Deutsche und Europäische Juristen aus neun Jahrhunderten. Группа авторов

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als Fachstudium nach Erlangung des Baccalaureus Artium entschied B. sich wahrscheinlich mit halbem Herzen unter dem Zwang einer finanziellen Notlage in seiner Familie. Als Jurist der Rezeptionszeit befaßte er sich besonders mit dem römisch-kanonischen Recht, das er in seinen juristischen Werken erläutert. Oft tritt er nur als Herausgeber fremder Arbeiten auf; aber auch im Hinblick auf den Inhalt seiner eigenen Schriften ist es berechtigt, ihn nicht als Neuerer, sondern als „Popularisator“ des römischen Rechts zu bezeichnen (Rosenfeld).

      Deutlich wird dies an seinen „Expositiones sive declarationes … omnium titulorum legalium“ von 1490. Es handelt sich dabei um einen Versuch, das gesamte römische Recht im Überblick darzustellen. B. schloß so eine damals vorhandene Lücke, die daher rührte, daß die üblichen breiten Exegesen einzelner Teile des Rechts dem Studenten eine Gesamtschau erschwerten. Man kann die „Expositiones“, die aus B.s Vorlesungen hervorgingen, mit unseren heutigen Lehrbüchern vergleichen. Wegen der geringen Durchdringung des Stoffes – B. hielt sich bei der Gliederung genau an die überlieferte Anordnung der oberitalienischen Glossatoren – ist dieses Werk zur populären Rechtsliteratur des |87|15./16. Jhs. zu zählen. B.s Name trug zur überaus großen Verbreitung dieses Buches bei.

      1509 lieh er diesen Namen der Herausgabe von → Ulrich TenglersTengler, Ulrich (um 1447 – um 1522) Laienspiegel, für den er ein empfehlendes Vorwort schrieb. Den Klagspiegel, der allgemein mit B. in Verbindung gebracht wird, gab er 1516 nach einer älteren Vorlage heraus. Zusammengestellt worden war dieses Werk, das Formulare für zivil- und strafrechtliche Klagen aufführt und erläutert, wohl schon in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts von einem gelehrten Juristen. Der von B. hinzugefügte Vorspruch zum ersten Teil wirft ein Licht auf die Zielsetzung des Buches und der ganzen populären Literatur der Rezeptionszeit:

      „… Teutsch red ich mit lateinischer zungen

      Darumb hab man der wort wol acht

      Die ausz lateyn seind teütsch gemacht

      Die seind (so vil möglich gewesen)

      Verteütscht das jeder die mag lesen

      Daraus nemen guten verstandt

      Mich hat gemustert Doctor Brant

      Und den Clagspiegel recht genannt.“

      B.s kritische Haltung ging über die vorgefundene Ordnung nicht hinaus: „So wenig Brant als bahnbrechend wirkt, steht er doch als ein Abschluß, eine letzte große Zusammenfassung am Ende des Mittelalters, allen moralischen und politischen Ideen der vergangenen Jahrhunderte noch einmal Gestalt gebend. Er neben Kaiser Maximilian: Mittelalterliches Rittertum neben mittelalterlichem Bürgertum“ (R. Westermann).

      Hauptwerke: Expositio omnium titulorum iuris civilis et canonici, 1488(?), 1490, weitere Aufl. im 16. Jh. – Das Narrenschiff (1494), moderne Ausgaben: F. Zarncke, 1854 (Ndr. 1961); H.-J. Mähl (übers. v. H.A. Junghans), 2012; M. Lemmer, 2004; J. Knape, 2005. – Varia Sebastiani Brant Carmina, 1498. – (Hrsg.) Der richterlich Clagspiegel. Ein nutzbarlicher begriff, wie man setzen unnd formieren sol nach ordnung der Rechte ein yede Clag, Antwurt, und außsprechene Urteilen, 1516 (zahlreiche weitere Aufl. im 16. Jh.). – Flugblätter (hrsg. v. P. Heitz), 1915. Bibliographie: J. Knape u.a.: Sebastian Brant Bibliographie, 2015.

      Literatur: K. Bergdolt u.a (Hrsg:): Sebastian Brant und die Kommunikationskultur um 1500, 2010. – H. Coing: Römisches Recht in Deutschland (= IRMAE V 6), 1964, 206f. – A. Deutsch: Der Klagspiegel und sein Autor Conrad Heyden, 2003. – Ders.: Klagspiegel, in: HRG2 II (2012), 1864–1869. – W. Gilbert: Sebastian Brant, Conservative Humanist, in: Arch. f. Reformationsgeschichte 46 (1955), 145–167. – G. Kisch: Die Anfänge der Juristischen Fakultät der Universität Basel 1459–1529, 1962, bes. 77–81, 284, 355. – J. Knape: Dichtung, Recht und Freiheit: Studien zu Leben und Werk Sebastian Brants 1457–1521, 1992. – J. Knepper: Nationaler Gedanke und |88|Kaiseridee bei den elsässischen Humanisten, 1898, 79–106. – H.-J. Mähl: Sebastian Brants Leben und Werk, in: Brant: Das Narrenschiff (hrsg. v. H.-J. Mähl, s.o.). – S. Mausolf-Kiralp: Die „traditio“ der Ausgaben des Narrenschiffs, 1997. – R. Newald: Elsässische Charakterköpfe aus dem Zeitalter des Humanismus, 1944, 85–110. – H.-G. Roloff (Hrsg.): Sebastian Brant (1457–1521), 2008. – Friedrich Schultz: Nachwort zu: Brant: Flugblätter (hrsg. v. P. Heitz) s.o. – Stintzing-Landsberg: GDtRW I, 93–95. – R. v. Stintzing: Geschichte der populären Literatur des römisch-kanonischen Rechts in Deutschland, 1867 (Ndr. 1959), 45–47, 337–408 (Klagspiegel), 451–462. – O. Stobbe: Geschichte der deutschen Rechtsquellen II, 1864, 167–170. – R. Westermann: Sebastian Brant, in: Verfasserlex. d. dt. MA (hrsg. v. W. Stammler) I (1933), 276–289. – R. Wiethölter: Rechtswissenschaft, 1968, 32. – T. Wilhelmi: Sebastian Brant, 3 Teile, 1990. – T. Wilhelmi (Hrsg.): Sebastian Brant. Forschungsbeiträge zu seinem Leben, zum „Narrenschiff“ und zum übrigen Werk, 2002. – E.H. Zeydel: Sebastian Brant, 1967. – E.H. Zeydel: Wann wurde Sebastian Brant geboren? in: Zeitschr. f. dt. Altertum u. Lit. 95 (1966), 319. – ADB 3 (1876), 256–259 (Steinmeyer). – HRG2 I (2008), 663–665 (K.-P. Schroeder). – Jur., 98f. (J. Otto). – Jur.Univ I, 566–569 (A. Massferrer). – NDB 2 (1955), 534–536. (H. Rosenfeld). Bibliographie: J. Knape/D. Wuttke: Sebastian-Brant-Bibliographie (Forschungsliteratur von 1800–1985), 1990.

      P.

       [Zum Inhalt]

      Cornelis van BynkershoekBynkershoek, Cornelis van (1673–1743)

      (1673–1743)

      Am 29.5.1673 in Middelburg als Sohn eines Segelmachers geboren. Nach Besuch der städtischen Lateinschule 1689, wohl auf Wunsch seiner Eltern, Beginn des Theologiestudiums in Franeker. Nach einem Brief des Professors Cornelis van Eck an die Eltern von B. stimmen diese zu, dass er 1691 zum Studium der Rechtswissenschaft vor allem bei Cornelis van Eck und → U. HuberHuber, Ulrich (1636–1694) wechselt. 16.5.1694 promoviert B. mit der Schrift „Disputatio de pactis juris stricti contractibus in continenti adjectis“. Danach Niederlassung als Rechtsanwalt in Den Haag, wo er zehn Jahre tätig ist. 1704 wird B. Ratsherr beim Großen Rat von Holland, Seeland und Westfriesland. 1724 wird er dessen Präsident. B.s Temperament führt auch zu |89|per sönlich gefärbten Kontroversen mit anderen Juristen. So bezeichnet B. den Groninger Professor Alexander Arnold Pagenstecher als „schwächlichen Denker, Dieb, Schwindler, Vertreter unsinniger juristischer Wahrheiten, übellaunigen Menschen“ und wünscht ihm „Lebe wohl, aber nicht um deinet- oder der Jurisprudenz willen, sondern deiner Frau und Deiner Kinder wegen“. Auch führt B. mit → NoodtNoodt, Gerard (1647–1725) einen Streit über die Frage, ab wann es in Rom verboten war, Kinder auszusetzen. B. stirbt am 16.4.1743 in Den Haag.

      B. ist einer der letzten Vertreter der eleganten niederländischen Schule (die deutsche Terminologie ist uneinheitlich und folgt hier R. Zimmermann), einer Strömung in der niederländischen Rechtswissenschaft vom Ende des 16. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, zu der man außer B. auch Brenkman, → NoodtNoodt, Gerard (1647–1725), Schultingh, Vinnius und wohl auch → U. HuberHuber, Ulrich (1636–1694) rechnet. Diese Schule stellt eine Weiterentwicklung des „mos Gallicus“ (→ AlciatAlciatus, Andreas (1492–1550), BudaeusBudaeus, Guilelmus

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