Scepter und Hammer. Karl May

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Scepter und Hammer - Karl May

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Leben ist mir natürlich lieber als das Leben dieser ganzen tausend Millionen. Wer sind die Drei?«

      »Ein Schmiedesohn, eine Zigeunerin und ein verrückter Hauptmann.«

      »Ich werde mit ihnen fertig werden.«

      »In einer Nacht?«

      »In einer Stunde, wenn sie hier wohnen und nicht weit auseinander zu treffen sind.«

      »Das muß ich erst noch erfahren, doch vermuthe ich, daß sie beisammen in der Schmiede zu treffen sind.«

      »Desto besser. Aber wie ihnen beikommen? Ich bin gefangen!«

      »Nichts leichter als das. Komm her und siehe Dir das Polizeigebäude an! Es ist vom Monde beleuchtet. Unter meinem Schutze wird sich jede Schwierigkeit heben lassen.«

      Max konnte nun nur noch die Gesten der beiden Männer bemerken. Der Herzog gab seine Bemerkungen im leisesten Flüstertone, und der Andere antwortete ebenso unhörbar. Endlich wandten sie sich wieder dem Innern des Zimmers zu, und der Herzog trat zur Thür, um dieselbe zu öffnen.

      »Herr Kommissär!«

      »Excellenz!«

      »Ich habe die Überzeugung gewonnen, daß dieser Mann vielleicht unschuldig oder wenigstens nicht so sehr schuldig ist, wie es den Anschein haben mag. Er ist ein langjähriger treuer Diener von mir, dessen ich mich unter allen Umständen annehmen werde. In den Lauf der Untersuchung kann und will ich allerdings nicht eingreifen, doch erinnere ich Sie an den Gegenstand unseres vorigen Gespräches. Bringen Sie den Gefangenen zurück. Sie werden weiter von mir hören!«

      Die beiden Männer traten ab, und nun mußte sich auch Max entfernen. Er gelangte unbemerkt in das Freie.

      Er hatte die wichtigsten Entdeckungen gemacht und saß so gedankenvoll in dem Kahne, daß er fast erschrak, als dieser am jenseitigen Ufer anstieß. Seine Aufgabe war jetzt eine dreifache: den Einbruch im königlichen Schlosse zu verhüten, die Flucht der beiden Beamten der Irrenanstalt unmöglich zu machen und endlich die Gefahr zu vermeiden, welche ihm, dem Hauptmanne und Zarba durch den gedungenen Mörder drohte. Das Erstere war jedenfalls das Nöthigste. Daher begab er sich zunächst nach Hause. Der Vater besaß eine Karte des Königs, welche ihm die Erlaubniß bescheinigte, zu jeder Zeit des Tages und des Nachts das königliche Schloß zu betreten. Nur durch sie war es möglich, die Dokumente den Händen des Herzogs zu entreißen und zugleich den verrätherischen Lakaien zu entlarven.

      Siebentes Kapitel: Schachzüge

      Wieder saßen im traulichen Abenddämmerschein die Gesellen vor der Schmiede und in ihrer Nähe die lauschenden Lehrbuben. Drin im Hause war Alles ruhig, obgleich einige durch die Lädenritzen fallende Lichtstrahle verriethen, daß die Zimmer nicht vereinsamt seien.

      »Ich möchte nur wissen, pei welcher Waffe er gedient hat,« meinte Schubert. »Er hat so etwas Liepes und zugleich Vornehmes an sich, und ich verwette ein Dutzend Ampalema gegen eine einzige Pfälzer mit Märker Einlage, daß er pei der Kavallerie gestanden hat.«

      »Das ist nicht am Den!« antwortete einfach Baldrian, der Grenadier.

      »Nicht? Warum nicht, Paldrian? Meinst Du vielleicht, daß er Offizier bei der Linie gewesen ist?«

      Kopfe.

      »Das pilde Dir nicht ein, denn zur Linie hat er ein viel zu noples Exterieur, wie wir Kavalleristen zu sagen pflegen.«

      »Ja, die Kavallerie hat viel Exterieur,« meinte Heinrich, »nur müssen die Pferde gewaschen und die Leute gestriegelt worden sein! Wie könnt Ihr nur denken, daß der Hauptmann von Wallroth bei der Reiterei oder gar bei der Linie gestanden hat! Daß er ein gelehrter und außerordentlich tüchtiger Herr ist, das sieht man ihm ja schon von Weitem an, und da ist es ja gar nicht anders möglich, als daß er bei der Artillerie befehligt hat. Sie bedarf der besten Offiziere. Eine Flinte ist bald abgedrückt, und mit einem Käsemesser hauen und stechen, dazu gehört nicht viel; aber eine Kanone richtig zu bedienen, das erfordert schon etwas, und von einem einzigen guten Schusse hängt oft das Schicksal einer ganzen Schlacht ab.«

      »Du pist nicht recht pei Troste!« widersprach Thomas. »Wie kann das Schicksal einer Schlacht von einem einzigen Schusse aphängen!«

      »Das verstehst Du nicht. Ich kann davon ein Beispiel erzählen. Nämlich vor elf Jahren in der Schlacht bei Bartlingen machten wir die letzte Anstrengung, den Feind zu stürzen. Sämmtliche Reserven hatten bereits in die Aktion eingegriffen; es stand Alles auf dem Spiele; wir waren auf der ganzen Linie im Avanciren, aber der Gegner hatte noch frische Kräfte zur Verfügung, und wenn er diese herbeizog, so mußten wir zurück und hatten die Schlacht verloren. Der Herzog von Raumburg, – man mag von ihm sagen, was man will, ein tüchtiger Feldherr ist er ohne Zweifel – hielt neben unserer Batterie auf einer Anhöhe und beobachtete durch das Fernrohr den feindlichen Oberstkommandirenden. Da plötzlich drehte er das Pferd zu mir herüber. »Heinrich Feldmann,« sagte er, »Du bist der beste Artilleriste meiner Armee; siehst Du ganz da drüben den feindlichen Adjutanten reiten?«

      »Zu Befehl, Generalissimus!« antwortete ich.

      »Er hat die schriftliche Ordre zu überbringen, daß die Reserve vorgehen soll; sie steckt in seiner Satteltasche.«

      »Soll ich sie ihm herausschießen, Excellenz?« frug ich.

      »Ja, doch schone den Mann und das Pferd. Er hat Sympathien für uns und hält sehr viel auf das Thier!«

      »Wird gemacht, Durchlaucht!« Ich lade also sorgfältig und richte den Lauf meines Geschützes. Donnerwetter, der Kerl ist nur noch hundert Schritte vom Walde entfernt, und zwischen ihm und dem dichten Gebüsch liegt ein Wirthshaus, hinter welchem er vorüberreiten muß! Was thun? Es gibt nur eine Möglichkeit: Das Parterre des Hauses besteht aus einer einzigen Stube; man kann von vorn hinein und hinten durch die Fenster wieder heraussehen. Ich visire genau, der Reiter verschwindet hinter dem Hause, ich protze ab – die Kugel geht durch die beiden Fenster und reißt hinter dem Hause dem Adjutanten die Satteltasche in Stücke. Die Schlacht wurde gewonnen, und als ich am andern Morgen in das Wirthshaus kam, sah ich erst genau, welch einen Meisterschuß ich gethan hatte. Nun, meint Ihr noch immer nicht, daß das Schicksal einer Schlacht von einem einzigen Schusse abhängen kann?« hape.«

      »Ja, das ist am Den!« stimmte Baldrian bei. —

      »Glaubt, was Ihr wollt; es fällt mir gar nicht ein, zwei dumme Köpfe klug machen zu wollen! Aber das ist sicher, daß der Hauptmann von Wallroth bei der Artillerie gestanden hat, denn ich kenne ihn von meiner Dienstzeit her und sehr genau. Zwar führte er nicht meine Batterie, aber er war ein Liebling seiner Oberen und auch seiner Untergebenen. Dann verschwand er plötzlich, und ich habe ihn seit jener Zeit jetzt zum ersten Male wiedergesehen.«

      »Wo mag er wohl herstammen?« frug Thomas.

      »Das weiß Niemand,« antwortete Heinrich; »geht mich auch gar nichts an. Nur das fällt mir auf, daß er so vertraut mit der Zigeunerin ist.«

      »Mit der Zarpa? Das ist wahr. Wie mag er wohl mit diesem Weipsen zusammengekommen sein? Das ist nämlich eine Hexe, die ich sehr genau kenne. Ich hape sie erst kürzlich peopachtet, als – — Donnerwetter, was pin ich doch für ein Esel!«

      »Was, Du kennst die Zigeunerin? Wo hast Du sie gesehen?«

      »Darum hast Du Dich nichts zu pekümmern, denn ein Gelpschnapel wie Du praucht nicht Alles zu erfahren.«

      »Das ist am Den,« bestätigte Baldrian höchst

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