Die Weisheit der Bienen. Tatjana Adams
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Ich bin Aila.
Ich bin eine einfache Arbeiterbiene, wie ihr sagen würdet.
Einfach … hm.
Ich lebe gerne als Biene unter vielen. Es ist ein irres Gefühl, derart Teil eines Ganzen zu sein. Ich genieße es, in der Masse zu verschwimmen. Und dennoch ist mir klar, was ich zu tun habe. Ich räume auf. Hier fällt viel Dreck an! Wenn so viele auf einem Haufen leben, gibt es immer Müll und etwas zu tun. Ich putze und räume und ordne.
Ich bin sehr, sehr fleißig und raste kaum. Manchmal fächle ich auch Luft für den Stock. Das ist wichtig, damit alles gut belüftet wird. Wir brauchen ein gutes Raumklima, damit unsere Brut gedeiht! Das ist sehr wichtig für uns! Unsere Lebensaufgabe ist, zu existieren, das Leben zu pflegen und das Bestehen des Volkes zu sichern. Egal, in welcher Funktion wir unterwegs sind, ob im Stock oder außerhalb - die Aufgabe ist immer gleich und wir nehmen sie sehr, sehr ernst.
Momentan bin ich im Stock, am Herzen des Ganzen. Um mich herum brandet das Leben. Manchmal halte ich inne und lasse es um mich herum treiben. Das ist ein irres Gefühl. Wenn du dich darauf verlassen kannst, dass alles Bestand hat und weitergeht - auch wenn du stehen bleibst. Aber dann bekomme ich einen Schubs von irgendwem und wache auf und mache weiter. Aber so ab und zu ist es schön, die Zeit anzuhalten und um sich herum das Treiben zu betrachten.
Ich fühle mich so geführt und geborgen hier unter meinesgleichen.
Ich hadere nie mit meinem Schicksal. Nie wird mir die Arbeit zu viel oder zu schwer. Ich weiß, dafür bin ich hier! Andere haben vor mir das Gleiche getan und nur so konnte es mich überhaupt geben. Das ist der Lauf der Dinge, das Gesetz unseres Lebens. Irgendwo ist alles ein Kreislauf und speist sich selbst.
Meine Vorfahren haben mir den Boden bereitet, und so tue ich es ihnen gleich für die Nachkommen, die folgen werden. Es fühlt sich so richtig an! Da mangelt es mir an nichts, und ich brauche keine Selbstverwirklichung, keinen Zeitvertreib, keine Muße.
Das alles finde ich in dem, was ich tue. Jeden Tag.
Es gibt durchaus auch sehr schwierige Tage, an denen wir große Herausforderungen bewältigen müssen. Dann läuft nicht alles nach Plan. Das sind die Tage, die uns besonders fordern und an denen wir wachsen.
Ich durfte schon viel lernen in meinem Leben - was mir übrigens nicht kurz vorkommt. Ich weiß, für euch ist ein Bienenleben sehr kurz.
Immer wieder geschehen Dinge, die wir nicht ausgleichen können, bei denen uns kein Instinkt und keine Erfahrung des Volkes helfen.
Wir merken, wenn etwas schiefläuft, können es aber nicht stoppen, keinen Einfluss darauf nehmen, weil wir nicht wissen, wie dem mit unseren Mitteln zu begegnen ist.
Besonders schlimm ist es, wenn der Stock aufgebrochen wird. Dann reißt alles kaputt! Es entsteht ein großes Durcheinander und ein Riesentumult.
Und danach ist Schadensbegrenzung angesagt. An den Tagen haben wir als Arbeitsbienen im Stock sehr viel zu tun, die Ordnung wiederherzustellen. Ordnung ist uns sehr wichtig! Jeder Raum wird optimal genutzt und penibel sauber gehalten. Auch das sichert unser überleben.
Und dennoch ist da so etwas wie ein Krankheitsgefühl, das wir aber nicht zu fassen kriegen. Wir putzen und putzen und geben uns solche Mühe zur Gesunderhaltung und dennoch ist da dieses schleichende Krankheitsgefühl, das sich nicht beheben lässt. Ich weiß nicht mehr, was ich noch tun könnte zur Gesundung aller. Es scheint ein Fehler im System zu sein. So als wären unsere Gene nicht mehr stark. Als wäre da die Urkraft verschwunden. Ich verstehe das nicht. Sie kommt einfach nicht zurück, so sehr wir uns auch bemühen, die Urkraft kommt nicht zurück.
Ich kann mich wirklich für das Bienenleben und das Bienesein begeistern! Wir haben so tolle Möglichkeiten, wir gestalten das Leben und unser Umfeld so schön! Wir hegen und pflegen, wir sammeln und sorgen. Aber für uns selbst kriegen wir das irgendwie nicht mehr optimal hin. Es ist, als hätten wir uns von unserer Urkraft entfernt. Und das ist selbstverständlich nicht gut und nicht gesund. Aber wie findet man so etwas wieder? Wenn man nicht mehr Herr seiner selbst ist …?!
Schwer zu sagen.
Bis dahin werde ich weiter umso mehr Gas geben und mich immer mehr bemühen, es mit meiner Lebenskraft auszugleichen, dieses Leck zu stopfen und das Leben anzufüllen mit Kraft. Wenn mein Leben dadurch früher verwirkt ist, ist es mir egal. Denn es folgt einem höheren Ziel, was deutlich wichtiger ist als mein eines bescheidenes Leben.
Mariella
Ich bin Mariella.
Ich bin lichtvoll.
Bei mir landen all die wertvollen Güter, die hereingetragen werden. Sie füllen mich von innen mit Licht, weil sie die Sonne mit ihrer Kraft, Wärme und Schönheit in sich tragen.
Es fühlt sich total schön an, diese Aufgabe auszufüllen.
Es ist mir Ehre und Genuss zugleich. Ehrlich gesagt fühlt sich das nicht nach Arbeit an.
Alle Flugbienen kommen an und geben ab, was sie mitgebracht haben. Meist ist das ein Querschnitt durch die bunte Blütenpracht. Und genauso fühlt es sich auch an. Bunt und schön und stark.
Sie übergeben mir ihre wertvolle Fracht. Mit Achtung und Ehrfurcht vor dem, was sie da sozusagen erschaffen haben. Wir sind uns stets darüber im Klaren, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, aus der Fülle zu schöpfen. Regentage bedeuten Leere für uns. Viele Regentage bedeuten, dass wir unsere Vorräte angreifen müssen. Und sehr viele Regentage bringen uns in ernsthafte Not. Daher genießen wir ruhige, sonnige Tage sehr und sind voller Dankbarkeit für das, was wir einbringen können und dürfen.
Wenn ich die bunte Fracht also übernommen habe, nehme ich sie mit all meinen Sinnen wahr. Schädliches versuche ich herauszufiltern. Es gibt Tage, da schmeckt unser Honig bitter, da ist irgendein Fremdstoff drin, der uns nicht bekommt. Ich versuche dann ihn auszusortieren, damit die Süße bleibt.
Für den Nachwuchs gibt es nur das Beste. Wir Arbeitsbienen begnügen uns auch schon mal mit der zweiten Wahl.
Ich liebe die Konsistenz der Stoffe, die ich verarbeiten darf.
Pollen fühlt sich kräftig und stark an. Honig ist voller Energie und Klang. Er ist sanfter und melodischer als der Pollen. Der Pollen hat mehr vom Erdelement, obwohl er von der Blüte stammt. Bei ihm geht es viel mehr um das Werden und Vergehen als bei dem süßen Honig.
Ich mag diesen Unterschied zwischen beiden sehr.
Beides benötigen wir zum überleben.
Und dann ist da noch das Wasser.
Wasser ist für mich das Wunderbarste überhaupt. Man bekommt es geschenkt. Einfach so.
Da gibt es nichts weiter für uns zu tun. Wasser muss nicht verarbeitet oder veredelt werden. Es ist klar und rein und trägt etwas ganz Grundlegendes für jedes Leben in sich. Still und bescheiden. Aber ich spüre seine Macht, seine Kraft.
Wasser beeindruckt mich total.