ENGEL - Band 1. Frater LYSIR

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ENGEL - Band 1 - Frater LYSIR

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die Inquisition, die schon im 13. Jahrhundert begann und erst im 18. Jahrhundert endete, war eine Instanz, welche „im Spiel der Engel“ kräftigt mitmischte. Die Zeit der Inquisition umfasst zwar die Pestzeit des 14. Jahrhunderts (1347 bis 1353) und auch die Zeit der Renaissance (15. und 16. Jahrhundert), doch es wäre ein Irrtum zu glauben, dass die Inquisition für die Idee „Engel“ war. Es war eher ein Kontra, da man ja schnell einen Engel oder eine Engelsbotschaft mit der des Teufels verwechseln konnte. Ein Beispiel hierfür ist Jeanne d’Arc (oder Johanna von Orléans), da sie u. a. schuldig gesprochen wurde mit „Geistwesen“ zu reden, welche natürlich negativ sein sollten. Es gibt verschiedene Erzählungen, mit wem sie alles gesprochen haben soll. Primär ist es die „Mutter Maria“, sekundär aber auch Erzengel Michael und Erzengel Gabriel.

      So konnte die Inquisition hervorragend im Kielwasser der Engel ihre Dämonenschar hervor holen, welche natürlich alle mit Hexen in Verbindung standen. Ferner war die Volksfrömmigkeit und eine – in den Augen der Inquisition – heidnische Verehrung der himmlischen Geister, weitere Munition der Inquisition die Engel ggf. als Hintertür zu verwenden. Manchmal war es doch nicht so einfach, wenn man mal wieder jemanden verbrennen wollte/musste. Doch den großen Dorn der „alten Götter“, welche man nicht ausmerzen konnte, wurde mit der Idee aus dem Fleisch der Kirche gezogen, in dem man die Götter entweder in Engel verwandelte bzw. die Götter in diese Engel integrierte oder einfach eine „Heiligenfigur“ erstellte.

      So wurde aus der Göttin Brighid die „heilige Brigit“ und aus dem Gott Lugh wurde Erzengel Michael. So wurde versucht, dass die Engel als „einzigartig“ im Reich der himmlischen Wesen angesehen wurden und dass neben bzw. über ihnen nur Gott existiert.

      Historisch gesehen haben sich die Engel und ihre Hierarchie aus einem „erstaunlichen hebräischen Zuchtprogramm“ entwickelt, bei dem übernatürliche Wesen aus Ägypten, Sumer, Persien und Babylonien vermischt und gekreuzt wurden. Diese genetische Interaktion von Ideen brachte die äußere Erscheinung der geflügelten Gottesboten hervor. Im ersten nachchristlichen Jahrhundert wurde diese, in ihrem Kern jüdische Kreation, von der neuen Religion fast vollständig übernommen, genauso wie sechs Jahrhunderte später von den Moslems. Seither hat die Grundgestalt des Engels keine wesentlichen Änderungen erfahren.

      Doch wie ist man jetzt eigentlich auf die Idee gekommen, eine Hierarchie zu gründen, bzw. wie kam man auf die Idee, ein so verwirrendes Konstrukt zu erstellen, wo die Erzengel recht weit „unten“ sind und die Seraphim ganz „oben“? Erzengel Michael ist ja irgendwie beides oder? Dass man letztlich jeden Engel als „individuelles Gruppenbewusstsein“ sehen muss, habe ich bereits schon erwähnt und erklärt, doch was sagen die historischen Belege über diese Hierarchie?

      Man muss wirklich zugeben, dass man als Besucher des Himmels in Bezug auf dessen Hierarchie sich schnell in einer unglaublichen Vielfalt verschiedener Klassen und Abteilungen verlieren kann. Dazu kommen noch die riesigen und dennoch schwankenden Zahlen über die Anzahl der Himmel und deren „Bewohner“.

      So sind zum Beispiel keine zwei Autoritäten derselben Meinung über die Erzengel. Während im Allgemeinen Übereinstimmung herrscht, dass es sieben gibt, erkennt der Islam nur vier an. Oft erscheint ein Erzengel als Mitglied einer völlig anderen Engelklasse und rangiert viel höher auf der Tabellenliste der himmlischen Liga, als andere. Ein und derselbe Erzengel kann als Aufseher für verschiedene Himmelsbereiche erscheinen, gleichzeitig noch der Todesengel sein und ein schrecklicher Fürst der Hölle. Zu nennen sind hier die Namen der bekanntesten Engel – Michael, Gabriel, Raphael und Uriel (der auch mal für ein paar Jahrhunderte in der Hölle war – laut Kirche; doch dazu kommt später mehr!)

      Primär kommt das scheinbare Durcheinander daher, dass die maßgeblichen Quellen nicht ganz einer Meinung waren. „Dionysius Areopagita“ unterscheidet sich von „Hieronymus Bosch“, der wieder anderer Meinung ist als „Thomas von Aquin“, welcher wiederum meint, dass „Paulus“ die Dinge falsch gesehen haben muss.

      Das kennt man aber aus allen Zeiten und aus unzähligen Büchern! Als Beispiel kann man hier das Thema „Kabbalah und der Sephiroth“ nehmen, da es viele verschiedenen Formen des Etz Chaijm, des Lebensbaumes gibt, die alle um den Platz des „Richtigen“ kämpfen. Dass es sich hierbei „nur“ um ein Mandala handelt, wird oft übersehen! Auf der folgenden Seite kann man über vier verschiedene Darstellungen kurz meditieren, sodass man einen „inneren Vergleich“ erhält!

      

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