Das verschwundene Schiff. Geri Schnell

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Das verschwundene Schiff - Geri Schnell

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wie viel Übergewicht ich nach der Reise herumschleppen muss.»

      Es entwickelt sich ein nichts sagendes lockeres Gespräch. Burt ist Amerikaner, so viel verrät sein breites Englisch, doch sonst ist nichts privates zu erfahren. Auch Reto bleibt bei unpersönlichen Themen. Die andern Tischgenossen, die nach und nach eintreffen, sind ebenfalls nicht sehr mMitteilsam. Ihr Privatleben ist kein Thema. So bleibt Reto nichts anderes übrig, als sich auf Grund von Äusserlichkeiten ein Bild der andern Gäste zu machen. Vom Alter her sind die meisten zwischen fünfunddreissig und sechzig. Die drei Herren sehen aus wie Bankbeamte, die zwei Damen, welche er eher der oberen Altersklasse zuordnet, klassiert er in die Kategorie, frustrierte Ehefrauen reicher Männer.

      An ihrem Tisch sind noch drei Plätze frei, auch die Nachbartische sind nicht voll besetzt. An jedem Tisch sitzt jeweils einer aus der Gruppe der Animateure. Nach den Anweisungen müssen sie sich nicht als Besatzungsmitglieder zu erkennen geben. Sie treten wie normale Gäste auf. Wozu das gut sein soll, - Reto weiss es nicht?

      Mit den andern Animateuren mischt er sich unter die Gäste. Es gibt einige Tische, an welchen Frauen unter sich sind, noch ist man sich fremd. Reto wagt es, eine der Frauen zum tanzenTanzen aufzufordern. Die erste Partnerin ist relativ gross und sicher schon über vierzig. Zum Walzertanzen, die ideale Wahl, denn junge Frauen haben mit dem Walzer meistens Probleme. Die blonde Vierzigerin wird zu Wachs in seinen Händen, problemlos geht sie alle Figuren mit, es macht richtig Spass und sie applaudiert nach dem ersten Stück begeistert. Leider ist der Walzer bei den anderen Gästen nicht besonders beliebt, so dass die Band den Stiel ändert. Dies veranlasst die Dame, sich wieder hinzusetzen.

      Gegen ein Uhr nachts verlangsamt das Schiff plötzlich seine Fahrt und hält nach etwa einer halben Stunde auf hoher See an. Viele Gäste verlassen den Saal, um auf Deck nachzuschauen, was los ist. Auch Reto mischt sich unter die Neugierigen. Nun informiert eine Stimme über Lautsprecher, dass das Schiff noch einige Gäste aufnimmt. In der Dunkelheit kann man einige kleinere Boote erkennen, welche sich dem Schiff nähern und abwechslungsweise am ausgefahrenen Steg anlegen. So gelangen nochmals Gäste an Bord. Etwas seltsam, so eine Seereise anzutreten, doch Reto wundert sich über nichts mehr, Hauptsache, es geht allen gut.

      Als das Schiff wieder Fahrt aufnimmt, hat Reto genug gesehen und geht in seine Kabine zurück. Er ist vom Abend enttäuscht, das Gganze wirkt viel zu steif, doch wenigstens den Walzer mit der blonden Dame bucht er als Erfolg ab, mal abwarten, was der morgige Tag bringt.

      In der Nacht nimmt das Schiff noch drei Mal Passagiere auf. Jedes Mal erwacht Reto kurz, schläft aber sofort wieder ein. Trotzdem fühlt er sich am Morgen schlecht ausgeschlafen. Beim Frühstück muss man jetzt kurz anstehen, um am Buffet die Zutaten zusammenzusuchen. Es sind gestern Nacht auch weitere Animateure, mit Booten aufs Schiff gekommen.

      Reto lernt einige neue Leute kennen, es bleibt wie schon gestern bei oberflächlichen Gesprächen. Doch langsam gewöhnte er sich an den Smalltalk. Die Stopps in der letzten Nacht und der schöne Sonnenaufgang, welchen er leider verpasst hat, sind die bevorzugten Themen. Man redet sich nur mit Vornamen an, trotzdem ist die Stimmung noch etwas steif. Laut seinem Computer hat er sich ab 10 Uhr am Pool einzufinden.

      Der Arbeitstag beginnt diesmal etwas lockerer. Sie müssen sich als Schaustars bewähren. Playback Show ist angesagt. Scot, der Chefanimateur, ein drahtiger Engländer, hat offensichtlich grosse Erfahrung, mit einem kritischen Blick mustert er die jeweiligen Kandidaten oder Kandidatinnen und schlägt nach kurzem Überlegen zwei bis drei Künstler vor, die sie doubeln könnten, dann kann der Kandidat entscheiden, welcher ihm besser liegt. Ist der Interpret bestimmt kann noch zwischen drei seiner Titeln ausgewählt werden, welche sie dann auf einer Bühne präsentieren dürfen.

      Reto darf zwischen Peter Kraus, Shakin Stevens und Bryan Adams wählen. Er entscheide sich für Sommer of 69 vom Bryan. Es dauert nicht lange und er hat den Song gut drauf. Eigentlich ist er kein Showstar, aber der Rhythmus fährt voll ein, er kann sich gut mit dem Song identifizieren.

      Die Trainingseinheit vergeht schnell, in drei Räumen wird geübt. In seiner Gruppe tritt noch Leslie als Kylie Minogue mit Locomotion und Alfonso als Wolfgang Petri mit Wahnsinn auf. Vor allem Alfonso, ein grosser schlaksiger Deutscher, hat noch einige Probleme mit dem Song, er stolpert etwas hilflos auf der Bühne. Da Alfons immer wieder üben muss, bringt Reto der Song langsam zum Wahnsinn. Leslie ist dagegen eine Augenweide, in ihrem kurzen Mini bringt sie ihre langen Beine gut zur Geltung. Auch sie muss nicht lange üben, sie hat viel Talent und bewegt sich automatisch im Takt. Wenn Alfonso über das Parkett stolpert, schauen Leslie und Reto amüsiert zu. Schliesslich schickt sie der Choreograph in die Kabine, er macht mit Alfonso allein weiter.

      Reto kann sich auf dem Weg in die Kabine noch etwas mit Leslie unterhalten. Sie will im August mit dem Jurastudium in GötteburgGöteborg beginnen. Das Abi hat sie schon zwei Jahre in der Tasche, konnte sich aber nicht für ein Studienfach entscheiden und jobbte ein Jahr lang in Saisonstellen als Kellnerin.

      Am Nachmittag erhält Reto seinen ersten Auftrag, also doch, er ist nicht nur zum Vergnügen hier. Der Job ist einfach, Reto muss Pierre, ein Franzose etwas über fünfzig Jahre alt, am oberen Pool abholen und ins Fitnesscenter bringen. Reto zieht sich die Shorts über die Badehose, streift ein T-Shirt über und durchquerte das Schiff. Am oberen Pool liegen die älteren Semester, welche es gerne ruhig haben. Man braucht einen Ausweis, damit man hier eintreten darf. Den Leuten hier wird ein spezielles Programm geboten. Als Reto vorbeischaut, um den Herrn abzuholen, schwimmt ein Team von Synchronschwimmerinnen im Wasser und zeigt, zu klassischer Musik ihr Programm. Seinen Kunden findet Reto wie vereinbart, an der Bar.

      «Hallo, ich bin Reto, wer ist Pierre», frage er in französischer Sprache.

      «Das bin ich, ich möchte etwas für die Fitness tun, kannst du mich hinbringen?»

      «Ja, es ist nicht weit, man muss nur wissen wo es lang geht, kein Problem.»

      Der Franzose ist der erste der vom Schiff so richtig begeistert ist, er ist vom Stiel angetan und will jetzt noch etwas gegen sein leichtes Bäuchlein unternehmen, welches er dabei liebevoll streichelt. Sicher haben ihn die jungen Damen des Wasserballetts dazu angespornt, er wird sich insgeheim Hoffnungen machen, eine davon zu vernaschen.

      An einer Türe, welche wie eine normale Kabine aussieht bleibe Reto stehen, hier muss es sein. Er gibt auf einer Tastatur den entsprechenden Code ein. Nach einer kurzen Wartezeit öffnet sich die Türe und eine chinesische Dame im seidigen Bademantel öffnet die Türe. Der Bademantel kann ihre aufregende Figur nicht verbergen.

      «Ah, Pierre, - willkommen, bitte tritt ein.»

      Zu Reto gewandnt, bedankt sich die Dame, «danke Reto, das war’s schon, wir kümmern uns jetzt um Pierre, er wird allein zurückfinden.»

      Reto geht zurück an den hinteren Pool, die meisten Mädchen tanzen oben ohne und gehen bei den Jungs auf Tuchfühlung. Eine Gruppe von Mädchen bildet einen Kreis und versucht Reto und andere Jungs ins Wasser zu werfen. Alle wehren sich so gut sie können, doch die Mädchen setzten alle Tricks ein, die eine wackelt mit ihren schönen Brüsten direkt vor Retos Nase rum. Es ist Zeit, dass er sich ergibt. Gemeinsam fallen sie, unter Applaus des Publikums, ins Wasser.

      Den Rest des Nachmittags verbringt Reto bei einer Gruppe von jungen Frauen. Wie Reto in Erfahrung bringen konnte, haben alle diese Traumreise in einer Disco bei einem Tanzwettbewerb gewonnen. Eine Gratiskreuzfahrt, das hebt die Stimmung. Dazu bekommen sie noch einen Ausweis, welcher ihnen gestattet, die Bar kostenlos zu plündern. Als Gegenleistung werden sie die Animateure bei gewissen Aufgaben unterstützen. Nun geniessen sie die Fahrt in vollen Zügen. Vier der Mädchen stammen aus Köln, ebenso viele aus Frankfurt und unverkennbar an der grossen Oberweite und den dem urchigen Dialekt, aus München.

      Am

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