Das Vermächtnis aus der Vergangenheit. Sabine von der Wellen

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Das Vermächtnis aus der Vergangenheit - Sabine von der Wellen Die Sucht

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gehe in die Küche und atme auf. Das Handy greifend, flitze ich ins Badezimmer und schließe mich ein. Mit zittrigen Händen und einem unglaublich schlechten Gewissen drücke ich die Tastensperre aus. Im Telefonspeicher finde ich nur Anrufe von mir, seiner Schwester, seinen Eltern oder seinen Kumpels. Ich öffne die SMSen und finde tatsächlich drei von einer Sabrina, was augenblicklich einen Sturm durch mein Innerstes toben lässt.

      Mit laut pochendem Herzen öffne ich die erste.

      „Hallo Marcel. Du kennst mich wahrscheinlich nicht. Ich kenne dich aber. Ich bin bei jedem Fußballspiel dabei und ein absoluter Fußballfanatiker - wegen dir! Magst du dich mal mit mir treffen? Sabrina.“

      Das haut mich fast um. Wie abgebrüht ist das denn?

      Ich öffne die nächste.

      „Schade! Aber was heißt das schon … eine Freundin. Vielleicht entgeht dir etwas, wenn du dich nur an eine klammerst. Überlege es dir. Man weiß nie, ob sie nicht auch in fremden Teichen fischt.“

      Die lässt mich aufatmen. Marcel hat sie abgeblockt. Aber dennoch scheint das Mädel nicht locker lassen zu wollen und arbeitet sogar mit unlauteren Mitteln. Sie deutet an, dass ich untreu sein könnte. Allerhand!

      Ich öffne die dritte.

      „Das hört sich schon besser an. Ich melde mich noch. Warte darauf.“

      Mir stockt erneut der Atem. Verdammt!

      Ich gehe in die Gesendeten und lese Marcels letzte SMS.

      „Vielleicht hast du recht. Das Leben ist zu kurz und undurchsichtig. Schickst du mir ein Bild von dir? Ich möchte gerne wissen, mit wem ich es zu tun habe.“

      Ich starre auf die SMS von Marcel. Er lässt sich tatsächlich ein Bild zuschicken? Was soll das werden? Und dann ist er auch noch so blöd und löscht das Zeug nicht.

      Tief durchatmend verlasse ich das Badezimmer und lege das Handy mit der Fernsehzeitung zusammen unauffällig auf meinen Schreibtisch, während die Männer völlig resigniert auf ihren Sitzen herumrutschen und den Blick nicht von dem Spiel wenden können.

      Ich sehe Marcel an und kann es nicht fassen.

      Sein Blick begegnet plötzlich meinem und er fragt erneut: „Kommst du jetzt? Die spielen ganz schlecht. Vielleicht hilft es, wenn du mitguckst?“

      Die anderen lachen und ich gehe zwischen ihren langen Beinen hindurch und quetsche mich zwischen Marcel und Mike aufs Sofa. Marcel legt sofort den Arm um mich und zieht mich zu sich heran.

      Tatsächlich hilft da nichts. Es bleibt null zu null. Marcel ist schrecklich enttäuscht. Da half auch nicht das Bier, das ich für alle holte und auch nicht das Popcorn, das ich in der Mikrowelle machte. Für Marcel ist das eine Katastrophe und ich weiß, ich muss ihn trösten und bin doch wie befangen. Ich kann es nicht nachvollziehen, dass er so leidet, weil sein Verein kein Tor geschossen hat. Diese Sabrina hat da bestimmt mehr Verständnis und der Gedanke macht mir Angst.

      Ich schaffe es, noch am gleichen Abend erneut in sein Handy zu schauen. Aber es ist noch keine weitere SMS von diesem Mädchen eingegangen. Vielleicht ist sie zu hässlich, um ihm wirklich ein Bild von sich zu schicken.

      Am Montagmorgen stehe ich wieder allein auf. Marcel lasse ich weiterschlafen, weil er erst mittags zur Arbeit muss.

      Im Bus ruft mich Tim an und ist so unglaublich glücklich, dass wir uns noch diese Woche sehen werden, dass ich mich schon wieder überfordert fühle. Seine ganze Hoffnung ist in seiner Stimme zu hören, die er in diese kurze Zeit unseres Wiedersehens setzt.

      Ich weiß nicht, wie ich diese Hoffnung dämpfen soll, ohne ihm wehzutun und ich weiß auch gar nicht, wie ich wirklich reagieren werde, wenn er vor mir steht. Ich kann mich nicht mehr einschätzen. Meine Gefühlswelt ist völlig auf den Kopf gestellt. Wer weiß da schon, wie ich bei Tim ticken werde?

      Als ich aus dem Bus steige, immer noch das Handy an meinem Ohr und in Ellens Gesicht sehe, geht es mir besser. Sie grinst mich an und ich grinse zurück. „Okay Tim, ich muss jetzt Schluss machen und wünsche dir noch einen schönen Tag. Bis morgen!“

      Ich beiße mir auf die Lippe. Der letzte Satz war mir so rausgerutscht.

      Tim haucht noch einen Luftkuss ins Telefon und wir legen auf.

      „Wie bis morgen? Weißt du schon, dass er morgen wieder anruft?“, brummt Ellen, ohne mir einen Guten Morgen zu wünschen.

      „Naja …, sicher!“, sage ich ausweichend.

      „Also ist er das immer morgens und nicht Marcel. Ich dachte mir das schon“, knurrt sie verbissen.

      „Marcel ruft mich auch schon mal an … oder meine Eltern“, versuche ich mich zu verteidigen.

      „Und wann kommt er?“

      Stimmt, ich hatte Ellen gesagt, dass Tim diese Woche vorbeikommen wird.

      „Mittwoch“, raune ich und weiß nicht, ob es gut ist, dass sie das weiß.

      „Und was habt ihr vor?“

      „Schauen wir mal. Vielleicht habt ihr Lust, was mit uns zu unternehmen?“, frage ich sie.

      „Wen meinst du? Die Mädels? Daniel? Vielleicht Erik?“, brummt sie ungehalten.

      Ich schüttele den Kopf. „Wenn du meinst, ich sollte besser nicht mit ihm allein sein, dann lass dir doch was einfallen. Da seid ihr Zeiss-Clarkson doch ganz groß drin“, brumme ich zurück.

      Ellen grinst, aber ihre Augen blitzen ernst. „Warte, was passiert, wenn Erik erfährt, dass Tim erneut hier aufläuft.“

      „Sag´s ihm einfach nicht“, antworte ich nur mürrisch. Mir ist bei dem Gedanken auch nicht wohl.

      Wir sind bei der Schule und die anderen empfangen uns überdreht und erzählen von Samstagabend und ihrer Alandotour.

      Ich sehe Ellen überrascht an. Sie hatte mir nicht erzählt, dass sie Samstag auf Tour waren.

      „Du wolltest schließlich nicht mit. Die anderen aber schon“, sagt sie nur lachend.

      Ich bin etwas traurig, dass sie mir nichts davon gesagt hatte. Fast kommt es mir so vor, als wollten sie mich gar nicht mithaben. Meine alte Angst, den Anschluss an meine Klassenkameraden zu verlieren, kriecht wieder in mir hoch. Das darf auf gar keinen Fall wieder passieren.

      Als wir am Nachmittag aus der großen Eingangstür der Schule treten, machen mich Michaelas leuchtenden Augen auf die zwei an der Straße wartenden Autos aufmerksam.

      Verdammt!

      Ellen lacht. „Hey, was ist das denn heute?“ Sie geht schnurstracks auf den BMW zu und küsst Daniel, der lässig an seinem Auto lehnt und nur Augen für sie hat.

      Unsere Mädels sehen sich den anderen Typen an, der mit verschränkten Armen am Mustang lehnt und nur Sabine und Michaela wissen, dass das Ellens Bruder ist.

      Mein Herz droht bei Eriks Anblick auszusetzen. Er hat ein schwarzes T-Shirt an, das ungewöhnlich eng für seine Verhältnisse sitzt und seinen

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