.

      Wenn ich einen schwierigen Fall habe.

      Wenn irgendwas nicht so läuft, wie es sollte.

      Es ist die ganz große Liebe.

      Immer noch.

      Ich sage: “Ich denke oft daran, wie uns kennengelernt haben. Damals. Wir waren sechzehn und in der High School. Es war im Französisch-Unterricht. Ich saß in der Reihe vor dir - neben einem anderen Mädchen, mit dem ich lange und sehr gut befreundet gewesen bin. Ich drehte mich zu dir um. Unsere Blicke trafen sich. Ich weiß noch, wie du mich angesehen hast. Das war war wie eine Naturgewalt. Die Lehrerin musste mich ermahnen, jetzt aufzupassen. Ich glaube, sowas nennt man ein klassisches Teenager-Drama. Diese Faszination hat nie nachgelassen.”

      Ich stelle mir vor, dass sie antwortet.

      Wenn ich bei ihr sitze, höre ich sie reden.

      So, wie sie es immer getan hat.

      Ich höre ihre samtene Stimme und, die mich vom ersten Moment an in ihren Bann gezogen hat.

      Und dann zucke ich zusammen, denn ich sehe einen Schatten, links von mir.

      Ich greife zur Dienstwaffe, reiße sie raus.

      “Keine Bewegung! FBI!”, rufe ich.

      Der Mann hat einen dunklen Bart.

      Er starrt mich mit großen Augen an.

      Seine Bewegung ist erstarrt.

      Er wirkt wie schockgefroren.

      Ich brauche einen Moment, bis ich begreife, dass er die Kleidung der Krankenpfleger trägt.

      Aber das muss nichts heißen.

      “Ich bin die Nachtschicht”, sagt er, etwas verstört. “Mister Dorkin, Sie waren offenbar so vertieft in Ihr...Gespräch, dass Sie nicht gemerkt haben, wie ich hereinkam.”

      Jetzt erkenne ich ihn wieder.

      Wir sind uns tatsächlich schon öfter begegnet. Kann trotzdem sein, dass er einer von Valentinas Bluthunden ist. Jeder könnte das sein.

      Und jeder könnte das werden. Für ein paar Dollar oder für einen Koffer voll davon. Für Valentina spielt das keine Rolle. Sie weiß, dass jeder käuflich ist. Sie war schließlich mal eine Hure. Wer sollte das besser wissen als sie?

      Ich senke die Waffe.

      “Entschuldigen Sie”, sage ich.

      “Ich habe einen ganz schönen Schreck bekommen, Mister Dvorkin.”

      “Es tut mir wirklich sehr Leid.”

      “Schon gut.”

      “Ich war vielleicht einfach etwas... überreizt.”

      “Ja, vielleicht...”

      Ich stecke die Waffe zurück ins Holster.

      Für einen Moment denke ich darüber nach, dass dieser Krankenpfleger einen Teil dessen mitbekommen hat, was ich gesagt habe.

      Einen Teil des Gesprächs mit meiner Frau, das, wie ich leider zugeben muss, für einen unabhängigen Betrachter wohl etwas einseitig wirken muss.

      Aber das alles war mir ein paar Augenblicke später bereits ziemlich egal.

      4

      Als ich die Klinik verließ, bekam ich eine Nachricht auf das Smartphone, dass Valentina mir gegeben hatte.

      >Ich bin in Gedanken immer bei Ihnen, Barry. Immer. Und ich weiß, was Sie tun.<

      Dieses Miststück, dachte ich. Dieses verdammte Miststück!

      Was mich am meisten ärgerte, war die Tatsache, dass sie mich vollkommen in der Hand hatte.

      Wer jemanden liebt, ist verwundbar.

      So einfach ist das.

      Und es gibt Schweinehunde, die das auszunutzen wissen.

      Ich bin ziemlich furchtlos veranlagt.

      Eigentlich zumindest.

      Und ich kann eigentlich auch nicht sagen, dass ich das Risiko scheuen würde.

      Aber wenn es um die Familie geht, ist das etwas anderes.

      Ich hatte keine Ahnung, wie ich aus dieser Klemme wieder herauskommen sollte.

      Im Moment hatte ich nur eine Wahl.

      Ich musste tun, was man mir sagte.

      Bedingungslos.

      Und obwohl es allem widersprach, woran ich glaubte und wofür ich einzustehen bereit war.

      5

      „Ah, ist das scharf!“, meinte Jaden und verzog das Gesicht. Wir saßen in einer Filiale von 'Tapas Mexicanas“, einer Kette mit Latino Fast Food in Spanish Harlem. Auch wenn ansonsten in diesem Teil New Yorks Puertoricaner, Exilcubaner und Einwanderer aus anderen lateinamerikanischen Ländern den Ton angaben, waren die Gäste hier durchaus bunter gemischt. Das lag wohl an der unmittelbaren Nähe der Columbia University, die wie eine Insel des weißen, angelsächsisch-protestantischen Amerika

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