'I'-Gene. C.-A. Rebaf

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diskutierten die jungen Doktoranden um ihn herum die neueste Nachricht aus dem Netz. Ein Astronom aus Cambridge hatte eine sensationelle Entdeckung gemacht: Unter Zuhilfenahme einer in der Astronomie zunächst unbekannten Datenbank, betrieben von einer in diesen Fachkreisen unbekannten Bioinformatikerin aus Leipzig, war es gelungen, einen alten syrischen Text neu zu deuten. Das zu Grunde liegende Prinzip war denkbar einfach. Die Wissenschaftlerin zerlegte alle mögliche Informationen in einzelne Pakete und stellte sie in eine gigantische Datenbank, vergleichbar mit Wikipedia der alten Zeit. Danach wandte sie einen von ihr erdachten raffinierten Algorithmus an und verknüpfte die Datenpakete neu. Eigentlich war dieses Vorgehen zum Erlangen von Hintergrundinformationen in der Anthropologie gedacht. Aber in Cambridge hatte ein Kollege ihre für alle zugängliche Datenbank entdeckt und auf Fragestellungen der Astrono-mie angewandt. Nach einigen Fehlversuchen gab er das Stichwort 'Sternentor‘ ein.

      Dieser Begriff wurde gleich nach der Jahrtausendwende von Hollywood entdeckt und keiner weiß genau, warum und wieso, mit magischen, kreisrunden Wasserwänden in Verbindung gebracht, durch die Menschen verschwanden und in neue Welten ge-'beamt', sprich: transferiert, wurden. Das eigentliche Problem wurde durch einen kühnen Filmschnitt jeweils übergangen: Wie in aller Welt und unter Berücksichtigung derzeitigen realen physikalischen Wissens, konnte ein 70 bis 120 kg schwerer Körper, mit Army-Ausrüstung, in so kurzer Zeit solche riesigen Entfernungen zurücklegen? Klar, es wurde mit Krümmung der Zeitebene, Wurmlöchern und ähnlichem Einsteinschen Mysterien argumentiert, aber einen vernünftigen Menschen, der mit beiden Beinen auf der Erde steht, überzeugte das nicht. Deshalb blieben alle verfilmten 'Sternentore‘ im Bereich des Phantastischen und der Illusionen des Films.

      So sah Peter, der 'Post-Prof‘ und Realist, die Dinge auch. Jedoch – irgend etwas musste an dem Begriff doch daran sein. Peter war überzeugt, dass es tatsächlich ein Synonym für etwas war, was die Urmenschen schon geprägt hatte, aber dessen wirkliche Bedeutung nicht überliefert worden oder aber die Überlieferung im Laufe der langen Zeitspanne bis heute verloren gegangen war.

      Peter fielen die Drachen in den überlieferten Sagen und Märchen ein. Er war überzeugt, dass einige wenige Saurier in Höhlen den Meteoriteneinschlag im Golf von Mexiko überlebten und diese Bestien einige Urmenschen noch erschreckt hatten, bevor ein Held, wie Siegfried, ihnen den Garaus machen konnte. Peter war es klar, dass Millionen von Jahren die Menschen vom Einschlag trennte, aber die jüngsten Entwicklungen in der Anthropologie zeigten klar, dass die Menschen schon früher auf der Erde erschienen waren, als noch vor kurzem gedacht. Es war nicht erstaun-lich, dass diese Drachen allesamt in Höhlen wohnten, bevorzugt in China und in Europa.

      Das Gute an der Wissenschaft sah Peter ja auch darin, dass zuerst eine – vielleicht auch fantastische Vision – im Kopf eines Forschers war und er dann die nachvollziehbare und logische Erklärung dafür hatte. Er ging in diesem Punkt mit den drei Gesetzen von Arthur C. Clarke komplett einher:

      1) Wenn ein angesehener, aber älterer Wissenschaftler behauptet, dass etwas möglich ist, hat er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit recht. Wenn er behauptet, dass es unmöglich ist, hat er höchstwahrscheinlich unrecht.

      2) Der einzige Weg, die Grenzen des Möglichen zu finden ist, ein klein wenig über dies hinaus in das Unmögliche vorzustoßen.

      3) Jede, hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.

      Clarke war ein besonderer Mensch für Peter, besonders seit die Planung für den ersten Weltraumaufzug vor wenigen Monaten gestartet wurde, der von diesem schon lange zuvor in der Sciencefiction-Literatur geschildert wurde. Clarke, sein Held schlechthin, stand in seiner eigenen Walhalla noch vor Einstein.

      Gerade war die ESA mit ihrem Projekt 'Space-Elevator 1 (SE1)‘ aktuell in aller Munde. Europa hatte damit die Oberhand in der Weltraumforschung wieder zurück-gewonnen, wenn auch weiterhin in englischer Sprache, die als europäische Amtssprache nach der legendären Abstimmung von 2028 festgelegt wurde. Europa hatte zwar die USA überrundet, aber die Sprache blieb gleich.

      Natürlich hatten sich die Europäer erst nach der Integration Russlands in das Projekt auf die Überholspur begeben und die USA hinter sich gelassen. Nach langen Diskussionen stimmte die ESA schon vor Jahren zu, dass der terrestrische Ausgangshafen von SE1 in Baikonur angesiedelte wurde, gefolgt von einer zweiten Einheit in Peenemünde, die dritte war geplant als Ausgangspunkt im Golf von Biskaya, eine Berücksichtigung französisch-englischer Interessen, wobei auch Spanien als externer Südeuropa-Partner mitarbeitete. All diese Planungen mussten schnell überarbeitet werden, da die Physik zwingend forderte, dass ein SE nur direkt auf dem Äquator liegen musste, wie es in allen gängigen Sciencefiction-Romanen, vor allem auch von Clarke, geschildert worden war.

      Auch die alte Raketen-Abschuss-Basis in Französisch-Guyana lag zwar nahe, aber nicht direkt auf dem Äquator. Deswegen war man gezwungen, mit Brasilien eine Kooperation ein-zugehen und auch dieses Land am Projekt zu beteiligen. Die kleine Stadt Macapá, im Amazonas-Delta, wurde als Standort erwählt.

      Das Halteseil aus Karbon-Röhren, als Herzstück von ES1, ist in Sibirien mit deutsch-schweizerischer Maschinen und Chemieanlagen produziert und der Haltesatellit in der geostationären Umlaufbahn in Frankreich und England, auch mit Hilfe US-Fremdfirmen, erfolgreich entwickelt worden.

      England hatte zwar 2016 für einen Brexit gestimmt, trat aber nur wenige Jahre später wieder in die EU ein, um die Talfahrt ihrer Wirtschaft zu stoppen, was dann auch gelang.

      Der solarbetriebene Aufzug war eine Kooperation eines Firmenkonsortiums, bei denen Thyssen-Krupp, Schindler, Otis und Liebherr, die treibenden Kräfte stellten. Erstere Firma hatte schon vor langer Zeit einen Versuchstower bei Rottweil in Deutschland gebaut, den man von der A81 gut sehen konnte. Dort perfektionierten sie Linearmotorantriebe für Fahrstühle, wohl wissend, dass dies eine wichtige Zukunftstechnologie werden würde. Das war natürlich auch die Technologie der Wahl. Tatsächlich waren an dem Seil die Linearmotorelemente angebracht, die in einem Loch auf der kreisrunden Aufzugplattform ihre magnetischen Gegenüber fanden. Auf diese Weise benötigte man nur ein Halteseil, und nicht etwa ein zweites, oder eigentlich noch ein drittes, um die Fahrstuhlkabine zu bewegen.

      Das Projekt war in vollem Gange und stand vor seiner planmäßigen Vollendung. Immerhin musste das Halteseil ja 35.786 km lang sein, um die Entfernung von der Erde zu einem geostationären Haltesatelliten zu überbrücken.

      Eine neue zweite Generation von Projektmanagement (SGPM = second generation project-management) – eine Weiterentwicklung des ersten NASA-Ansatzes – wurde maßgeblich an deutschen Universitäten nach den katastrophalen Misserfolgen der Großprojekte, wie Elb-Philharmonie, Flug-hafen Berlin, Stuttgart 21, sowie dem VW-Abgasskandal, entwickelt und brachte durch seine streng vorgeschriebene Anwendung bei allen Modulen das Projekt ES überhaupt zum Erfolg. Die bekannten Prinzipien der GMP-Richtlinien aus der Pharmabranche wurden in das SGPM integriert und verstärkt auf die Fehler der Vergangenheit hingewiesen, dass alle Anstrengungen für eine solide Planung nie als unnütze Kosten angesehen werden dürfen. In den Jahren nach der Jahrtausendwende hatten alle Controller, aus vermeintlich guter Absicht, die 'Luft aus den Projektkosten zu lassen', den Fehler begangen, diese Planungskosten zu streichen oder zumindest drastisch zu reduzieren, was danach immer wieder zu einem terminlichen und finanziellen Fiasko führte! Notabene, die Controller waren dann zu Projektabschluss, der ja oft 5 bis 10 Jahre in der Zukunft lag, längst über alle Berge und hatten ihre Boni für die erzielten Kostenkürzungen eingestrichen. Aber alle wunderten sich damals, wie solche Projektkatastrophen geschehen konnten.

      Peter erwachte aus seinem Tagtraum und hörte den Studenten weiter zu, die von jenem Astronom aus Cambridge erzählten. Dieser glaubte wohl, herausgefunden zu haben, dass 'Sternentor' eine ganz bestimmte, seltene Sternenkonstellation meinte. Es war jedoch noch nicht klar welche konkret damit gemeint war.

      Peter blieb in seinen Gedanken

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