'I'-Gene. C.-A. Rebaf

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Im Gegensatz zu ihr, liebte er den ÖV. „Hey Thor, ich brauche deine Hilfe!“, platzte sie gleich heraus. „Ich habe wieder einmal ein Dokument, das ich für die Datenbank erwerben will und ich bin mir nicht sehr sicher, ob es so viel Geld wert ist. Ich habe 50.000 NEuro geboten“. Thor pfiff ins Telefon. „Liebes, du verdirbst die Preise“, sagte er lachend. „Nenn mich nicht 'Liebes', wir sind nicht verheiratet! Du weißt, ich mag das nicht! Was soll Carol dazu sagen? Darf ich dir den Probetext schicken?“ „Natürlich, am besten gleich – noch habe ich bei der Fahrt zum Institut hier Zeit.“ Sie schickte eine MMS und er überflog den Text.

      Plötzlich gab es einen heftigen Knall, die Straßenbahn bremste abrupt voll ab. Er flog aus seinem Sitz und das Smartphone rutschte über den Boden und zerlegte sich in Einzelteile. Als er sich wieder aufgerappelt hatte – außer einigen blauen Flecken, war ihm wohl nichts passiert – sammelt er die Reste des Smartphones ein. Das Display war dunkel. „Scheiße, es ist hoffentlich nicht kaputtgegangen!“ fluchte er leise und schaute, was los war. Es war das Übliche: Eine überlastete Drohne raste in den Stromabnehmer der Bahn und legte die elektrische Versorgung komplett lahm.

      Die Errungenschaften der Zukunft hatten auch noch ihre Schwachstellen! Die Medien diskutierten schon, als Schutz gegen herumirrende Drohnen an allen wichtigen Stellen entsprechende Stahlplatten als Abwehr anzubringen. Die alten Straßenbahnwagen der LVB waren jedoch noch nicht aufgerüstet. Thor war klar, dass er hier nicht weiterkam und schlug sich zu Fuß durch. Er hatte Andromeda völlig vergessen. Diese wiederum machte sich Vorwürfe, Thor so angepöbelt zu haben und sie malte sich aus, wie beleidigt er jetzt war und sich nicht mehr meldete. Sie selbst traute sich deswegen auch nicht, ihn zu kontaktieren.

      Thor betrat mit einiger Verspätung das Institut, umrundete das Empfangsrondell und öffnete mit seinem Transponder-Schlüssel die Türen zum innersten Instituts-Heiligtum. Das System war noch das alte und inzwischen völlig veraltet, aber es funktionierte noch immer und war nicht tot zu kriegen.

      Er stürmte die Treppen hinauf und erreichte verschwitzt den Meeting-Room 'Neandertal'. Alle Konferenzräume hatte Namen nach bedeutenden Knochen-Fundstätten. Dort angekommen, war die kleine Runde für die montägliche Wochenbesprechung bereits versammelt, er war der letzte. „Sorry, Drohnen-Unfall bei der Linie 15“, entschuldigte er sich und fuhr fort „Was steht heute Morgen an?“ „Wir haben immer noch die ungeklärte Sequenz! Andromeda tappt völlig im Dunkel, aus welchem Genom der Großteil der DNA-Sequenz stammt. Sie hat inzwischen alles Humanoide durch-getestet. Das war schon ein riesiger Aufwand: Neandertaler, A 001, Denisova, Maja, Pygmäen, Aboriginees etc., etc.. Sie erwartet von uns einen Hinweis.“ Björn, ein Mitarbeiter von Thor, beendete damit sein Minireferat. Dieser wirkte ganz geistesabwesend und knallte als Antwort sein Smart-Phone auf den Tisch, das er wieder zusammengesetzt hatte. „Das ging wohl auch kaputt!“, fluchte er. In diesem Moment erwachte das ultraflache Teil aus seinem Tiefschlaf und zeigte ein Vergrößerung des letzten Bildes von Andromedas Dokument. Es war nur zu lesen:

      … Knöchelchen und sagte, das sieht ja eher aus, als ob es von einem Hund stammt…

      „Was hast du denn, funktioniert doch alles!“, sagte Szophia, die einzige Mikrobiologin in der Runde. „Was steht denn da, ich kann die alte Schrift nicht lesen, heißt das 'Knöchelchen' und 'Hund'? Die Nachricht ist ja von Andromeda!“ ereiferte sie sich. „Ja, sie hatte wieder ein altes Dokument bei eBay aufgetan und mich gefragt, ob sie es ersteigern soll“, erklärte Thor. „Und was war deine Antwort?“ fragte Björn. „Keine, der Drohnen-Unfall kam dazwischen, ich rufe sie sofort an, entschuldigt. Aber unter uns: 'Hund' was soll das?“ murmelte er noch beiläufig, ergriff das Telefon und rief Andromeda an. „Hey Andromeda, wir wurden unterbrochen, wieder einmal eine Drohne in der Oberleitung der Linie 15.“ „Ja, mit meinem Auto wäre das nicht passiert, ich habe den Drohnen-Schutz schon lange montieren lassen“, antwortete sie schnippisch und biss sich auf die Lippen. Das war nun schon der zweite Affront gegen ihn heute und der Tag war noch so jung. „Kaufen“, sagte Thor kurz. „Was kaufen?“, fragte Andromeda verdattert zurück. „Na, das Dokument!“ half er ihr auf die Sprünge. „Welches Dokument?“ „Ja, das von Carters Diener mit der kurzen Unterhaltung wegen der Knöchelchen.“ „Verdammt, das ist mir durch die Lappen gegangen, der Endpunkt der Versteigerung ist verstrichen! Ich schaue gleich nach, ob ich den Zuschlag erhalten habe. Warte bitte einen Moment.“ Nach kurzer Pause, läutete das Telefon im Konferenzraum ‚Neandertal‘ wieder und Andromeda teilt der Runde mit, dass sie überboten wurde. Das Dokument war für die Wissenschaft verloren.

      „Na, was soll`s, lass uns die Sache auf den Hund bringen!“, witzelte Szophia, „bevor wir in irgend einen Aktionismus verfallen, soll Andromeda doch anhand weniger einschlägiger Gensequenzen, schauen, ob das Hundegenom ein Ansatz ist.“ „Und dein Vorschlag ist kein Aktionismus? Nur weil das Wort 'Hund' fällt, sollen wir die Forschung darauf ausrichten?“, antwortete Thor sarkastisch. „Hast du eine bessere Idee?“, unterstütze Björn seine Kollegin. Wäre er nicht absolut stockschwul und auch noch ein Vertreter der Weiblichkeit in dieser Kategorie, er hätte sich in die hübsche, kleine, rundliche Frau mit dem rabenschwarzen Bob verlieben können. „Nein, warum nicht Aufwand für einen ersten Genvergleich mit canis vulgaris, oder wie das heißt, einsetzen. Es sollte für Andromeda ohne großen Aufwand zu machen sein. „Wir rufen sie gleich zurück und schlagen ihr das vor“, bemerkte Thor trocken. Schon hatte er das Smartphone in der Hand und rief Andromeda erneut an. „Hey Andromeda, wir meinen, auf Grund der mysteriösen Hinweise heute Morgen, du solltest die unbekannten Gensequenzen des kleinen Knöchelchens versuchsweise mit Sequenzen vom Hund abgleichen. Erst einmal die spezifischen Kernsequenzen. Was meinst du dazu?“ „Ausgerechnet 'Hund', das ist schwierig. Durch die Züchtung von verschiedenen Hunderassen ist eine riesige genetische Vielfalt entstanden. Eine wirklich spezifische Kernsequenz gibt es meines Wissens nicht. Sollte ich mich jetzt mit Kynologie beschäftigen? Es wäre schon wichtig, zu wissen, ob es Pudel oder Mops sein soll“, kam es etwas schnippisch aus der Telefonanlage. Thor hatte inzwischen auf Bild-telefonie umgestellt und alle konnten Andromeda sehen und hören. „Schakal“, sagte Szophia, „der ist nahe am Wolf und vielleicht eine hündische Urform. Für Thor war das alles etwas lächerlich und er stimmte eher aus Langeweile zu. Er wollte die Konferenz jetzt möglich schnell beenden und sich um andere Dinge kümmern. Geduld war nicht seine Stärke, die überließ er gerne seinen Mitarbeitern. „Also gut! Nehmen wir Schakal, das ist eh' eine Schnapsidee“, beschloss Thor, „bis wann hast du Ergebnisse mit deiner Datenmühle?“ Er wollte zum Abschluss witzig sein. „Wenn wir Glück haben, morgen früh. Ich werde alle Mühe haben, richtige Schakal-DNA-Sequenzen zum Vergleich heute im Netz aufzutreiben. Beim Menschen ist das einfacher. Ich mache mich gleich dran“, sagte sie und legte auf. „An die Arbeit!“, trieb Thor seine Leute an und löste das Meeting auf.

      Berlin, Grunewald, 2053 n. Chr.: Das Sternentor

      Ein alter Professor der Astronomie saß, wie jeden Tag, über seinen Sternkarten. Er war im Institut in Berlin-Grunewald noch geduldet, hatte einen Schreibtisch im Gruppenraum, zusammen mit den jungen Doktoranden. Alle nannten ihn witzelnd den 'Post-Prof‘, in Anlehnung an 'Post-Doc‘. Mit letzterem werden die Wissenschaftler bezeichnet, die nach ihrer Promotion ihre Forschungsarbeiten weiterführen, was im 'best case‘ zu einer Habilitationsschrift führt und das Sprungbrett in den Olymp der Spitzenforscher darstellt. Die Bezeichnung 'Post-Prof‘ für jemanden, der nach jahrelanger aufreibender Arbeit doch nicht den Nobelpreis erhielt und weiterhin als Wissenschaftler nur aus Mangel an anderen Alternativen auch nach der Emeritierung weiter wurschtelt, ist sehr zynisch. Aber Peter erging es so. Seine hübsche, temperamentvolle Frau war ihm in jungen Jahren davon-gelaufen, weil er seiner Forschung erheblich mehr Zeit widmete als ihr. Mit den Jahren war alles nur noch Routine und er kam aus seinem Hamsterrad bis heute nicht heraus. In den Zeiten, wo nur noch Computer, deren Rechenstärke und Schnelligkeit im Verbund des Internets, eine Rolle spielten, war es schon sehr vermessen, dass er sich ein-bildete, mit Sternkarten und Gedrucktem etwas für die Wissenschaft beitragen zu können. Aber ein Mensch, der sein Leben lang so hart gearbeitet

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