Deutsche und Europäische Juristen aus neun Jahrhunderten. Группа авторов

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wobei B. in einigen Punkten zum Vorläufer der modernen Geschichtsmethodik wird. In der Vorrede zur „Methodus“ entwirft B. den Plan einer systematischen Gesamtdarstellung des Rechts. Er greift damit die in seiner Zeit verbreitete und für das 16. Jahrhundert charakteristische Tendenz zu einer – von der quellenmäßigen Ordnung unabhängigen – Systematisierung des Rechts (→ DonellusDonellus, Hugo (Doneau, Hugues) (1527–1591)) auf. Über die meisten seiner Zeitgenossen hinausgehend will sich B. dabei aber nicht auf das römische Recht beschränken, sondern alle bekannten Rechte aller Völker einbeziehen. Die „Six livres de la République“ führen diesen Plan in gewisser Weise für das Staatsrecht aus, das Gesamtsystem skizziert B. dann in der „Juris universi distributio“. Mit seiner im 16. Jahrhundert neuartigen universalrechtlichen Methode ist B. auch zu einem Vorläufer des weltlichen Naturrechts (→ GrotiusGrotius, Hugo (Huig de Groot) (1583–1645)), vor allem aber zu einem wichtigen Anreger der Rechtsvergleichung geworden.

      Hauptwerke: Methodus ad facilem historiarum cognitionem, 1566. – Les six livres de la République, 1576, zahlr. weit. Aufl.; lateinisch: De republica libri sex, 1586, zahlr. weit. Aufl.; moderne dt. Übers.: Sechs Bücher über den Staat, 2 Bde., 1981/86, von B. Wimmer, eingel. und hrsg. v. P.C. Mayer-Tasch. – Iuris universi distributio, 1578.

      Literatur: H. Baudrillart: Jean Bodin et son temps, 1853 (Ndr. 1964). – F. Berber: Das Staatsideal im Wandel der Weltgeschichte, 21978, 203ff. – R. Chauviré: Jean Bodin auteur de la République, 1914 (Ndr. 1969). – M.-D. Couzinet: Jean Bodin, 2001. – Dies.: Histoire et méthode à la renaissance: une lecture de la Methodus |78|ad facilem historiarum cognitionem de Jean Bodin, 1996. – M. Chrom Jacobsen: Jean Bodin et le dilemme de la philosophie politique moderne, 2000. – D. Damler: Harmonie und Melodie im Staatsdenken der Neuzeit, in: FS f. Jan Schröder, 2013, 609–632. – J. Dennert: Ursprung und Begriff der Souveränität, 1964. – B. Dennewitz: Machiavelli, Bodin, Hobbes, 1948. – A. Deppisch: Die Religion in den Werken von Jean Bodin und Michel de Montaigne. Ein Vergleich, 2015. – L. Foisneau: Politique, droit et théologie chez Bodin, Grotius et Hobbes, 1997. – E.-M. Fournol: Bodin procédésseur de Montesquieu, 1896 (Ndr. 1970). – J.H. Franklin: Jean Bodin and the sixteenth-century revolution in the methodology of law and history, 1963. – Ders.: Jean Bodin and the Rise of Absolutist Theory, 1973. – Ders. (Hrsg.): Jean Bodin, 2006. – S. Goyard-Fabre: Jean Bodin et le droit de la république, 1989. – G.-E. Guhrauer: Das Heptaplomeron des J. Bodin, 1941 (Ndr. 1971). – M. Imboden: Johannes Bodinus und die Souveränitätslehre, 1963. – D.R. Kelley: History, law and the human sciences, 1984, VIII. – P. King: The ideology of order: a comparative analysis of Jean Bodin and Thomas Hobbes, 1999. – D. Klippel: Staat und Souveränität VI.–VIII., in: O. Brunner/W. Conze/R. Koselleck: Geschichtl. Grundbegriffe 6 (1990), 98ff. – H.A. Lloyd: The reception of Bodin, Leiden 2013. – P.C. Mayer-Tasch: Jean Bodin: eine Einführung in sein Leben, sein Werk und seine Wirkung, 2000, 22011 (mit Bibliographie 1800–2010). – M. Philipp (Hrsg:): Debatten um die Souveränität, 2016. – H. Quaritsch: Staat und Souveränität, 1970. – N. Rosin: Souveränität zwischen Macht und Recht: Probleme der Lehren politischer Souveränität in der frühen Neuzeit am Beispiel von Machiavelli, Bodin und Hobbes, 2003. – M. Scattola: Diritto medioevale e scienza politica moderna nella dottrina della sovranità di Jean Bodin, in: Ius commune 26 (1999), 165–209. – R. Schnur: Die französischen Juristen im konfessionellen Bürgerkrieg des 16. Jahrhunderts, 1962. – J. Schröder: Zur Vorgeschichte der Volksgeistlehre, in ZRG (GA) 109 (1992), 1ff. – J.-F. Spitz: Bodin et la souveraineté, 1998. – G. Treffer: Jean Bodin, 1977. – E. Voegelin: Jean Bodin, 2003. – T. Wahnbaeck: Die Reaktion der Kurie auf die Begründung des Absolutismus: Fabio Albergati versus Jean Bodin, in: Zeitschrift für historische Forschung 26 (1999), 245–267. – Y.C. Zarka: Jean Bodin: nature, histoire, droit et politique, 1996. – G. Zecchini (Hrsg.): Storici antichi e storici moderni nella „Methodus“ di Jean Bodin, Milano 2012. – Dict.Hist., 120–122 (D. Quaglioni). – HRG² I (2008), 628f. (T.Gergen). – Jur., 90–92 (U. Speck). – Jur.Univ. II, 241–244 (J.A. Muñoz Arnau). – StL 1 (71985), 861–863 (R. Schnur). Bibliographie: H. Denzer in: Jean Bodin. Verh. der int. Bodin-Tagung in München, 1973; P.C. Mayer-Tasch (s.o.).

      K. Stapelfeldt/S.

       [Zum Inhalt]

      |79|Justus Henning BöhmerBöhmer, Justus Henning (1674–1749)

      (1674–1749)

      Geb. am 29.1.1674 in Hannover, gest. am 23.8.1749 in Halle. Vater Advokat. 1693–1695 Jurastudium in Jena, dann Advokat in Hannover. Von dieser Tätigkeit unbefriedigt, nimmt er 1697 eine Hofmeisterstelle in Rinteln an, gelangt von dort nach Halle, wo er → Samuel StrykStryk, Samuel (1640–1710) und → ThomasiusThomasius, Jakob (1622–1684); dt. Philosoph kennenlernt. Schließt sich eng an → StrykStryk, Samuel (1640–1710) an, wird unter dessen Vorsitz Lizentiat beider Rechte und hält 1699 erste Vorlesungen; Anstellung als außerordentlicher Professor 1701, Doktorwürde 1702, wird dann durch königlichen Spezialbefehl → StrykStryk, Samuel (1640–1710) in der juristischen Fakultät adjungiert. Ordentlicher Professor 1711. Nach dem Tod von Johann Samuel Stryk erhält er 1715 dessen Professur der Institutionen und des Lehnrechts, wird kaiserlicher Pfalzgraf und Hofrat, 1719 Geheimer Rat, 1729 zweiter Professor hinter dem Kanzler v. Ludewig. In der Folgezeit ist er vor allem in der Universitätsverwaltung tätig, auf ein vom König angefordertes Gutachten über Möglichkeiten zur Hebung der Universität wird er 1731 Direktor der Universität und Vize-Ordinarius der juristischen Fakultät. Nach dem Tode v. Ludewigs wird er 1743 zum Regierungskanzler des Herzogtums Magdeburg und Ordinarius der juristischen Fakultät ernannt.

      B. ist hinsichtlich der kasuistisch-gründlichen Arbeitsmethode und der Tätigkeit in der Universitätsverwaltung als Schüler → StryksStryk, Samuel (1640–1710) anzusehen, seine kirchenrechtlichen und geschichtlichen Leitgedanken hat er jedoch von → ThomasiusThomasius, Jakob (1622–1684); dt. Philosoph entlehnt. Wie → StrykStryk, Samuel (1640–1710) hat er sich auf juristische Arbeiten beschränkt, daneben hat seine tief religiöse Gesinnung in Kirchenliedern Ausdruck gefunden. Von seinen vier Söhnen sind insbesondere Georg Ludwig (Zivil-, Lehn- und Kirchenrecht) und Johann Samuel Friedrich (Strafrecht) hervorzuheben.

      Größte Bedeutung haben B.s kirchenrechtliche und privatrechtliche Schriften. Als wichtigstes Werk ist das „Ius ecclesiasticum Protestantium“ (1714–1737) anzusehen. Hier erläutert er die Lehren des |80|katho lischen und protestantischen Kirchenrechts aus der Kirchengeschichte und weist die modifizierte Geltung des kanonischen Rechtes in der evangelischen Kirche in den Grundsätzen der Reformation und der späteren kirchlichen und weltlichen Gesetzgebung nach. Damit gibt er der Lehre von den Quellen des protestantischen Kirchenrechts (Anregungen des → ThomasiusThomasius, Jakob (1622–1684); dt. Philosoph folgend) erstmals eine feste historische Grundlage und stellt – in der Sache vermittelnd – einerseits die Eigenständigkeit des evangelischen Kirchenrechts, andererseits die doch wenigstens subsidiäre Geltung des kanonischen Rechts sicher. Obwohl er von der Kirche spricht als einem Kollegium mit der Fähigkeit, sich selbst eine Ordnung ohne Zwangsgewalt zu geben (wie → ThomasiusThomasius, Jakob (1622–1684); dt. Philosoph), betont er wie sein Lehrer immer die Obergewalt des Staates, der allein zwingende Regeln erlassen kann. Zwingende Rechtskraft kann die Kirchenordnung nur durch die Staatsgewalt erhalten. Damit ist im Kern das Kollegialsystem abgelehnt, das Territorialsystem betont. Der Staat kann zwingende Regeln für die kirchliche Ordnung erlassen, nicht aber über Glaubenssätze

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