Scepter und Hammer. Karl May
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»Welche Nummern?«
Es wurden ihm acht Nummern genannt, welche er sich notirte.
»Die Insassen dieser Nummern wurden jedenfalls vergiftet. Eilen Sie schleunigst, Ihre Vorkehrungen zu treffen; ich werde Ihnen die beiden Ärzte sofort zusenden.«
Das Zimmer war im Nu leer. Max kehrte zum Staatsanwalt zurück, welcher mit den hauptsächlichsten Fragen zu Ende war.
»Meine Herren, die beiden flüchtigen Beamten hatten Ursache, gewisse Zungen schweigsam zu machen, und haben sich dabei eines sicher wirkenden Giftes bedient. Hier sind acht Zellen verzeichnet, welche von ihnen besucht wurden. Eilen Sie, den Bewohnern derselben zu Hülfe zu kommen!«
Diese Nachricht brachte die beiden ehrlichen Männer in eine nicht geringe Aufregung. fähig!«
»Bitte, halten Sie jede Bemerkung zurück! Sie wissen, daß die Wirkung eines starken Giftes nach Sekunden berechnet werden muß.«
»Dann vorwärts,« erwiderte er, nach dem Zettel greifend, welcher das Verzeichniß der acht Zellen enthielt; »laßt uns sehen, ob man wirklich so teuflisch zu sein vermag!«
»Halt!« meinte der andere Hülfsarzt. »Begeben wir uns vor allen Dingen in die Apotheke. Wir kennen den Inhalt des Giftschrankes so genau, daß wir bei einer für acht Personen berechneten Dosis sofort sehen werden, von welchem Gifte genommen wurde!«
Sämmtliche Herren begaben sich in die Apotheke. Der Giftschrank mußte aufgesprengt werden, da der Schlüssel zu demselben nicht zu finden war, und kaum hatten die beiden Ärzte einen Blick auf den Inhalt desselben geworfen, so ertönte der zweistimmige Ruf:
»Blausäure fehlt! Die Leute haben ein Blausäurepräparat erhalten.«
»Haben Sie ein Gegengift bei der Hand?«
»Jawohl.«
»So versehen Sie sich mit demselben und eilen Sie damit nach den betreffenden Zellen! Herr Staatsanwalt, ich gehe in die Stadt, um einige Erkundigungen einzuziehen. Sie beurlauben mich?«
Gern. Ich werde bis zu Ihrer Rückkehr nicht unthätig sein dürfen.«
Max verließ die Anstalt und schritt der Stadt zu, welche eine kleine halbe Stunde entfernt lag. Vor derselben waren Straßenarbeiter beschäftigt, die Chaussee auszubessern. Er frug sie nach der Wohnung des Lohnkutschers Beyer und erhielt dieselbe so deutlich beschrieben, daß es ihm sehr leicht wurde, sie zu finden.
Er traf die Frau, die Kinder und auch den Knecht zu Hause an. Sie waren verlegen ob des vornehmen Besuches.
»Hier wohnt der Lohnfuhrwerksbesitzer Beyer?«
»Ja.«
»Ist er nicht zu Hause?«
»Nein.«
»Er hat den Herrn Direktor zu fahren?«
»Ja.«
»Wohin?«
Er erhielt keine Antwort. Die Frau blickte ihn verlegen an, und auch dem Sohne und der Tochter war es anzumerken, daß sie antworten könnten, wenn sie gewußt hätten, daß es nicht verboten sei. Der Dokor mußte sie anders fassen. werden.«
»Arretirt?« frug die Frau erschrocken. »Wir? Weshalb?«
»Wegen Mithülfe zur Flucht zweier schwerer Verbrecher!«
»Davon wissen wir nichts!«
»Pah! Sie haben dem Direktor und dem Oberarzte der hiesigen Irrenanstalt zur Flucht verholfen.«
»Dem Herrn Direktor? Zur Flucht? Hat er denn fliehen wollen?«
»Allerdings. Es liegt eine schwere Anklage gegen diese beiden Männer vor, und ich bin als königlicher Kommissär gekommen, sie zu arretiren. Ihr Mann hat ihnen seinen Wagen zur Flucht zur Verfügung gestellt, und Sie verweigern mir jede Auskunft, wohin die Fahrt gerichtet ist – ich werde Sie arretiren lassen müssen.«
Das Erstaunen und die Angst der Leute war grenzenlos.
»Der Herr Direktor ein Verbrecher? Das ist gar nicht möglich!« rief die Frau und schlug dabei vor Verwunderung die Hände zusammen. »Und auf der Flucht? Das ist ja schrecklich! Aber wir haben ihm dabei nicht geholfen. Wir haben gemeint, es handle sich um eine Ferienreise.«
»Warum verschweigen Sie das Ziel der Fahrt?«
»Weil der Herr Direktor meinte, daß es Niemand wissen solle.«
»Nun?«
»Mein Mann muß sie über die Gebirge nach der Grenze und von da weiter fahren, bis sie ihn ablohnen.«
»Ein gewisser, bestimmter Ort ist nicht genannt worden?«
»Nein.«
»Wissen Sie, welchen Weg er eingeschlagen hat?«
»Nein. Es führen sehr viele Wege in das Gebirge, und mein Mann kennt sie alle sehr genau.«
»Wann ist die Reise begonnen worden?«
»Vor zwei Stunden.«
»Ich will einmal annehmen, daß Sie nicht so schuldig sind, als ich vorher dachte, und also von der Arretur absehen, doch verlange ich, daß Sie mir zu jeder Zeit zur Verfügung stehen, wenn ich eine Erkundigung an Sie zu richten habe!«
Sie gaben ihm das Versprechen, und schon stand er im Begriffe, sich zu verabschieden, als er einen Blick nach dem Spiegel hatte.
»Zarba, die Zigeunerin! Wie kommt dieses Bild hierher?«
»Sie kennen Zarba?« frug die Frau um Vieles zutraulicher. »O, sie ist unsere Wohlthäterin schon seit langer Zeit, Herr Kommissär. Mein Sohn hat einiges Talent zum Zeichnen und ihr Bild gemalt, so wie es dort beim Spiegel hängt. Nicht wahr, sie ist gut getroffen?« setzte sie mit einem stolzen Blicke auf ihren Sohn hinzu.
»Sehr gut. Wie alt ist der Junge?«
»Siebzehn.«
»Und was wird er?«
»Er ist Schreiber und jetzt leider ohne Anstellung.«
»Er scheint ein sehr schönes Talent zu besitzen, und ich werde, wenn es Ihnen recht ist, einen Maler herschicken, der ihn prüfen mag. Vielleicht läßt sich etwas aus ihm machen.«
»O, wenn Sie das thun wollten, Herr Kommissär!« rief die Frau, beglückt und dankbar seine Hand ergreifend.
»Wollen sehen, liebe Frau; doch sagt mir, wie seid Ihr mit der Zigeunerin bekannt geworden ?«
»Das ist schon sehr lange Zeit her, wohl mehrere über zwanzig Jahre! Sie war damals eine gar angesehene Dame und wohnte in der Hauptstadt bei dem Herzoge von Raumburg. Das sollte allerdings verschwiegen bleiben; aber es wurde doch in allen Häusern der Stadt erzählt und man bedauerte das schöne Mädchen, weil – — doch, Herr Gott, Sie sind ja ein königlicher Kommissär und kommen wohl auch mit dem Herrn Herzog zusammen! Also meine Mutter war Hebamme und hatte dienstlich mit den allerhöchsten Herrschaften zu thun.