Die letzten Farben. Jan Corvin Schneyder

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Die letzten Farben - Jan Corvin Schneyder

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Beweggründen gegen andere Menschen verabscheuen, denn nur noch eine schrumpfende Insel in einem Meer aus Hass? Ich will es nicht glauben. Wir sind eine Insel, die bedrängt wird, aber wir haben Felsküsten, wir haben ein ewig fruchtbares Herz der Hoffnung und des Lebens. Mögen auch die schrecklichsten Monstren und Stürme uns bedrängen, sie werden diese Insel nicht versenken. Die Insel der Meinungsfreiheit, die Insel der Zivilisation (die man stundenlang aufgrund ihrer Begrifflichkeit und anderen Positionen diskutieren könnte, wenn man wollte - ich will nicht). Wir haben Angriffe der Finsternis erleben müssen, Terrorattacken etwa, doch sehr viel Licht schlägt dem entgegen. Diese menschenverachtende Bosheit wird niemals siegen. Es ist ein vergebliches Streiten der Dunkelheit.

      Wer sind wir eigentlich, dass wir die Entscheidung anderer als dumm und falsch bezeichnen dürfen? Wer sind wir, dass wir in all unserer elitären Arroganz Hunderten Millionen von Menschen ihr Selbstbestimmungsrecht absprechen wollen?

      „Wer sind wir, dass wir mit Hass und Spott reagieren, nur weil unsere weltfremden Prognosen und Hypothesen sich in Luft auflösen? Wir sind ein erbärmlicher Haufen, der nichts anderes will, als die Herrschaft einer kleinen Elite über einen Haufen verdummter, entrechteter Vollidioten, die still zu sein haben. Und wir sind uns bewusst, dass unsere Einstellung in etwa jene des französischen Hochadels am Vorabend der französischen Revolution ist, daher entschuldigen wir uns und bitten herzlich darum, die Guillotinen wieder einzupacken." – Dies wäre mal ein lesenswerter medialer Beitrag. In der Realität aber wird moralische Überlegenheit geheuchelt und draufgeschlagen. Es ist erbärmlich. Nicht-Hasser sind hingegen vielleicht nicht populär und auch nicht besonders laut, aber wenigstens können sie ohne Scham in den Spiegel und anderen in die Augen sehen. Und ja, es ist leider auch Hass, auf denen herumzuprügeln, die selber Hass verbreitet haben. Ein paar hundert Millionen Menschen als völlig bescheuert zu bezeichnen, ist eine ziemliche Frechheit. Passiert minütlich irgendwo dort draußen.

      Mäßigung und Verständnis zieren eine Seele, nicht selbstherrliches Gebrüll. Jedes Jahr mehr Empörungskultur, Drama, Hysterie, Missgunst, Hass. Und geändert hat all das nichts. Nicht zum Guten. Alles Negative verbessert nichts. Aber es gab und gibt auch so viel Goldenes. Und einige haben gelernt, das wieder zu sehen. Es ist besser als es scheint. Ich schrei einfach nicht mit. Das kannst Du auch. So ist er heute, der Hass des gemeinen (!) Mannes (und Weibes): Jene, die nichts tun, schimpfen über alles, das andere wenigstens versuchen. Schlechter Stil. Überlegen sollten sie sich immer, woher der Hass kommt und was diese Äußerungen über sie aussagen. Wie heißt es in einer leidlich bekannten Filmreihe so in etwa? Hass ist der Pfad zur dunklen Seite. Oder so ähnlich. Wir brauchen aber alle Farben, nicht nur Schwarz und Weiß. Sonst kippt das Prisma.

      Öfter mal ein "Nein, aber danke für die Idee." statt "Nein, bist Du eigentlich bescheuert?!" wäre ein erster Mini-Schritt. Sowas hilft wirklich unmittelbar. Hass auf Böses macht aus dem Guten jedenfalls ebenfalls etwas Böses. Hass verursacht Leid und Trauer. Trotzdem aalen sich nicht gerade wenige darin, als wären es Milch und Honig.

      Alles ist voller Zyniker. Und das Schlimmste: Keiner kann mehr Ironie und Sarkasmus von Zynismus unterscheiden. Man kann all den Leuten, die nichts begreifen und auch nichts begreifen wollen, einfach nicht helfen. Es ist traurig. Man findet Menschen, die man liebt für das, was sie mal waren, plötzlich als erblindete Zyniker wieder.

      Egozentrismus, Spott. Und sie halten ihre Aussagen für gute Ratschläge. Ja, sie sind lauter. Ja, sie beherrschen vielleicht die Öffentlichkeit. Aber sie haben nicht recht. Sie irren sich. Denkst Du, das sei bedeutungslos? Nein, es ist nicht ein Nichts. Es ist ein Alles. Schlage Ironie, Sarkasmus und Zynismus nach und erkenne wo Du stehst. Und wenn Du vergiftet bist, dann reinige Dich. Was sie für Schwachsinn halten, ist ein Alles. Was sie für Mega halten, ist ein Nichts. Und kein Geschrei der Welt wird daran etwas ändern. Kein Geschrei kann aus etwas Falschem etwas Richtiges machen. Hat Euch nicht schon die Mutter gesagt, dass man nicht richtigliegt, nur weil man schreit? Wenn aus einem Hals nur Hass und Hysterie rauskommen: Klappe halten! Eskapismus hingegen ist keine Krankheit, sondern eine Lösung. Eine temporäre, zugegeben.

      Verloren. Gewonnen. Verloren. Auf dem Weg, es wieder zu gewinnen. Wir sind die, die daran glauben. Wir sind nicht so laut wie die, die alles hassen, aber wir sind eine Legion. Und am Ende werden sie begreifen, dass sie schreien und zetern können wie sie wollen – wir folgen ihnen trotzdem nicht.

      Früher gab es noch ein "mag ich nicht so sehr", heute wird alles gehasst. Flüchtlinge, AfD, Banker, Erdbeerkäse, Helene Fischer. Hass ist ein großes Wort. Wie Liebe. Beides inflationär gebraucht. Siehe Kapitel 2 und 3 dieses Buches. Verflixt.

      Gemeinsam gelangen wir durch dunkle Zeiten. Wir haben uns. Das ist viel mehr als sie haben. Sie haben nur ihren Zorn. Und sie feiern eine Parade. Sie werfen um sich mit Tand und Glitzer, sie lachen und sie schreien. Und was ist der Kern der Dinge? Sie feiern sich selbst, eine hohle Ansammlung bunter Clowns ohne Rückgrat. Halte Dich an die wahren, guten Dinge. Lass Dich nicht treiben von all den Trommlern, all den Gauklern und Bauchladen-Scharlatanen. Sieh die Schönheit der Welt und frage Dich ernsthaft, woher sie kommt, und was sie zusammenhält. Und dann geh los und tu etwas dafür, dass Du auf sicheren Pfaden an den Strudeln des Hasses vorbeigelangst.

      Abgerechnet wird am Ende, und siegen wird letztendlich nie der größte Schreihals und schon gar nicht der größte Heuchler, der mit scheinheiliger Empathie hausieren geht. Gut ist nicht das, wo jemand fett "gut“ hinauf geschrieben hat, sondern gut ist was gut ist. Und das findet meist im Verborgenen, im Kleinen statt. Lasst sie ihre Paraden, ihre Events, Hypes und Trends abhalten und hochleben lassen. Es ist Selbstbeweihräucherung, Schwäche und Orientierungslosigkeit. Es gibt ewige Werte, und Menschlichkeit bemisst sich nicht in selbstgerechtem Aktionismus.

      Aufrecht. Demütig. Leid tragen. Ertragen ohne Anklagen. Dankbarkeit trotz Schmerz. Güte. Das rechte Augenmaß. Innere Stärke, die nicht auf Kosten anderer Menschen wächst. Zu wenig davon ist geblieben. Alles was tugendhaft war, ist nunmehr verhasst. Menschen mit Verfolgungswahn, Menschen, die alles und jeden verdächtigen und beleidigen. Inzwischen muss man glauben, dass es nicht Engagement und Menschenliebe sind, sondern persönliche Dämonen. Bekehren werde ich sie nicht, aber ich muss nicht zum Publikum gehören. Alles was hasserfüllt ist, hat kein Publikum verdient. Die Welt braucht Intelligenz und Kreativität, aber positive. Keine Verurteilung und Spaltung. Nicht noch mehr davon.

      Der Grund ist natürlich meist die Verbesserung der Welt. Dazu muss man anscheinend irgendwen oder irgendwas verabscheuen. Politiker, Banken, Griechen, Dieter Nuhr, die Frau in der Kassenschlange vor uns, der Nachbar, der Chef, die Ex, die AfD, die Bayern, das neue iPhone. So viel offener und versteckter Hass, meist gegen völlig Belangloses gerichtet, vergiftet die Menschen, vergiftet die Welt. Und eines ist er immer: Ausdruck eigener Schwäche.

      Und es schwingt schon die Trauer mit, wenn ich an all das unnötige, kommende Leid denke, das sich die Menschen immer weiter ohne Not zufügen, aus Habsucht und Rechthaberei. Trotzdem, warum nicht lächeln? Lassen wir uns von dem Hass nicht anstecken. Nur das trennt uns noch von ihnen.

      Innehalten, Kräfte sammeln. Wir sind voller Vertrauen, voller Stärke – wir dürfen uns ärgern, aber niemals verzweifeln. Die Welt ist voller missmutiger, dunkler Energien, die uns mit in ihren Strudel ziehen wollen - wir sehen zu, hören zu, doch schweigen. Wir schweigen nicht aus Furcht, sondern weil wir all jenen unfreundlichen und unfriedlichen Menschen auf diese Weise den Wind aus den Segeln nehmen. Sie sind bereit, lediglich zweierlei Äußerungen von uns zu empfangen: Erstens Zustimmung und Einstieg in den Sog des Bösen, zweitens Widerspruch – gerade darauf warten sie, denn nun könnten sie ihren Zorn entfesseln. Eine Diskussion ist sinnlos. Sie sind nicht offen, von der Wahrheit, vom Licht, vom Guten überzeugt zu werden. Sie sind Freunde des Schattens, dem Untergang geweiht. Lasst sie an Euch abperlen wie Regen an Porzellan. Wir sind im Innern warm und stark, reich und gut. Ein Lächeln und ein guter Schluck sagen mehr als tausend Worte. Lasst verlogene Tiraden an Euch vorübergehen, wartet auf den entscheidenden Moment, in dem Ihr durch eine Tat, nicht durch Geschwätz, deutlich zum Ausdruck

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