Das verschwundene Schiff. Geri Schnell

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Das verschwundene Schiff - Geri Schnell

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ihn verstanden hat. Ohne Kommentar stellt er das Cola auf die Theke, dann kümmert er sich wieder um die Spülmaschine. Ungeduldig schaut Reto sich im Lokal um, er ist der einzige Gast, vom neuen Chef ist nichts zu sehen. Reto kontrolliert seine Uhr, er ist noch zehn Minuten zu früh, also noch kein Grund nervös zu werden. Ausserdem hat er seinen Vorschuss und die Reisekosten bereits erhalten, sollte es mit dem Job nichts werden, wird er sich noch etwas in Genua umsehen und danach wieder heimreisen.

      Nach zehn Minuten ist Reto immer noch der einzige Gast. Es ist sehr heiss und stickig. Er leerte die Colaflasche und deutet dem Barmann an, dass er zahlen will, es ist besser wenn er draussen an der frischen Luft wartet. Die Bar hat nur einen Eingang, er kann seinen Chef nicht verfehlen.

      Statt die Rechnung zu bringen, schiebt ihm der Barmann einen Briefumschlag zu. Mit grosser Handschrift steht Reto drauf.

      Er bedankt sich und verlässt die Bar, denn unter dem Namen stand in Deutsch: Nicht in der Bar öffnen! Das fängt ja gut an, sein neuer Chef ist ein Geheimniskrämer.

      In einem kleinen Park setze er sich auf eine Bank und öffnet den Brief. Nebst fünfhundert Euro in kleinen Scheinen findet er eine Adresse und einen Hinweis, sich ein Taxi zu nehmen, welches ihn an die entsprechende Adresse bringen wird.

      Eine Stunde später steht er vor einem Geschäftshaus. Mit Schrecken liest er die Aufschrift auf dem Firmenschild. Es ist eine Reinigungsfirma. Reto sieht sich schon die ganzen Ferien Fussböden schruppen, das darf doch nicht wahr sein, auf so etwas Dummes kann nur er hereinfallen. Er bezahlt das Taxi und tritt ein. Ein Mann sitzt hinter einem altmodischen Bürotisch. Wieder stellt Reto sich vor.

      «Bene!», der Mann steht auf und winkt ihm zu, er soll ihm folgen. In einer Garderobe erhält er einen weissen einteiligen Arbeiteranzug. Wenigstens ist er weiss, es kann sich also nicht um eine schmutzige Arbeit handeln, doch so richtig beruhigt ist er noch nicht. Es wird nichts gesprochen, auch wenn sein Italienisch eigentlich recht gut ist, stellte er keine Fragen. Der Zusatz im Inserat mit der Diskretion fällt ihm wieder ein, er beschliesst abzuwarten.

      Eine halbe Stunde später sitzt er auf dem Beifahrersitz des Firmenwagens und fährt in Richtung Hafen, wie Reto an den Wegweisern erkennen kann. Der Zöllner am Hafeneingang winkt sie vorbei und die Fahrt geht weiter den Pier entlang, vorbei an riesigen Schiffen. Er soll wohl Schiffe reinigen, es sieht ganz nach Knochenarbeit aus, hoffentlich ist es ein Luxusliner, wenn möglich mit hübschen Hostessen, dann wäre es noch erträglich.

      Tatsächlich, der Firmenwagen verlangsamt vor einem eleganten Schiff das Tempo und fährt direkt über eine Rampe in den Laderraum des Schiffs. Vergeblich versucht er den Namen des Schiffs herauszufinden. Alles geht so schnell, er kann den Bug des Schiffes nicht erkennen. Es dürfte sich tatsächlich um ein Kreuzfahrtschiff handeln.

      Der Fahrer stellt den Lieferwagen auf einen ihm zugewiesenen Parkplatz unter Deck. Mit einem Handzeichen zeigt er Reto an, auszusteigen. Er nimmt seinen Rucksack vom Rücksitz und verabschiedet sich vom Fahrer. Bei einer Türe entdeckt er einen Mann welcher ihm zuwinkt: «Ich bin Gino und bin für den Empfang der Mitarbeiter zuständig, willkommen an Bord.»

      «Danke, ich bin Reto», entgegnet er und folgt Gino, welcher sich auf den Weg durch die endlosen Gänge des Schiffs macht.

      «Ich weiss, du wurdest angemeldet, wir reden uns hier nur mit Vornamen an, dies gilt dann auch für unsere Gäste, egal, wie vornehm sie daherkommen.»

      Nachdem sie drei Etagen aufgestiegen sind, stehen sie vor einer verschlossenen Tür. Sein Begleiter drückt auf die Klingel und kurz darauf öffnet sich die Tür.

      «Jetzt musst du noch die Sicherheitsschleuse passieren, wenn du etwas zu verbergen hast, renne jetzt besser schnell weg, die finden alles. Waffen, Drogen, Computer, Kameras und Handys sind verboten, aber das haben sie dir ja sicher schon vorher mitgeteilt.»

      «Ja ich weiss, ausser einigen Kleidungstücken habe ich nichts bei mir.»

      «Gut, dann überlasse ich dich jetzt der Sicherheitsabteilung, viel Spass und bleibe cool!»

      Jetzt öffnet sich die Tür und ein Koloss von einem Mann steht vor ihm: «Ich bin Reto», stelle er sich vor.

      «Gut – tritt ein», ruhig schliesst er die Türe und deutet mit einer Handbewegung an, ihm zu folgen.

      Sie betreten einen fensterlosen Raum in welchem, ausser einem Tisch und zwei Stühlen, keine weiteren Möbelstücke zu finden sind. Er legt den Rucksack auf den Tisch und wartet auf die weiteren Anweisungen.

      «Vorsichtig ausziehen», kommandiert der Koloss, «nicht zu hastig, ich will immer deine Hände sehen.»

      Reto ziehe sich eben das Hemd aus, als die Türe geöffnet wird. Eine Frau mit langen braunen Haaren und langen schlanken Beinen, betritt den Untersuchungsraum. Mit einem kritischen Blick mustert sie ihn mit ihren braunen Augen. Sie wirkt sehr sympathisch und Reto erinnert sich an den Rat von Gino, bleibe cool, es ist wirklich nicht einfach cool zu bleiben, denn ihre forschenden Augen musterten ihn von oben bis unten.

      Als er nur noch mit der Unterhose bekleidet dasteht, meint der Koloss, «los, zier dich nicht, alles ausziehen.»

      Vorsichtig umrundet ihn der Koloss und beginnt wenig später mit Abtasten. Erstaunlich, dass dieser Koloss so sanfte Hände hat. Nach dem ersten Abtasten widmet er sich Retos Kleidern, danach kommt der Rucksack an die Reihe, Stück für Stück wird ausgepackt und genauestens untersucht. Noch immer steht Reto nackt in der Mitte des Raums und beobachtet skeptisch die Durchsuchung.

      «Ist er sauber?»

      «Ja, kein Problem, du kannst ihn mitnehmen.»

      Reto befürchtete schon, dass sie ihn nackt mitnehmen will, doch dann erklärt sie mit sanfter Stimme: «Reto, du kannst deine eigenen Sachen anziehen, der Overall bleibt hier.»

      Es ist ein komisches Gefühl, wenn man sich unter den Augen einer fremden Frau anziehen muss, er muss es sich verkneifen, eine Show abzuziehen. Schliesslich ist er wieder angezogen und der Rucksack gepackt. Sie verlassen den peinlichen Raum.

      Reto folgt der langbeinigen zum Personalbüro, wie an der Türe zu lesen ist.

      Eveline, wie die Langbeinige heisst, setzt sich hinter den Schreibtisch und lächelt ihn freundlich an.

      «Du bist also Reto», schaut sie ihn fragend an.

      «Ja», bestätigt er, während sie seinen Namen in den Computer eintippt, «ah - hier ist es.»

      Sie schaut auf den Bildschirm.

      «Kabine 744, alle weiteren Informationen findest du auf dem Computer in deinem Zimmer. Ich wünsche dir einen schönen Aufenthalt auf dem Schiff.»

      Mit einem kleinen Schiffsplan bewaffnet, mache er sich auf die Suche nach seiner Kabine. Der Weg ist mit schwarzem Filzstift eingezeichnet, so dass er seine Kabine schnell findet. Auf dem Weg durch die Gänge, ist ihm niemand begegnet. Die Kabinentür ist offen und er tritt ein. Die Kabine 744 ist eine luxuriös ausgestattete Kabine. Das BPullauge zeigt auf die vom Pier abgewandte Seite und bietet eine schöne Aussicht über das Hafenbecken von Genua.

      Inzwischen ist Reto sehr müde. Er schmeisst den Rucksack in den riesigen Schrank und wendet sich dem Computer zu. Das Passwort hatte er bereits per Post erhalten. Gespannt erwartet er die Startseite. Diese ist sehr nüchtern und schlicht aufgebaut, eine reine Infoseite.

      Unter nächster Termin

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