Cynthia Silbersporn. Fred Keller
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Sie spürte, dass ihre Schwester jetzt auf dem richtigen Weg war. Lisa begann, selbst zu denken. Wann hatte sie wohl zuletzt an sich gedacht und nicht nur »was koche ich heute«?
Plötzlich klingelte Cynthias Telefon, Lisa am anderen Ende:
»Ich plane am Abend mit Waldemar einen Rundgang durchs Haus. Er wird ganz neue Räume kennenlernen. Weiß er überhaupt, wo die Waschküche ist und wie die Maschine und der Trockner funktionieren? Ach, noch was. Morgen möchte ich dich besuchen. Wir müssen etwas besprechen.«
»Schon wieder? Ich habe den Eindruck, unsere Gespräche enden sehr schnell, weil du so sensibel bist. Meine Holzhammermethoden verkraftest du nur schwer.«
»Gib mir noch eine Chance, ja?«
»Gut«, lenkte Cynthia ein. »Jeder verdient eine zweite Chance, oder eine dritte oder vierte. Bis dann.«
»Danke.« Beide legten auf.
Cynthia hatte den Glauben an die Menschheit nie aufgegeben.
Am nächsten Tag trippelte Lisa vor der Haustür nervös von einem Fuß auf den anderen, was Cynthia schadenfroh von drinnen beobachtete. Anscheinend war ihre Schwester aufgeregt. Hämisch wartete sie, bis die Klingel ertönte.
Langsam öffnete Cynthia, die spitze Zunge ständig bereit vorzupreschen.
»Was willst du? Hat Onkel Erwin das Besteck auf die falsche Seite gelegt?«
Ups, was war passiert? Ihre Schwester sah aus wie immer, nur in Farbe, geschminkt, in blauer Jeans und gelbem T-Shirt. Cynthia konnte sich nicht erinnern, wann Lisa das letzte Mal etwas anderes als Schwarz und Grau getragen hatte.
»Bevor du wieder deine Nettigkeiten loswirst, hör mir bitte zu. Hilf mir, so zu werden wie du. Ich meine es ernst, ich möchte von dir lernen, wie man selbstständig wird.«
»Das wird schwer für dich. Ich habe fast fünfundvierzig Jahre dafür gebraucht. Aber wir können es versuchen. Erste und einzige Regel: Mach was du willst, solange es keinem anderen schadet.«
»Das kann ich bestimmt.«
»Sei dir da nicht so sicher. Es ist härter als du denkst.«
»Ich bin bereit, von dir Ratschläge anzunehmen.«
»Gut, auf dem Weg zu einer frei entfalteten Persönlichkeit musste ich viele Rückschläge durchstehen. Sehr oft bin ich damit angeeckt.«
Lisa war entsetzt: »Iiiihhh, das möchte ich aber nicht. Alle sollen mich lieben.«
»Dann vergiss deinen Plan. Nie, nie, nie wird dich die ganze Menschheit auch nur ansatzweise mögen.« Cynthia verschränkte die Arme. »Und das ist auch nicht ihre Aufgabe. Die Meinung anderer ist mir längst nicht mehr so wichtig wie früher.«
»Aber«, plötzlich schluchzte Lisa laut, »ich gestehe dir meinen Neid, und das ist kein schönes Gefühl. Bring mir Stärke bei, mach mich zur Powerfrau.«
»Ich habe gefühlte hundert Ratgeber gelesen und muss mich noch immer zur Konzentration auf mich selbst ermahnen.«
»Du sagtest doch, jeder hat eine weitere Chance verdient. Ich wäre bereit.«
»Mit meinen eigenen Worten geschlagen«, seufzte Cynthia resigniert. »Da kann ich wohl nicht ablehnen. Probieren wir es.«
Sie spürte Hoffnung für die Entwicklung ihrer Schwester. Eine neue Verbündete, die sie in ihre Künste einweihen konnte. Cynthia suchte eine Vielzahl von Büchern aus einem Regal, während Lisa ihr dabei zusah.
»Ich möchte alles lesen, das dir wichtig war. Hast du ein System in deinen Schriften? Hoffentlich nur gute Energie und weiße Magie.«
»Ähem«, hüstelte Cynthia, die auf dieses Thema ungern näher eingehen wollte.
Lisa formte die linke Augenbraue zum Fragezeichen. Das konnte sie fast so gut wie ihre Schwester. »Ich höre«, bohrte sie nach.
»Naja, eine Zeit lang dachtest du, schwarz sei super«, versuchte Cynthia abzulenken.
»Du kannst einen Pullover nicht mit Teufelszeug vergleichen. Gerade habe ich das Gefühl, eine Freundin gewonnen zu haben. Du musst auf der weißen Seite bleiben, auf der sicheren. Die andere ist gefährlich. Ich habe Angst um dich.«
»Ach was, ich weiß schon, was ich tue.«
»Wo hab ich den Satz erst neulich gehört? Ja, jetzt weiß ich’s wieder. Da war ein Bericht im TV über Menschen, die sich an einem Gummiseil in einen Abgrund stürzten.«
»Du meinst sicher Bungee-Jumping«, klärte Cynthia die Jüngere auf.
»Also, ›sicher‹ war nicht das erste Wort, das mir dazu einfiel.«
»Die Menschen brauchen den Nervenkitzel, und jeder holt ihn sich auf seine Art. Ich les eben manchmal gern in verbotenen Büchern. Soll ich dir eins für Einsteiger heraussuchen? Sie sind überaus interessant.«
»Auf gar keinen Fall, und du solltest auch die Finger davon lassen. Ich gehe jetzt und möchte von diesem Thema keinen Ton mehr hören. Gute Nacht.«
Ein paar Wochen später stand die Lernwillige erneut vor der Tür. Cynthia staunte nicht schlecht, als sie ihre veränderte Persönlichkeit erkannte.
Als sie erfuhr, dass Waldemar nach anfänglichen Schwierigkeiten gut mit seiner neuen Stellung im Haushalt zurechtkam, freute sie sich. Nach drei Monaten war seine Probezeit überstanden, ansonsten wäre ein Umzug auf ihn zugekommen. Eine eigene Wohnung, in der er die ganze Hausarbeit für sich alleine erledigen durfte. Lisa hätte ihn vor die Tür gesetzt. Aber so half Waldemar seiner Frau, diese konnte nach Onkel Erwin sehen und es blieb noch Zeit zum Studium von Cynthias Hexenbüchern.
Eines Morgens fand Cynthia einen weiteren Zettel im Briefkasten, wieder nur ein Satz, unterschrieben mit einem großen P.
»Harmonie ist wunderbar, schütze sie.«
»Wer ist P? Wann gibt sie oder er sich endlich zu erkennen«, fragte sie sich. »Warum erzählt Marius mir nicht, was er weiß?«
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