Himmel (schon wieder). Andrea Ross
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Den ganzen Tag lang hatte er bereits darüber nachgegrübelt, wie er seine Befragung starten sollte. Er konnte ja schlecht hingehen und Yoli fragen, ob sie vielleicht von Selbstmordplänen wisse, die Lena demnächst in die Tat umzusetzen beabsichtige.
Zum Programmieren war er so gut wie gar nicht gekommen, ihm wollte einfach kein fulminantes Design für die Startseite des Hotels einfallen. Die Startseite war aber gewissermaßen die Visitenkarte des Hauses, da war nur das Beste gut genug. Doch wenn man den Kopf mit ganz anderen Sachen voll hatte … Stephen wollte um keinen Preis riskieren, dass Lena durch seine Schuld oder sein Versäumnis etwas passierte, auch wenn sie ihm als mögliche Freundin zu zickig war.
Na schön, dachte Stephen, Yoli wird mir den Kopf schon nicht abreißen!
Nun, Stephen durfte seinen Kopf dort behalten, wo er hingehörte. Aber wenn Blicke töten könnten, so wäre der junge Mann auf jeden Fall rückwärts vom Barhocker gekippt. Was hatte er falsch gemacht? Er hatte sich hingesetzt und ganz normal bei der Bedienung, die er ohnehin nur flüchtig kannte, eine Cerveza und eine Tapa-Auswahl bestellt. Sie hatte ihm die Bestellung lieblos auf den Tresen geklatscht und ihn dabei angesehen, als habe er mindestens ein Schwerverbrechen begangen. Dann war sie kommentarlos abgerauscht.
Erst als die Bar sich langsam leerte, fand er die Gelegenheit, Yoli nach einem Gang auf die Toilette abzupassen. Wütend funkelte sie ihn aus ihren schwarzen Augen an, ließ sich aber auf ein Gespräch ein, als Steve ihr klar machte, dass es um Lenas Leben ging.
»Warte, bis ich hier fertig bin! Ich bin nicht zum Spaß hier und mein Chef schätzt es nicht, wenn ich zu viel mit Gästen quatsche. Und wehe dir, wenn du etwas Unehrenhaftes mit Lena vor hast!« Welche Vorbehalte hatte Yoli denn gegen ihn? Schließlich hatte sich Lena auf der Party IHM an den Hals geworfen, nicht umgekehrt. Hätte er sie abwehren sollen? Er war auch bloß ein Mann! Weiber …
Yoli ließ Steve noch bis weit nach Mitternacht schmoren, dann endlich nahte sie, ließ sich auf einen der Barhocker fallen und streifte die schwarzen Pumps von den Füßen. »Mann, tut das gut!«, seufzte sie vor Erleichterung. Stephen wunderte es gar nicht, dass das Mädchen nach all den Kilometern, die es in der Bar hinund herlaufen musste, Fußprobleme bekam. Was musste Yoli auch solche Absätze tragen? Allerdings, gut sah das schon aus, musste er zugeben.
»So, jetzt raus mit der Sprache! Was willst du von mir und was willst du von Lena?« Yolanda war sichtlich angriffslustig, wirkte skeptisch und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Hör zu, Yoli, ich bin nicht euer böser Feind, okay? Sonst wäre ich nämlich überhaupt nicht hier. Aber ich mache mir Sorgen um Lena; du bist ihre Freundin, daher muss ich mich an dich wenden, weil ich keine Ahnung habe, wo sie wohnt. Also, ich kann das jetzt schlecht näher erklären, aber ich habe so ein Gefühl, dass Lena riesige Probleme hat. Sie ist völlig überspannt. Und jetzt mache ich mir Sorgen, dass sie sich etwas antun könnte. Daher meine Fragen: Hat sie etwas in dieser Richtung erwähnt und könntest du ein wenig auf sie aufpassen?«
Yolis Blick wurde keinen Deut versöhnlicher, im Gegenteil. Sie holte tief Luft und legte los. »Du bist ein Blödmann, Stephen McLaman! Du kennst sie gar nicht, außer flüchtig nach ein paar Stunden Small-Talk auf einer Party. Dann zerrst du sie ins Bett, kannst dich hinterher angeblich an nichts mehr erinnern und faselst dummes Zeug. Gleich danach lässt du sie fallen wie eine heiße Kartoffel und machst ihr Angst vor einer Schwangerschaft, gibst ihr noch kaltschnäuzige Tipps für den Vornamen eines imaginären Kindes. Sag mal, spinnst du?«
»Aber Yoli, es war doch gar nicht meine Absicht, sie …!«
Jetzt reichte es der Kellnerin. Giftig zischte sie: »Klar, ich weiß schon. Es ist immer die Schuld der Frau, nicht wahr? Hätte sie sich nicht so und so verhalten, und so weiter! Damit rechtfertigt ihr Kerle doch alle den Umstand, dass euer Gehirn nur allzu gerne in gewisse Körperteile rutscht und nicht mehr funktioniert, sobald ihr einen Rock vorbeilaufen seht! Lena war noch Jungfrau, verdammt nochmal! Natürlich hat dich das gar nicht interessiert, hast es vor lauter Eifer wahrscheinlich nicht einmal bemerkt. Weißt du was? Halte dich fern von ihr, und wage es bloß nicht, ihr noch einmal zu nahe zu kommen. Sonst kriegst du es mit mir zu tun! Ob es ihr nach dieser Aktion schlecht geht, willst du wissen? Na, rate mal!«
Damit war für Yolanda die Unterredung beendet. Sie streifte die Schuhe über, schaltete das Licht aus und stand auffordernd an der Tür. Stephen erhob sich, trottete hinter Yoli zur Tür hinaus.
»Aber du achtest ein bisschen auf sie, ja?« Diese Frage ließ Yoli unbeantwortet; sie stieg einfach in ihr altes Auto und fuhr davon. Stephen stand ratlos am Straßenrand. Er hatte soeben erfahren, dass es Lena psychisch wirklich nicht gut ging, und dass es seine Schuld war; wenigstens nach Ansicht ihrer Freundin. Er konnte nur hoffen, dass ihr nichts passierte.
WAS hatte Yoli da gesagt? Sein Gehirn weigerte sich, die gesamte Tragweite dieser Information zu analysieren. Erst ganz langsam sickerte in sein Bewusstsein, dass er soeben die Begründung dafür erhalten hatte, weshalb Lena im Parallel-Leben mit Jessi schwanger geworden sein konnte, obwohl sie noch Jungfrau war. Irgendwie waren die beiden »Leben« miteinander verflochten. Deshalb also hatte Jessi Stephen so sehr ähnlich gesehen – sie trug tatsächlich seine Gene! Und – ach, du meine Güte – er war ja zumindest im anderen Leben kurz ein Erzengel gewesen. War nicht auch vor 2000 Jahren ein Engel an der Empfängnis des Messias beteiligt gewesen, wie auch immer das abgelaufen sein mochte?
Die Passanten, die in diesem Augenblick an Stephen vorbei flanierten, sahen ihn mit merkwürdigen Blicken an. Klar, er guckte wahrscheinlich herrlich dämlich drein, als ob er ein Gespenst gesehen habe. So beschloss Steve, erst einmal nach Hause zu fahren und in der Abgeschiedenheit seines Appartements über diese merkwürdigen Zusammenhänge nachzudenken. Mit dem Programmieren wurde es heute wohl ohnehin nichts mehr werden, er war viel zu aufgeregt und komplett abgelenkt.
Verdammt, sie war schwanger, garantiert! Schließlich musste der Messias geboren werden, damit er, oder vielmehr sie, wieder einmal den Weltuntergang einleiten konnte. Nicht schon wieder! Da bekam man die Chance, sein Leben ein zweites Mal zu leben, es in eine andere Richtung zu lenken. Nur um festzustellen, dass dieses Mal alles noch gründlicher in die Hose ging.
»Scheiße!« Erquicklicheres fiel Steve zu diesem Thema leider nicht ein.
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