Превращение / Die Verwandlung. Уровень 3. Франц Кафка
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«Das ist ein Leben. Das ist die Ruhe meiner alten Tage.«
Und hat er auf die beiden Frauen gestützt. Er erhob sich, umständlich, ließ sich von den Frauen bis zur Türe führen, winkte ihnen dort ab und ging nun selbständig weiter. Die Mutter hat ihr Nähzeug hinwarfen. Und die Schwester hat ihre Feder eiligst hinwarfen, um hinter dem Vater zu laufen und ihm weiter behilflich zu sein.
Wer hatte in dieser Familie Zeit, sich um Gregor mehr zu kümmern, als unbedingt nötig war? Der Haushalt wurde immer mehr eingeschränkt. Das Dienstmädchen wurde nun doch entlassen. Eine riesige knochige Bedienerin mit weißem Haar kam des Morgens und des Abends, um die schwerste Arbeit zu leisten. Alles andere besorgte die Mutter neben ihrer vielen Näharbeit. Es geschah sogar, dass verschiedene Familienschmuckstücke, welche früher die Mutter und die Schwester überglücklich bei Unterhaltungen und Feierlichkeiten getragen hatten, verkauft wurden. Gregor erfuhr das am Abend aus der allgemeinen Besprechung der erzielten Preise. Die größte Klage war aber stets, dass man diese große Wohnung nicht verlassen konnte. Es war nicht auszudenken, wie man Gregor übersiedeln soll. Aber Gregor sah wohl ein, dass es nicht nur die Rücksicht auf ihn war, welche eine Übersiedlung verhinderte. Man kann ihn doch in einer Kiste leicht transportieren. Das war die völlige Hoffnungslosigkeit.
Was die Welt von armen Leuten verlangt, erfüllten sie bis zum äußersten. Der Vater holte den kleinen Bankbeamten das Frühstück. Die Mutter opferte sich für die Wäsche fremder Leute. Die Schwester lief nach dem Befehl der Kunden hinter dem Pult hin und her. Aber weiter reichten die Kräfte der Familie schon nicht. Und die Wunde im Rücken fing Gregor wie neu zu schmerzen an, wenn Mutter und Schwester nahe zusammenrückten, schon Wange an Wange saßen. Wenn jetzt die Mutter, auf Gregors Zimmer zeigend, sagte:
«Mach' dort die Tür zu, Grete«.
Wenn nun Gregor wieder im Dunkel war, während nebenan die Frauen ihre Tränen vermischten[68] oder gar tränenlos den Tisch anstarrten.
Die Nächte und Tage verbrachte Gregor fast ganz ohne Schlaf. Manchmal dachte er daran, beim nächsten Öffnen der Tür die Angelegenheiten der Familie ganz so wie früher wieder in die Hand zu nehmen. In seinen Gedanken erschienen wieder nach langer Zeit der Chef und der Prokurist, die Kommis und die Lehrjungen, der Hausknecht, zwei, drei Freunde aus anderen Geschäften, ein Stubenmädchen aus einem Hotel in der Provinz, eine liebe, flüchtige Erinnerung, eine Kassiererin aus einem Hutgeschäft, um die er sich ernsthaft beworben hatte. Sie alle erschienen untermischt mit Fremden oder schon Vergessenen. Aber statt ihm und seiner Familie zu helfen, waren sie sämtlich unzugänglich. Er war froh, wenn sie verschwanden.
Dann aber war er wieder gar nicht in der Laune, sich um seine Familie zu sorgen. Wut über die schlechte Wartung erfüllte ihn. Er konnte sich nichts vorstellen, worauf er Appetit gehabt hatte. Aber machte er doch Pläne, wie er in die Speisekammer gelangen kann, um dort zu nehmen, was ihm immerhin gebührte.
Ohne jetzt mehr nachzudenken, womit man Gregor einen besonderen Gefallen machen kann, schob die Schwester eiligst, ehe sie morgens und mittags ins Geschäft lief, mit dem Fuß irgendeine beliebige Speise in Gregors Zimmer hinein. Das Aufräumen des Zimmers, das sie nun immer abends besorgte, war sehr schnell. Schmutzstreifen zogen sich die Wände entlang, überall lagen Knäuel von Staub und Unrat. In der ersten Zeit stellte sich Gregor bei der Ankunft der Schwester in derartige besonders bezeichnende Winkel, um ihr durch diese Stellung gewissermaßen einen Vorwurf zu machen. Aber er kann wohl wochenlang dort bleiben. Die Schwester sah ja den Schmutz genau so wie er, aber sie hatte sich eben entschlossen, ihn zu lassen.
Dabei wachte sie mit einer Empfindlichkeit, dass das Aufräumen von Gregors Zimmer ihr vorbehalten blieb. Einmal hatte die Mutter Gregors Zimmer einer großen Reinigung unterzogen, die ihr nur nach Verbrauch einiger Kübel Wasser gelungen war. Die viele Feuchtigkeit kränkte allerdings Gregor. Er lag breit, verbittert und unbeweglich auf dem Kanapee. Aber die Strafe blieb für die Mutter nicht aus[69].
Kaum hatte am Abend die Schwester die Veränderung in Gregors Zimmer bemerkt, als sie ins Wohnzimmer lief. Trotz der beschwörend erhobenen Hände der Mutter, brach sie in einen Weinkrampf aus. Die Eltern waren aufgeschreckt. Zuerst sahen sie erstaunt und hilflos zu. Dann fingen sie sich zu rühren an. Der Vater machte der Mutter Vorwürfe, dass sie Gregors Zimmer nicht der Schwester zur Reinigung überließ. Er links schrie auch die Schwester an:
«Du darfst niemals mehr Gregors Zimmer reinigen!«
Die Mutter suchte den Vater ins Schlafzimmer zu schleppen. Die Schwester bearbeitete den Tisch mit ihren kleinen Fäusten. Gregor zischte laut vor Wut darüber, dass es keinem einfiel, die Tür zu schließen und ihm diesen Anblick und Lärm zu ersparen.
XV
Aber selbst wenn die Schwester, erschöpft von ihrer Berufsarbeit, dessen überdrüssig war, für Gregor, wie früher, zu sorgen, so könnte noch keineswegs die Mutter für sie eintreten. Und Gregor war doch nicht vernachlässigt. Denn nun war die Bedienerin da. Diese alte Witwe hatte keinen eigentlichen Abscheu vor Gregor. Einmal hatte sie zufällig die Tür von Gregors Zimmer aufgemacht und sah ihn. Im Anblick Gregors, der hin und herzulaufen begann, stand sie still. Seitdem versäumte sie nicht, morgens und abends die Tür ein wenig zu öffnen und zu Gregor hineinzuschauen.
Anfangs rief sie ihn auch zu sich herbei, mit Worten, die sie wahrscheinlich für freundlich hielt, wie:
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