Das verschwundene Schiff. Geri Schnell
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«Das war nicht schlecht», meint der Barmann, «aber das war’s für dich, wir benötigen dich hier nicht mehr, du kannst zurück aufs untere Deck, deine Show ist zu Ende.»
Ein fragender Blick zu seiner Tanzpartnerin sagt Reto, dass jetzt die älteren Herren an der Reihe sind, er musste sie nur etwas in Stimmung bringen, jetzt ernten die gleichaltrigen. Ihm soll’s recht sein, das ist sowieso nicht sein Umgang.
Gemeinsam mit den Discoqueens und Alfonso verlassen sie die Bar. Jenny und Yvonne hängen sich bei Reto ein, eng umschlungen suchen sie eine Kabine, so knapp bekleidet können sie nicht auf der Party am mittleren Pool erscheinen, schnell ist man sich einig, Jenny spendiert noch einen Drink in ihrer Kabine. Ariane und Ronda kümmern sich um Alfonso, er hat etwas viel Champagner getrunken und ausserdem muss seine lädierte Hose vor neugierigen Blicken geschützt werden.
Südwärts
Am nächsten Morgen verpasste Reto beinahe das Frühstück. Es wurde gestern noch sehr späht. Die Mädchen waren so aufgedreht, dass an Schlafen nicht zu denken war. Nach dem ersten Schluck Kaffee, nimmt er langsam seine Umwelt war. Es fällt ihm auf, dass der Seegang, im Vergleich zum Vorabend, deutlich stärker spürbar ist. Seine Ahnung scheint sich zu bestätigen, sie haben in der Nacht die Strasse von Gibraltar passiert und kreuzen nun im Atlantik. Die wenigsten Gäste machen sich Gedanken über den Kurs, doch Reto möchte gerne wissen, wohin die Reise geht. Nach seinen Schätzungen sind sie auf Südwestkurs.
Heute teile er den Tisch mit einer spanischen Flamencotruppe. Er verstehte Spanisch, doch lange nicht so gut wie englisch, deutsch oder französischFranzösisch. So bekommt er von seinen Tischnachbarn nicht viel mit, er fühlt sich auch noch zu müde, um der Unterhaltung zu folgen.
Auf dem Computer ist das neue Tagesprogramm aufgelistet. Heute gibt es einiges zu tun. Ab elf Uhr muss eine neue Show eingeübt werden. Noch vorher gibt es drei Kurzeinsätze für die Gästen, zwei Mal bringt er sie in die Massage und einmal Fitness. Auch bei denen vom Oberdeck ging es letzte Nacht recht turbulent zu. Wenigstens schliesst Reto das aus zwei aufgeschnappten Bemerkungen. Clementine konnte anscheinend ihre exhibitionistische Neigung voll ausleben. Dabei blieb sie nicht die einzige Dame, welche sich zur Show stellte.
Um elf Uhr treffen sich sechzehn junger Leute in einem kleinen Saal. Diesmal sind nicht nur Animateure in der Gruppe, zu Retos Freude, sind auch die Discoqueens aus Bayern und Köln mit von der Party. Etwas verlegen begrüsst er Jenny, wie sind ihre Gefühle nach der gestrigen Nacht? Seine Befürchtungen sind umsonst, sie meldet keinerlei Besitzansprüche an. Auch sonst hat sie die Nacht gut verkraftet. Sie macht sich keine Gedanken darüber, ob sie sich an der Party, zu sehr hat gehen lassen. Man ist nur einmal jJung und soll das Leben geniessen, ist ihr Motto für diese Kreuzfahrt. Auch ihre drei Freundinnen sind mit der gleichen Gelassenheit dabei.
Jetzt übernimmt Scot, welcher schon die Playbackshow organisiert hat, das Kommando. Mit einem Rock n Roll fordert er alle zum Eintanzen auf. Als guter Beobachter hat er bemerkt, dass die meisten noch nicht voll da sind. Er tanzt vor und schon bald ist die ganze Gruppe auf zack. Die Musik fährt ein und vertreibt die Müdigkeit.
Nach rund zehn Minuten sind alle schweissgebadet aber topp fit. Die Müdigkeit ist wie weggeblasen. Sie setzen sich im Kreis um den Chefanimateur. Nachdem sie sich etwas erholt haben, erklärt er, was er heute vorhat: «Ich habe hier Zettel, jeder zieht jetzt einen, darauf steht, welche Rolle er dann spielen muss. Ihr werdet gleich sehen wie das geht, es ist ganz einfach.»
Gespannt faltet Reto den Zettel auf. Tarzan steht drauf. Er soll wohl Tarzan spielen. Jetzt wartet er gespannt, was sonst noch zur Auswahl steht. Nun, als Tarzan fühlt er sich wirklich nicht, eher wie ein Spargeltarzan. Gespannt schielt er auf den Zettel seiner bayrischen Nachbarin. Sie muss als Cleopatra auftreten. Auf der andern Seite sitzt Judy, eine dunkelhaarige Französin, «und was hast du gezogen?»
«Ich, - Monika Lewinsky, ist das nicht die mit Billy Clinton?»
«Ja», entgegne Philipp, der Assistent von Scot, mit einem leichten Schmunzeln, «das ist die mit der Zigarre.»
«So was mache ich aber nicht», entgegnet sie entrüstet.
«Ist jemand mit seinem Zettel nicht zufrieden», fragt Scot.
Jetzt meldet sich Judy, «ja ich!»
«Du kannst gehen, - Philipp bringt dich nach draussen, du bekommst eine neue Aufgabe für heute Abend.»
Die beiden verlassen zusammen den Saal. Scot denkt kurz nach, dann fragt er: «Will eine von Casanovas Gespielinnen tauschen? Ich wäre sehr froh, sonst fällt die Nummer ins Wasser.»
«Wer spielt den Clinton», fragt eine Blonde.
«Das bin ich», meldet sich Bennie, ein grosser irischer Fussballspieler, in gebrochenem Deutsch, er ist eine stattliche Erscheinung und hat unter den Damen sicher eine Verehrerin.
«Gut», meldet sich Ronda, «ich übernehme das.»
Nun beginnt das Training. Reto erhält mit Leslie, der blonden Schwedin, die ideale Jean zugeteilt.
«Wir üben nur trocken, die richtige Show steigt erst heute Abend, dann bekommt ihr auch die passenden Outfits.»
Die Regieanweisungen von Scot sind eindeutig, er erwartet mehr, als dass Tarzan nur der Jean nachrennt, es muss schon etwas zur Sache gehen.
«Wir treten heute nicht in einem Kinderclub auf, die Gäste stellen hohe Ansprüche», er untermauert seine Aussage mit einer eindeutigen Geste.
Reto studiert mit Leslie noch eine Stunden lang das Drehbuch. Leslie scheint mit der Rolle keine Probleme zu haben, wie es bei Reto vor Publikum klappt, weiss er noch nicht, auf jeden Fall macht ihn der Auftritt nervös.
Den Nachmittag verbringen alle am Pool, das Wetter ist sehr schön und es ist trotz eines frischen Windes, sehr heiss. Wie schon gestern ist die Stimmung sehr locker. Viele junge Mädchen tanzen im Pool. Leslie ist nicht am Pool, deshalb schliesst sich Reto den deutschen Girls aus Bayern und Köln an, auch sie fiebern angespannt dem heutigen Abend entgegen. Lilo und Hanna, spielen die Gespielinnen von Casanova, Yvonne wird es als Hauptdarstellerin in Geschichte einer O, auch nicht einfach haben. Ariane hat es als Zofe von Cleopatra, am einfachsten.
Im Verlauf des Nachmittags sind noch drei kleine Aufträge auszuführen. Eine ältere Dame will zur Massage und zwei Herren haben das Bedürfnis für Fitness, die Aufträge sind schnell erledigt, das Trinkgeld für die Botengänge ist leicht verdientes Geld. Das erste Mal ist Reto froh um diese Jobs, es lenkt etwas ab. Beim Nachtessen sucht Reto am Buffet unbewusst nach Eiersalat, als er es bemerkt ist es schon zu spät, «hast du das nötig», fragt Ariane und wirft einen fragenden Blick auf seine Hose.
«Man kann ja nie wissen, sicher ist sicher», entgegnet er, «vielleicht muss ich noch Cäsar aushelfen, da will ich mich nicht blamieren».
«O. K. dann also noch Selleriesalat