Uppers End. Birgit Henriette Lutherer
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Begegnung mit dem Teufel
„Wie konnte ihm das denn gelingen? Wenn ein Phantom-Sein doch so unnahbar und unberechenbar ist, dann ist derjenige, der darin lebt auch unbesiegbar – oder habe ich da was falsch verstanden“, fragte Max. Die Sache mit dem Phantom-Sein interessierte ihn sehr. Das fand er überaus spannend. Er malte sich aus, wie er damit irgendwann einmal als mächtiger Unbekannter die Menschheit beherrschen würde. Seine Fantasie schlug bei diesen Möglichkeiten, die sich da für ihn eröffnen könnten, geradezu Kapriolen.
„Max, vergiss es! Denk nicht einmal daran, mein Lieber. Das würde ich dir nie gestatten.“ Upper, der Max´ Gedanken hörte, denn das konnte er, bremste ihn sofort. „Glaubst du etwa, nach all dem, was in eurer Familie passiert ist, würde ich noch irgendjemandem von euch ein Phantom-Sein zugestehen? Das ist ein für alle Mal vorbei. Nie mehr soll das so sein!“
„Ist ja schon gut“, gab Max kleinlaut bei. Er fühlte sich ertappt. „Man wird ja wohl mal träumen dürfen.“
„Ja natürlich“, räumte Upper ein „aber die Sache ist zu ernst. Damit spaßt man nicht. Unterschätzt nie die Macht der Schattenseite!“ Upper mahnte mit erhobenem Zeigefinger während er bedeutungsvoll in die Runde
blickte.“
„Da muss ich Upper beipflichten. Begegnet den Schatten mit größtem Respekt!“ Auch Tomasin fühlte sich ob dieser Thematik gedrängt zur Vorsicht aufzurufen. Er wusste genau, wovon er sprach, denn schließlich oblag es seiner Sorgfaltspflicht die Schattenaspekte zuzuteilen. Besonders heikel war das immer, wenn ein Phantom-Sein zur Erde reiste. Da kam es auf bestmögliche Ausgewogenheit von Archetyp und Schatten an. Auf keinen Fall durfte der Schatten kraftvoller sein als der Archetyp. Wenn das passierte, könnte es schwerwiegende Konsequenzen zur Folge haben. Wie aus dem Nichts könnte ein Phantom-Sein dann unerwartet in Erscheinung treten und sich zu einem Despoten aufschwingen. Tomasin führte zur Verdeutlichung ein Beispiel an. Ihm war überaus wichtig, dass die Anwesenden die Gefahr, die von Phantom-Seins ausging verstanden. „Da gab es einmal einen gewissen Hitler. Das ist gar nicht mal so lange her. Erst lebte er im Verborgenen und träufelte schwachen Seins seine Ideologien ein. Als er genügend Seins auf seine Seite gezogen hatte, war seine Stunde gekommen – er ergriff die Macht über ein ganzes Land. Mehr noch: er strebte die Weltherrschaft an. Zum Glück gab es nichtsdestotrotz genügend starke Seins, die sich ihm entgegenstellten und ihn zur Aufgabe zwangen. Er konnte seine Niederlage nicht hinnehmen und beschloss deshalb auf eigene Faust nach Hause zu reisen. Eins hatte er aber vergessen: er handelte gegen Fridolins Zeitmanagement. Er trat die Reise nach Hause ohne Fridolins Führung an. Er fühlte sich selber berufen ein Führer zu sein. Ein fataler Fehler. So kam es, dass er sich auf dem Rückweg verirrte und im Nichts verschwand. Leider wurden seine menschenfeindlichen Ideen von den schwachen Seins auf der Erde, deren eigene Denkfähigkeit vom Ursprung her schon sehr eingeschränkt war, aufgegriffen. Es war demzufolge nur eine Frage der Zeit, bis wieder ein Phantom-Sein mit unausgewogenem Gleichgewicht von Archetyp und Schatten zu Erde reisen würde und Hitlers entartetes Gedankengut wieder aufleben ließe. Denn auch nach Hitler, genau wie auch schon vor ihm, reiste ein Phantom-Sein mit Unausgewogenheit zur Erde und richteten Schaden an. Das muss ich leider zugeben. Es gibt Faktoren, auf die habe auch ich keinen Einfluss. So kann ich nicht vorhersehen, welche Aspekte letztendlich auf der Erde aufeinandertreffen werden. Natürlich kann ich sehr vieles im Vorfeld berechnen. Aber es bleibt immer ein statistisches Risiko von null Komma null eins Promille, bei dem ein mögliches Restrisiko besteht.“
„Wieso gibt es überhaupt dieses Phantom-Sein?“ Max sprach die Frage aus,
die sich auch alle anderen fragten. Ein allgemeines Murmeln erhob sich.
Alle Augen richteten sich auf Tomasin und erwarteten eine Antwort.
„Ich muss zugeben, das weiß ich auch nicht mehr so genau. Ich kann euch die Frage nicht wirklich beantworten. Aber ich glaube, dass Upper eine Erklärung dafür haben könnte. Nun Upper, kannst du mir, das heißt uns die Frage beantworten?“
„Ich kann es versuchen. Es gibt da eine Legende: Den Ort der Zeit ohne Zeit hat es nicht immer gegeben. Vorher – wie lange das auch immer her sein mag, das vermag niemand so genau zu sagen – existierte die Zeit vor der Zeit. Dort gab es weder unseren Ort hier, noch das Nichts, die Erde oder sonst etwas. Es gab nur sie. Sie war alles, das Ganze, alles in einem – ein einziges großes Sein. Doch dann gab es einen riesigen Knall, hervorgerufen durch eine mächtige Explosion, die das große Sein der Zeit vor der Zeit zerbersten ließ. Was war geschehen? Ein Quod fiel hernieder, von wo auch immer es hergekommen sein mag. Es traf das Sein und begann sich zu spalten. Zunächst zerbarst das Sein in sieben Teile: Mich (Upper), Tomasin und Fridolin. Tomasin und Fridolin hatten als erste Bewusstheit erlangt und checkten was los war. Sie sprangen alsbald beiseite. Ich allerdings konnte nicht fassen, was da geschah. Ich blieb wie angewurzelt stehen und bestaunte, wie Partikel um Partikel sich von einem vierten großen Sein-Teil lösten. Das war der Beginn unseres Zuhauses. Denn die Mehrheit dieser Seins-Partikel verblieb hier. Sie spezifizierten sich in die diversen Typen, wie zum Beispiel Forscher-Sein, Notfall-Sein, Phantom-Sein, Flexi-Be oder Neutros, die zu Füllmaterial taugten und so weiter. Tomasin, Fridolin und ich behielten unsere relativ große Partikeltextur. Es war sogar so viel, dass wir weniger Partikel vom großen Sein waren, sondern vielmehr komplexe Fragmente. Und dadurch, dass ich bei der Explosion nicht beiseite gesprungen war, prasselte ein heftiger Regen aus sich mehrendem Quod auf mich hernieder und reicherte sich in mir an. So geschah es, dass ich der Bibo wurde.
Aus einem fünften Teil formte sich die Erde so, wie wir sie heute noch kennen. Das sechste Stück implodierte und entwickelte sich kurz darauf zum Universum, das die Erde umgibt. Der siebte Teil des ehemals großen Seins beherbergte als letzter noch eine Menge der Explosionsenergie. So kam es, dass die Energie der Implosion auf die der Explosion traf und daraus das Nichts entstand. Damit war unser heutiges System geboren. Als wieder Ruhe eingekehrt war, ich einiges geregelt hatte und sich alles in einer neuen Ordnung befand, begannen die ersten Forschungsreisenden die Erde zu erkunden. Man beschloss nach ihrer Rückkehr, dass die Erde fortan ein Erfahrungsplanet für die Seins sein sollte.“
„So war das also, Upper. Das war ein Unglück und eine Verkettung von Zufällen“, stellte Kanep fest. Wie immer war er derjenige, der Uppers Darstellung als erster verstand und meinte zuordnen zu können.
„Nein Kanep, nicht ganz. Ich glaube heute, dass das eine große Sein es selber herbeigeführt hatte, indem es per – na, ich nenn es mal Gedankenenergie konzentrierte Materie, nämlich ein Quod erzeugt hat und somit den Explosionsimpuls auslöste. In der Legende heißt es zwar, dass niemand weiß, woher das Quod kam, doch ich bin davon überzeugt, dass es nur vom großen Sein selber gekommen sein kann.“
„Aha, das ist aber eine gewagte Theorie, die du mir da auftischst, Upper. Meinst du nicht, wir sollten doch besser die Gesetze der Astrophysik für die Erklärung heranziehen?“
„Kanep, das ist ja mal wieder typisch für dich! Zweifelst du mich an?“
„Ja. Das hieße ja, dass das große Sein einen Plan hatte. Warum sollte es so was tun?“
„Ganz einfach: ihm war langweilig. Es hatte Lust auf ein Experiment. Das kann ich sogar nachvollziehen. Stell dir mal vor, wie es ist, wenn du immer nur mit dir alleine bist. Das muss doch furchtbar sein!“
„Das meinst du. Für mich ist das eine ganz nette Vorstellung. Nur Kanep mit sich allein – ohne irgendwelche anderen Quatschköppe.