WOLLUST ACH - Uwe, der Student. Gerhard Ebert
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„Wissen Sie“, sagte er, als die Kapelle die übliche kurze Pause machte, um neue Noten aufzulegen, „ich würde Sie gern zu einem Schluck an die Bar einladen. Aber ich traue mich nicht, weil Sie so demonstrativ Selters trinken.“
Sie hob den Kopf; denn sie war etwas kleiner als Uwe, was er übrigens total passend fand, und sagte:
„Muss das sein?“
Worauf er antwortete:
„Sagen wir: Es müsste!“
„Ach, Quark!“ winkte sie ab und nahm Tanzhaltung ein; denn die Kapelle spielte weiter.
Uwe nahm die Spröde wieder in die Arme und versuchte, ihr als Tänzer zu imponieren. Ihm schien, dass sie zu munterer Konversation offenbar nicht geneigt war. Und was die Bar betraf, hatte sie ihn ja geradezu abgeschmettert. Jedenfalls drohte schon wieder Funkstille. Doch Uwe sollte sich irren.
„Ein Glück, dass Sie nicht rauchen“, übernahm jetzt überraschend sie das Wort.
„Ja, ich bin Nichtraucher“, stimmte er selbstbewusst zu.
„Wenn ein Mann raucht…“, fuhr sie nun fort und ließ sich von Uwe erst einmal übers Parkett ziehen.
„Ja, was ist da?“ fragte er ehrlich neugierig.
„Dann stinken sie meistens“, sagte sie ziemlich deftig, „das kann ich nicht ab.“
„Oh, dann habe ich ja vielleicht Glück!“ sagte er prompt und jauchzte innerlich.
„Freuen Sie sich nicht zu früh!“ bremste sie ihn.
„Ich möchte mich aber freuen“, versuchte Uwe, am Ball zu bleiben.
„Ach, Quark!“ entgegnete sie patzig, jede leise Annäherung wieder in Frage stellend. Uwe aber gab jetzt nicht auf und sagte:
„Quark habe ich als Kind gern gefuttert, wissen Sie, so bisschen mit Zucker, schmeckt wunderbar.“
Sie lachte. So locker und fröhlich war sie noch anziehender. Hatte er etwa ihre Sprödigkeit besiegt?
„Gut“, sagte sie nun, „dass Sie nicht gesagt haben, ‚Quark macht stark‘. Sie sind der erste, dem etwas anderes eingefallen ist.“
„Danke! Lob hört man gern“, erwiderte Uwe.
In dem Moment beendete die Kapelle die Runde und zerstörte, was sich zwischen beiden an Verständnis zu entwickeln schien. Auf dem Weg zurück zu ihrem Tisch hatte Uwe die verwegene Idee, von hinten nach ihrer Taille zu fassen. Und die junge Frau entzog sich nicht, es schien ihr also genehm zu sein. Damit war klar, Uwe musste jetzt versuchen, auch am Tisch im Gespräch mit ihr zu bleiben. Kaum hatten sie sich gesetzt, neigte er sich zu ihr und sagte möglichst leise:
„Ich muss mal neugierig sein. Vor paar Tagen hat mir hier ein Herr erzählt, die Leute an den Tischen mit Rotwein, das seien alles Westberliner. Stimmt das?“
„Keine Ahnung“, reagierte sie überrascht, „hab mir darüber noch keine Gedanken gemacht. Aber wenn Sie das so sagen. Ist schon etwas Wahres dran. Die Westberliner kaufen uns leer.“
„Ziemlich ärgerlich! Oder?“ entgegnete Uwe.
„Sie sind nicht aus Berlin?“ fragte sie nun. Diese Frage hätte Uwe gern vermieden, aber er hatte sie sich selbst eingebrockt.
„Noch nicht!“ versuchte er, möglichst geschickt zu antworten.
„Ach, Student, ja?“ ließ sie nicht locker.
„So ungefähr“, antwortete er.
„Ich würde auch gern studieren“, fuhr sie fort, „aber meine Eltern haben ein Geschäft. Ihr Sohn hat sie in Stich gelassen“. Sie zeigte kurz zur Kapelle und fuhr fort: „Bin ich dran, soll ich übernehmen.“
„Oh, da könnte ich Ihnen eine Geschichte erzählen“, reagierte Uwe prompt. Unvermutet bot sich ihm ein fast abendfüllendes Thema.
„Eine Geschichte?“ fragte sie. Sie schien echt neugierig.
Unterdessen hatte die Kapelle zu einer neuen Runde aufgespielt, und Uwe hatte es verpasst, seine Nachbarin aufzufordern. Schon stand ein Bewerber vor ihr und bat sie um den Tanz. Sie blickte kurz zu Uwe und erhob sich. Uwe reagierte entschuldigend mit einer Geste des Bedauerns. Er entschied, gewissermaßen als Signal für seine Nachbarin, keine andere Tänzerin zu bitten. Und er nutzte die Gelegenheit, die Lage zu sondieren. Bis eben, so schien ihm jedenfalls, hatte er bei dieser Frau eine Chance. Allein mit flottem Tanz allerdings würde er wahrscheinlich nicht weiter vorankommen. Er beschloss zu versuchen, das Thema ‚Geschäft übernehmen‘ noch einmal aufzunehmen. Wobei inständig zu hoffen war, dass sie just nicht hier saß, um einen künftigen Mitinhaber zu finden.
Als die Nachbarin an den Tisch zurückkehrte, nickte sie nur kurz dankend zu dem Herrn, der sie mit akkurater Verbeugung ablieferte. Kaum war er weg, sagte sie abschätzig zu Uwe:
„Das war so ein Stinker!“
„Ein Stinker?“ reagierte er verblüfft.
„Na, so ein Raucher, so ein blöder! Ach, wie ich das hasse!“
Das war deftig.
„Ist das so schlimm?“ fragte er. Sie schien echt in Rage.
„Habe mich eben scheiden lassen!“
„Weil er ein Raucher war?“
„Ach, Quark!“ flüchtete sie wieder in ihre Floskel.
Uwe war sich gewiss, er durfte jetzt nicht locker lassen.
„Also Scheidung, aber nicht nur wegen des Rauchens!“ half er ihr, erneut ins Gespräch zu kommen, wobei er sie neugierig anschaute.
„Was reg ich mich auf“, fuhr sie fort, „es ist vorbei. Endlich vorbei. Sie glauben gar nicht, wie schwierig es ist, aus einer Ehe herauszukommen, wenn der Mann nicht will.“
„Er wollte nicht?“ fragte Uwe erstaunt.
Sie schien sich indessen ein wenig besonnen zu haben; denn sie fuhr fort:
„Ich weiß gar nicht, warum ich Ihnen das erzähle. Wir kennen uns ja gar nicht.“
„Das lässt sich aber machen!“ sagte Uwe prompt.
Und sie ebenso prompt: „Ach, Qu…!“ Aber sie hielt inne und lachte: „Beinahe hätte ich ‚Quark‘ gesagt.“
Und er: „Oh, schade, es macht so Appetit, wenn Sie es sagen.“
„Tanzen wir!“ flüchtete sie aus ihrer Verlegenheit und stand auf. Uwe triumphierte innerlich. Die Kapelle spielte wieder. Auch er erhob sich.
Die Runde Walzer, die nun folgte, war eine echte Herausforderung; denn Walzer war