Scepter und Hammer. Karl May

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Scepter und Hammer - Karl May

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von Sternburg, welche sich auf Besuch im königlichen Schlosse befand. Sie und die Königin waren nämlich weitläufige Cousinen, und der Fürst, welcher ein großer General und Feldherr ist, befand sich im Auslande, wo er im Krieg kommandirte. Die Fürstin starb an der Geburt, und weil mir kurz vorher mein Erstes auch gestorben war, so bekam ich das kleine Prinzeßchen – — ja, wollte sagen den kleinen Prinzen angelegt und wurde seine Kommissär.«

      Max ahnte nicht, welche Bedeutung diese kurze Erzählung jemals für ihn und sein Schicksal haben könne. Er frug:

      »Und sie hat Euch dann öfters besucht?«

      »Ja. Wir mußten ihr, wenn sie kam, über Alles Auskunft geben, und wenn sie wieder fort war, zu diesem Zweck allerlei Erkundigungen einziehen.«

      »Über wen?«

      »Über – über – ja, darf ich das denn sagen? Zunächst über den Sohn des Hofschmiedes Brandauer und den Sohn des Fürsten von Sternburg, dann über den Engländer, welcher Lord Halingbrook heißt, über den Herzog von Raumburg und viele andere hochgeborene Herren und Damen.«

      »Die ihr alle persönlich kennt?«

      »Nein. Ich kenne sie nicht. Mein Mann hat das Alles besorgt.«

      »Hat er etwas für seine Bemühungen erhalten?«

      Sie lächelte.

      »Wir können sehr zufrieden sein. Zarba muß noch von ihrer Jugend her viel Geld besitzen.«

      Er verabschiedete sich von den Leuten und versprach, des Sohnes nicht zu vergessen. Dann kehrte er zur Anstalt zurück.

      Es hatte sich während seiner Abwesenheit wirklich herausgestellt, daß die acht Personen vergiftet worden seien; zwei waren bereits gestorben, andere zwei zeigten sich als schwer krank, und die Übrigen gaben Hoffnung, daß sichere Rettung vorhanden sei. Höchst seltsam war dabei die Ansicht der beiden braven Assistenten, daß sämmtliche acht Personen wohl kaum jemals wirklich geistig krank gewesen seien.

      Max mußte die Bestimmung hierüber dem Generalstaatsanwalt überlassen, welcher beinahe noch bis zum Abend in der Anstalt zu thun hatte. Das dauerte ihm allerdings zu lange; er mußte bis zu dieser Zeit zu Hause sein, und daher verabschiedete er sich, um allein zur Stadt zurückzukehren.

      Er kam dort an, als es bereits zu dunkeln begann, und fuhr zunächst beim königlichen Palais vor, um Bericht zu erstatten. Dann ging er nach seiner Wohnung. Hier erzählte er zunächst bei den Eltern die heutigen Erlebnisse und stieg dann hinauf nach der oberen Stube, um Zarba und den Hauptmann aufzusuchen.

      Der Letztere nahm den regsten Antheil an den Ereignissen in der Anstalt und zeigte sich wüthend darüber, daß die beiden Beamten entkommen seien.

      »Gewiß ist es noch nicht, daß sie entkommen,« meinte Max. »Der Staatsanwalt hat sofort den Telegraphen spielen lassen, und von der Familie des Lohnkutschers, welcher die beiden Männer führt, habe ich genau erfahren, welche Richtung sie einhalten.«

      »Wie heißt der Lohnkutscher?« frug Zarba.

      »Beyer. Ich habe Dein Bild in seiner Wohnung gesehen.«

      »Beyer. Und wohin geht die Fahrt?«

      »Über das Gebirge nach der Grenze.«

      »Welchen Weg?«

      »Ja, wenn wir das gewußt hätten, so wäre die Verfolgung schleunigst angetreten worden.«

      »Wollt Ihr sie wieder haben?«

      »Natürlich.«

      »Gut, Ihr sollt sie haben; Zarba verspricht es Euch!«

      Sie kam aus ihrer Ecke hervor und setzte sich zur Lampe.

      »Mein Sohn, gieb mir Papier und ein Stück Blei!«

      Sie erhielt Beides und malte auf das Erstere eine Reihe von Charakteren, für welche weder der Hauptmann noch Max ein Verständniß hatten.

      »Nicht wahr, von uns kann jetzt keiner aus der Residenz fort?« frug sie.

      »Nein,« lautete die Antwort des Doktors.

      »Dann muß ich einen Boten haben, einen Mann, auf den sich Zarba ganz und gar verlassen kann.«

      »Wohin?«

      »Hinauf in die Berge.«

      »Wie lange braucht er Zeit, um zurückzukommen?«

      »Drei Tage.«

      Max trat zum Fenster und öffnete es. Drunten saßen wie gewöhnlich die Gesellen vor der Thür.

      »Thomas!«

      »Zu Pefehl, Herr Doktor!«

      »Magst Du einmal heraufkommen?«

      »Sofort werde ich mich hinaufbegepen!«

      Einige Augenblicke darauf krachte die Stiege unter den wuchtigen Schritten des ehemaligen Kavalleristen. stellend.

      »Habt Ihr dieser Tage viel zu arbeiten, Thomas?« frug Max »Zu arpeiten gipt es immer pei uns, Herr Doktor.«

      »Aber außerordentlich viel Arbeit – —?«

      »Ist nicht so sehr schlimm!«

      »Willst Du mir einen Gefallen thun?«

      »Zu Pefehl, recht gern, Herr Doktor!«

      »Du sollst einen Brief hinauf in das Gebirge schaffen.«

      »In das Gepirge? Da pin ich in meinem ganzen Lepen noch nicht gewesen. An wen ist der Prief gerichtet?«

      Max sah die Zigeunerin fragend an.

      »An den Waldhüter Tirban,« antwortete diese.

      »Tirpan? Ist mir niemals pekannt gewesen. Wo wohnt er?«

      »Du fährst mit dem Frühzuge nach Süderhafen und gehst von da bis zum Abend auf der Straße fort, welche quer durch das Gebirge führt. Am Abend kommst Du an einen Krug, vor dessen Thür zwei Tannen stehen; dort kehrst Du ein und fragst den Wirth nach dem Waldhüter Tirban. Dieser wohnt auf einer Waldblöße, ihm gibst Du diesen Brief. Das Übrige wirst Du von ihm selbst erfahren.«

      »Gut! Also Süderhafen – Gepirgsstraße – Apend – Krug – zwei Tannen – Waldplöße – Tirpan – gut, ich werde ihn zu finden wissen.«

      »Aber wird Thomas nicht zu spät kommen?« frug Max. »Die Flüchtlinge sind heut früh fort, und er kommt erst morgen Abend zu Tirban.«

      »Dafür laßt mich sorgen, junger Herr! Willst Du mir ein Telegramm aufschreiben, mein Sohn?«

      Der Hauptmann nahm Platz und griff zur Feder, Zarba überlegte einen Augenblick und diktirte dann:

      »Oberschenke Waldenberg – Fuhrmann Beyer und zwei Männer – einen Tag lang aufhalten – mit Gewalt zur Tannenschlucht – Zarba.«

      Max hörte mit Erstaunen dem Diktate zu. Die Worte klangen nach Geheimnissen, welche zu ergründen er wohl begierig gewesen wäre. Die Gitana wurde ihm

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