Превращение / Die Verwandlung. Уровень 3. Франц Кафка
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Erst in der Abenddämmerung erwachte Gregor aus seinem schweren Schlaf. Er fühlte sich genügend ausgeruht und ausgeschlafen. Aber hat ihn ein flüchtiger Schritt geweckt. Der Schein der elektrischen Straßenlampen lag bleich hier und da auf der Zimmerdecke und auf den höheren Teilen der Möbel. Aber unten bei Gregor war es finster. Langsam schob er sich zur Türe hin, um nachzusehen, was dort geschehen war. Seine linke Seite war eine einzige lange spannende Narbe. Er musste auf seinen zwei Beinreihen regelrecht hinken. Ein Beinchen war schwer verletzt. Es war fast ein Wunder, dass nur eines!
Erst bei der Tür merkte er, was ihn dorthin gelockt hatte. Es war der Geruch von etwas Essbarem. Denn dort stand ein Napf mit süßer Milch gefüllt, in der kleine Schnitten von Weißbrot schwammen. Er hat vor Freude gelacht. Er hat noch größeren Hunger, als am Morgen. Gleich tauchte er seinen Kopf fast bis über die Augen in die Milch hinein. Aber bald zog er ihn enttäuscht wieder zurück. Das Essen machte Schwierigkeiten wegen seiner heiklen linken Seit. Und er konnte nur essen, wenn der ganze Körper schnaufend mitarbeitete. So schmeckte ihm überdies die Milch, die sonst sein Lieblingsgetränk war, gar nicht, ja er wandte sich fast mit Widerwillen von dem Napf ab. Dann kroch er in die Zimmermitte zurück.
Im Wohnzimmer war das Gas angezündet, aber hörte man jetzt keinen Laut. Auch ringsherum war es sehr still, trotzdem doch gewiss die Wohnung nicht leer war.
«Was für ein stilles Leben die Familie doch führte«, sagte sich Gregor.
Er fühlte einen großen Stolz darüber, dass er seinen Eltern und seiner Schwester ein solches Leben in einer so schönen Wohnung verschaffen kann. Wie aber, wenn jetzt alle Ruhe, aller Wohlstand, alle Zufriedenheit ein Ende mit Schrecken nehmen sollte? So setzte sich Gregor in Bewegung und kroch im Zimmer auf und ab.
Einmal während des langen Abends wurde die eine Seitentüre und einmal die andere Seitentüre bis zu einer kleinen Spalte geöffnet und rasch wieder geschlossen. Jemand wollte hereinzukommen, aber auch wieder zu viele Bedenken. Gregor machte nun unmittelbar bei der Wohnzimmertür halt. Er wollte den zögernden Besucher doch hereinzubringen oder doch wenigstens zu erfahren, wer es ist. Aber nun wurde die Tür nicht mehr geöffnet und Gregor wartete vergebens. Früh, als die Türen versperrt waren, wollten alle zu ihm hereinkommen. Jetzt, da er die Tür geöffnet hat, kam keiner mehr.
Spät erst in der Nacht wurde das Licht im Wohnzimmer ausgelöscht. Die Eltern und die Schwester waren so lange wachgeblieben. Man konnte genau hören, entfernten sich jetzt alle drei auf den Fußspitzen. Nun kam gewiss bis zum Morgen niemand mehr zu Gregor herein. Er hatte eine lange Zeit, zu überlegen, wie er sein Leben jetzt neu ordnen sollte. Aber das hohe freie Zimmer, in dem er gezwungen war, flach auf dem Boden zu liegen, ängstigte ihn. Er ohne konnte die Ursache nicht herausfinden. Es war ja sein Zimmer! Nicht ohne eine leichte Scham eilte er unter das Kanapee. Dort fühlte er sehr behaglich. Nur bedauerte er, dass sein Körper zu breit war.
VIII
Dort blieb er die ganze Nacht, die er zum Teil im Halbschlaf verbrachte, zum Teil aber in Sorgen und undeutlichen Hoffnungen.
«Ich muss mich ruhig verhalten und durch Geduld und größte Rücksichtnahme der Familie die Unannehmlichkeiten erträglich machen«, sagte sich Gregor.
Schon am frühen Morgen, es war fast noch Nacht, hatte Gregor Gelegenheit, die Kraft seiner Entschlüsse zu prüfen. Vom Vorzimmer her öffnete die Schwester die Tür. Sie sah mit Spannung herein. Sie fand ihn nicht gleich, aber als sie ihn unter dem Kanapee bemerkte, erschrak sie so sehr, dass sie die Tür von außen wieder zuschlug. Aber öffnete sie die Tür sofort wieder und trat auf den Fußspitzen[57] herein. Gregor hatte den Kopf bis knapp zum Rande des Kanapees vorgeschoben und beobachtete sie. Wird sie bemerken, dass er die Milch stehen gelassen hatte? Wird sie eine andere Speise hereinbringen, die ihm besser entsprach? Er wollte unterm Kanapee vorzuschießen, sich der Schwester zu Füßen zu werfen und sie um irgendetwas Gutes zum Essen zu bitten. Aber die Schwester bemerkte sofort mit Verwunderung den Napf, aus dem nur ein wenig Milch ringsherum verschüttet war. Sie hob ihn gleich auf, zwar nicht mit den Händen, sondern mit einem Fetzen, und trug ihn hinaus.
Gregor war neugierig, was sie zum Ersatz bringen kann. Er machte sich die verschiedensten Gedanken darüber. Niemals aber könnte er erraten, was die Schwester in ihrer Güte[58] wirklich tat. Sie brachte ihm, um seinen Geschmack zu prüfen, eine ganze Auswahl, alles auf einer alten Zeitung ausgebreitet. Da war altes halbverfaultes Gemüse; Knochen vom Nachtmahl her, die von weißer Sauce umgeben waren; ein paar Rosinen und Mandeln; ein Käse; ein trockenes Brot, ein mit Butter beschmiertes und gesalzenes Brot. Außerdem stellte sie den Napf, in den sie Wasser gegossen hatte. Und aus Zartgefühl, entfernte sich eiligst und drehte sogar den Schlüssel um. Gregors Beinchen schwirrten, als es jetzt zum Essen ging. Seine Wunden waren schon geheilt. Er fühlte keine Behinderung mehr.
«Sollte ich jetzt weniger Feingefühl haben?«dachte er.
Er saugte schon gierig an dem Käse, zu dem er sofort kam. Mit Befriedigung verzehrte er den Käse, das Gemüse und die Sauce. Die frischen Speisen schmeckten ihm nicht. Er konnte nicht einmal ihren Geruch vertragen. Er schleppte sogar die Sachen, die er essen wollte, weiter weg. Er war mit allem fertig und lag nun faul auf der gleichen Stelle, als die Schwester langsam den Schlüssel umdrehte. Das schreckte ihn sofort auf, trotzdem er schon fast schlummerte. Er eilte wieder unter das Kanapee. Aber es kostete ihn große Selbstüberwindung[59]. Von dem reichlichen Essen hatte sich sein Leib ein wenig gerundet. Er konnte dort in der Enge kaum atmen. Unter kleinen Erstickungsanfällen sah er mit etwas hervorgequollenen Augen zu, wie die Schwester mit einem Besen zusammenkehrte. Dann schüttete sie alles hastig in einen Kübel, den sie mit einem Holzdeckel schloss, worauf sie alles hinaustrug. Kaum hatte sie sich umgedreht, zog sich schon Gregor unter dem Kanapee hervor. Er streckte und blähte sich.
Auf diese Weise bekam nun Gregor täglich sein Essen, einmal am Morgen, wenn die Eltern und das Dienstmädchen noch schliefen, das zweitemal nach dem allgemeinen Mittagessen, denn dann schliefen die Eltern gleichfalls noch ein Weilchen. Gewiss wollten sie nicht, dass Gregor verhungere. Tatsächlich litten sie ja gerade genug.
Mit Ausreden man an jenem ersten Vormittag den Arzt und den Schlosser wieder aus der Wohnung geschafft hatte, konnte Gregor gar nicht erfahren. Sie haben Gregor nicht verstanden und sie dachten nicht, dass er die anderen verstehen kann. Wenn die Schwester in seinem Zimmer war, hörte er ihre Seufzer und Anrufe der Heiligen. Erst später erhaschte Gregor manchmal eine Bemerkung, die freundlich war:
«Heute hat es ihm aber geschmeckt«, sagte sie.
Oder:
«Nun ist wieder alles stehen geblieben.«
IX
Während aber Gregor keine Neuigkeit erfahren konnte, horchte er manches aus den Nebenzimmern. Wo er nur einmal Stimmen hörte, lief er gleich zu der betreffenden Tür und drückte sich mit ganzem Leib an sie. Besonders in der ersten Zeit gab es kein Gespräch, das nicht irgendwie von ihm handelte.
Zwei Tage lang waren bei allen
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war wundgerieben – изранен
57
auf den Fußspitzen – на цыпочках
58
in ihrer Güte – по своей доброте
59
es kostete ihn große Selbstüberwindung – это стоило ему больших усилий