Cynthia Silbersporn. Fred Keller

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Cynthia Silbersporn - Fred Keller

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an der langsamen Folter, aber heute musste es schnell gehen. Das Experiment kochte hinten unbeobachtet weiter.

      »Was ist nur los mit mir? Was tue ich?« Fragen rasten durch ihren Kopf. »Bringt die Gier nach Unsterblichkeit mich soweit?«

      Der Herr folgte freundlich ihrer Aufforderung. Er nahm einen kräftigen Mund voll, öffnete ihn, um mit dem nächsten Satz fortzufahren.

      Dazu fehlte ihm jede Möglichkeit. Er alterte innerhalb weniger Minuten und sackte tot auf seinem Stuhl zusammen. Er schwieg für alle Zeiten.

      Die Idee, ihn mit Fushigis Hilfe in handliche Stücke zu zerteilen, nahm Gestalt an. So würde sie problemloser die Leiche entsorgen können.

      »Hoffentlich ist noch genug Saft im Akku«, murmelte sie vor sich hin, »meist geben die ja nach der Hälfte der zu erledigenden Arbeit den Geist auf. Ach was, vergiss es. Zu viel Arbeit für so ein kleines Gerät.«

      Cynthia ließ den Vertreter sitzen. Er stellte keine Störung mehr dar. Sie konnte endlich den neuesten Zaubertrank fertigstellen und in die kleinen braunen Fläschchen füllen. Der Geschmack war wie beschrieben, hinterließ jedoch eine Schalheit nach faulen Eiern. Ob er wirklich unsterblich machte, wer konnte es beurteilen? Am Ende des Rezepts stand, die Wirkung hinge von mehreren Umständen ab, die bei der Einnahme zu beachten seien, Erläuterungen im Anhang auf Seite 873. Diese Fußnote hatte sie am Morgen übersehen und gleich mit dem Kochen angefangen. Schnell blätterte sie bis hinten durch.

      »Nein!«

      Was sie sah, beziehungsweise nicht sah, war links 872, rechts 875. In der Mitte nur noch ein schmaler ausgefranster Rand. Die gesuchte Seite fehlte. Der seltsame Geschmack im Mund blieb. Lag es am vergifteten Hausierer?

      Sie schleppte ihren stillgewordenen Gast hinters Haus und wickelte ihn in eine Folie.

      »Seltsam«, schoss es ihr durch den Kopf. »Wozu benutze ich Frischhaltefolie? Damit er nicht dreckig wird?«

      In einer Ecke thronte ein Komposthaufen, in dessen Nähe alles noch prächtiger gedieh, als im Rest des Gartens.

      Mit Hilfe eines Spatens hob Cynthia ein Grab aus, quetschte erst die Beine, dann den Rest des Verstorbenen hinein. Unbequem sah das Ganze wahrlich aus, aber egal, er merkte es ja nicht mehr.

      Mit kräftigen Hieben schippte sie die Grube zu, klopfte die Erde mit der flachen Seite der Schaufel fest, schmiss locker ein paar Ladungen Kompost darüber und betrachtete ihr Werk. Gehaltvolle Nahrung für den geliebten Garten.

      Nach getaner Arbeit köpfte sie einen Merlot, schenkte mit Schwung ein und setzte sich an den Tisch. Mit jedem Schluck Alkohol wurde sie verzweifelter.

      »Meine Güte, was habe ich nur getan?«, rief sie der Zimmerdecke entgegen.

      Sicher, sie las gern über Gifte, deren Wirkung und Herkunft. Dieses Wissen in die Tat umzusetzen, war ihr allerdings bisher nie in den Sinn gekommen. Mit dem schlechten Gewissen nahm auch das Gefühl des Beobachtetwerdens zu. Immer wieder sah sie nach hinten, glaubte, Blicke im Rücken zu spüren.

      Die kleine Fushigi kam heute nicht zum Einsatz. Dennoch war es ein grauenvoller Tag für Cynthia gewesen, nachdem ihr der Mord voll bewusst wurde.

      »Ja, Mord, nenn es ruhig beim Namen!«

      So etwas durfte sich auf gar keinen Fall wiederholen. Hoffentlich hatte niemand gesehen, wie der Mann ihr Haus betrat.

      Als sie aufstand, um die Tasse in die Spüle zu stellen, lag da ein Zettel, auf dem sieben Worte und ein Buchstabe standen: »Das war gar nicht nett, meine Liebe. P.«

      Cynthia schlug die Hand an die Stirn. Ihr Gefühl stimmte also. Es musste jemand hier gewesen sein.

      Niedergeschlagen wankte sie ins Wohnzimmer, um die Situation zu überdenken. Vielleicht konnte Marius Maca ihr einen Rat geben. Sofort tippte sie die Nummer ins Telefon. Beim zweiten Klingeln hob der Magier ab.

      »Bin ich froh, dich zu erreichen«, begann Cynthia ohne Umschweife. »Ich muss dir unbedingt erzählen, was heute passiert ist, aber vielleicht wird meine Leitung abgehört. Wir müssen uns sehen. Komm bitte sofort her. Ich trau mich kaum aus dem Haus.«

      »Das hört sich ja geheimnisvoll an. Wer soll dich denn überwachen? Soll ich Kuchen mitbringen?«

      »Nur für dich.«

      »Dann ist es wirklich ernst.«

      Wenige Augenblicke später klingelte Marius an Cynthias Tür. Völlig aufgelöst öffnete sie und fiel ihm in die Arme. Er erinnerte sie an den unvergesslichen Dirk Bach, der leider, wie so viele, zu früh gestorben war. Beide besaßen ein ansteckendes Lachen und herrlichen Humor. Marius allerdings hatte keine Glatze. Die langen, schwarzsilbermelierten Haare trug er heute zu einem Pferdeschwanz gebunden.

      »Na, na, wird schon wieder gut. Sag mir, was geschehen ist. Du tust, als ob jemand gestorben wäre.«

      »Ist ja auch«, schniefte sie.

      »Setz dich, ich mach uns Tee. Oh, du bist schon beim Rotwein, auch gut.« Der kleine Magier holte ein Glas aus dem Hängeschrank. »Wer ist tot?«, fragte er mit heiterer Stimme, vermutlich glaubte er an einen Scherz.

      »Keine Ahnung, wie er hieß.« Panisch erstattete Cynthia Bericht. Angefangen beim Kochen des neuen Elixiers, über den Besuch mit dem unglücklichen Ausgang, der fehlenden Buchseite, ihr Gefühl, beobachtet zu werden, bis hin zum Fund des Zettels neben der Spüle.

      Aber Marius ging nicht auf ihre Worte ein.

      »Ah, ja«, sagte er stattdessen, »da fällt mir ein, aus deinem Briefkasten ragte ein Umschlag. Ich hab ihn mit hereingebracht. Hier.«

      Mit zitternden Fingern nahm Cynthia das altrosafarbene Kuvert entgegen.

      »Ich kann da nicht reinsehen. Mach du auf«, bat sie und gab es ihm wieder zurück.

      Aufgeregt sah sie zu, wie Marius den oberen Rand des Umschlags aufriss und sich mit dem Daumen bis zur anderen Seite vorarbeitete. Er zog einen kleinen Briefbogen heraus, las ihn, runzelte die Stirn und lächelte schließlich.

      »Wieso grinst du so? Was steht drin?«, fragte Cynthia fast tonlos.

      »Nichts Schlimmes. Ich glaube, du hast wenig zu befürchten. Ernsthafte Erpresser arbeiten mit weißen Umschlägen oder ausgeschnittenen Wörtern aus der Zeitung. Der Text lautet: ›Mach das nie wieder. Ich beobachte dich. Werde mich bei dir melden, sobald ich Zeit habe.‹ Unterschrieben mit einem großen P in rosa Schrift, in Klammer: Eine Freundin.«

      Marius strahlte Cynthia an, dabei ließ er seinen langen geflochtenen Bart durch die Hand gleiten.

      »Gibt es einen vernünftigen Grund für deinen unpassenden Gesichtsausdruck? Ich finde das nämlich kein bisschen witzig«, schimpfte sie.

      »Ich schon. Spätestens in ein paar Wochen wirst du mir Recht geben. Hier kündigt sich eine Veränderung an, die dein künftiges Leben betrifft.«

      »P, wie auf dem Zettel«, überlegte Cynthia. »Sag mir, was du weißt. Ahnst du, wer P ist?«

      »Nein, ich ahne es nicht. Ich weiß es. Aber P würde mir nie verzeihen, wenn ich die Überraschung jetzt schon verraten würde.

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