Das Vermächtnis aus der Vergangenheit. Sabine von der Wellen
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Читать онлайн книгу Das Vermächtnis aus der Vergangenheit - Sabine von der Wellen страница 3
Wir sitzen lange zusammen und schauen Diego bei seinen Spielchen zu. Aber irgendwann muss ich reingehen und mich an meine Hausaufgaben machen.
Marcel bietet mir erneut an, mir zu helfen, wenn ich nicht klarkomme. Aber er bleibt noch draußen und ich sehe ihn wenig später in der Garage verschwinden.
Zum ersten Mal grübele ich darüber nach, was passiert, wenn wir uns trennen. Wenn er auf einmal eine andere hätte.
Ich verdränge den Gedanken daran. Es würde mir den Boden unter den Füßen wegziehen.
Am Nachmittag habe ich meine Hausaufgaben fertig, den Bericht geschrieben, der eigentlich erst nächste Woche dran ist, und meine Mappen geordnet und alle Blätter eingeheftet. Marcel ist immer noch draußen und putzt seinen Golf von innen. Diego hat er bei sich und lässt ihn durchs Auto toben. Mittlerweile haben wir keine Angst mehr, den Kater auch außerhalb des Zaunes laufen zu lassen, der sowieso kein Hindernis mehr für ihn darstellt. Marcel überlegt schon, ob wir ihm irgendwo eine Klappe einbauen können, damit er jederzeit raus und rein gehen kann.
Diego kommt zu mir ins Wohnzimmer gelaufen und Marcel folgt ihm, den Eimer und die schmutzigen Lappen in der Hand. „So, mein Auto blitzt und blinkt wieder“, sagt er und sieht zufrieden aus. „Außerdem muss der Mustang, den ich gestern gesehen habe, hier irgendwo aus unserer Nachbarschaft kommen“, meint er noch und geht ins Badezimmer, um die Lappen in die Waschmaschine zu werfen.
„Warum meinst du das?“, rufe ich ihm verunsichert hinterher.
Marcel kommt ins Wohnzimmer zurück. „Weil ich den erneut gesehen habe.“
„Wo?“, frage ich verwirrt.
„Auf unserer Straße. Der ist vor einer halben Stunde hier vorbeigefahren. Schickes Teil, sage ich dir. Wirklich ein Traum. Ich würde so was gerne mal fahren.“
Ich schlucke schwer. Erik ist hier durchgefahren? Warum?
„Glaube ich dir“, murmele ich nur und gehe zum Badezimmer. „Ich gehe eben auf Toilette“, erkläre ich und schließe die Tür hinter mir.
Mein Handy aus meiner Hosentasche ziehend, schreibe ich an Ellen2 eine SMS. „Dein Auto ist zu auffällig, als das du unauffällig hier durchfahren kannst. Wolltest du etwas Bestimmtes?“
Die Antwort lässt auf sich warten. Ich werde nervös. Schließlich kann ich nicht ewig auf dem Klo hocken bleiben. Dann klingelt mein Handy einmal und erstirbt wieder. Erik will mit mir telefonieren. Verdammt!
Ich verlasse das Badezimmer und schlüpfe in meine Schuhe. Marcel wirft sich gerade vor den Fernseher. „Vielleicht kommen Michael und Mike gleich noch. Magst du nicht doch mitschauen? Das Spiel fängt gleich an.“
Ach ja, das Fußballspiel.
„Ne, ich gehe lieber eben ein Stück um die Häuser. Vielleicht danach. Okay?“
Marcel sieht mich seltsam an und ich gehe zu ihm und gebe ihm einen Kuss. „Nur eine Runde die Füße vertreten - nach dem langen Sitzen. Und vielleicht sehe ich ja, wo dein Mustang wohnt und ich sage dir dann die Adresse.“
Seine Augen leuchten auf. „Au ja! Das wäre toll!“
Ich verlasse schnell das Haus und gehe durch die kleine Gartenpforte auf die Straße. Sofort blicke ich die Straße rauf und runter. Aber ich sehe keinen auffälligen Mustang. Ich muss die leichte Enttäuschung unterdrücken, die sich an die Oberfläche schleichen will. Spüre ich da so etwas wie eine seichte Sehnsucht? Ich schüttele energisch den Kopf und verdränge das Gefühl.
Ich gehe die Straße hinunter, an den Einfamilienhäusern mit ihren schön angelegten Gärten vorbei und komme zu der Straße, an der Erik und ich parkten und ich ihm den Abschiedskuss gab. Dort wechsele ich auf die andere Straßenseite und laufe weiter in die Stadt hinein. Ich nehme mein Handy und rufe Ellen2 an.
„Hi!“, meldet Erik sich sofort. „Hast du dich wegschleichen können?“
„Hallo Erik. Warum wegschleichen? Ich habe gesagt, dass ich ein Stück um die Häuser gehe und fertig. Marcel sperrt mich nicht ein.“
„… wie ich!“, raunt Erik, als wolle ich den Satz so vervollständigen.
„Das hast du gesagt“, antworte ich ihm und fühle ein seltsames Zittern durch mein Inneres toben. Schon mit Erik zu sprechen lässt alles in mir vibrieren. „Und, gestern alles gut gelaufen?“, versuche ich das Thema schnell zu wechseln.
„Ja, aber frag nicht weiter. Es ist besser, du weißt von all dem nichts“, höre ich Erik murmeln.
„Stimmt! Das ist wahrscheinlich wirklich besser. Zumal das etwas wäre, dass ich nicht tolerieren könnte, wenn wir mehr als nur Freunde wären.“ Ich kann dem Drang nicht wiederstehen, ihn erneut aus der Reserve zu locken. Mir wird klar, dass in meinem Inneren die Frage wütet, was er meint, was zwischen uns ist. Dass er mir die Freundschaft zu seiner Schwester lässt, ist mir mittlerweile klar. Aber was will er von mir? Einerseits lebt er sein Leben, als gäbe es nichts anderes, was ihn interessiert und anderseits sucht er den Kontakt zu mir.
Erik sagt nichts.
Nach einiger Zeit raunt er, das Thema wechselnd: „Du fragst nicht, wie es mir geht? Vergessen? Ich bin noch immer verletzt.“
„Ach Erik, Quatsch. Wenn du nachts durch dunkle Gassen und siffige Diskotheken gehen kannst, um Drogen zu verticken, dann kann es so schlimm nicht mehr sein“, knurre ich von der Enttäuschung getrieben, dass er sich nicht weiter auf das andere Thema einlassen will.
„Autsch, das war wie ein Schlag in den Magen. Wo bleibt denn deine hilfreiche und soziale Ader? Hast du die anderweitig ausgetobt?“, blafft er zurück.
Ich bin mir nicht sicher, was er damit meint und brumme: „Die steht nicht jedem zu und Daniel ist schließlich auch noch da. Er kann dir auch dein Händchen halten. So und nun raus mit der Sprache. Warum warst du heute in Bramsche?“
Ich höre ein Seufzen und es dauert bis er antworte: „Ich habe nur nach dem Rechten gesehen.“
„Was? Wie, nach dem Rechten gesehen?“, frage ich irritiert.
„Nah, ob das Haus noch steht oder du schon deine Sachen packst und gehen willst oder irgend sowas“, sagt er, als zähle er auf, was er zum Frühstück gegessen hat.
„Ich habe nichts, wo ich einfach so hingehen kann. Meine Eltern lieben Marcel mittlerweile wieder heiß und innig und würden mir die Hölle heiß machen, wenn ich ihn verlasse“, antworte ich, an meine Gedanken erinnert, die mich genau diesbezüglich schon bei den Hausaufgaben heimgesucht hatten.
Leise raunt Erik: „Das wäre kein Problem. Ich hätte sofort eine Wohnung für dich.“
„Die ich mir nicht leisten könnte“, antworte ich nur.
„Die würde dich nichts kosten. Sie ist bei Daniel im Haus“, sagt er schnell.
Ich bleibe verwirrt stehen. „Wie jetzt?“
„Ist doch egal. Wenn du wegwillst, hast du auf alle Fälle gleich eine Wohnung. Mehr brauchst du nicht zu wissen.“
Ich