Scepter und Hammer. Karl May

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Scepter und Hammer - Karl May

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Hier stehen wir am Flusse. Auf Wiedersehen später.«

      Der Herzog wollte ihn fassen und halten, doch seine Hand griff in die nächtliche Finsterniß, in die Luft hinaus; er hörte nicht einmal die Schritte des sich Entfernenden.

      »Verdammt sei dieser obskure Mensch, dieser Eisenhämmerer, der sich trotz alledem der Gunst des Königs erfreut und mir – — – Wie mag er nur bei allen Teufeln errathen haben, daß ich – — errathen? Pah, verrathen worden ist es, und zwar von keinem Andern, als von diesem Grunert selbst. Warum war der König sofort mit seiner Gnade da? Weil er sie ihm bereits vorher versprochen hatte, und nun wird der Verräther Alles erzählen, was er weiß. Doch ich kann ruhig sein. Wer wollte es wagen, den Herzog vom Raumburg öffentlich zur Verantwortung zu ziehen? Mit Grunert wird abgerechnet, und dieser Schmiedesohn wird ja schon morgen Abend nicht mehr im Stande sein, irgend Etwas auszuplaudern!«

      Unterdessen schritt Max der Hofschmiede zu. Er wußte, weshalb ihn der König so schnell entlassen hatte. Der Wille des Letzteren führte ihn wieder nach der Irrenanstalt, um sich der beiden schuldigen Beamten zu versichern.

      Die Eltern waren bereits zur Ruhe gegangen, und auch die Fenster des von Zarba und dem Hauptmann bewohnten Zimmers zeigten sich dunkel. Er machte die nothwendige Toilette, begab sich dann in eine der Hauptstraßen der Residenz und trat in ein Haus, vor dessen Thor eine zweispännige Chaise hielt.

      Er stieg die Treppe empor und wurde von einem ältlichen Herrn empfangen, welcher bereits auf ihn gewartet zu haben schien.

      »Sind sie bereit, Herr Staatsanwalt?«

      »Längst.«

      »Die nöthigen Instruktionen gingen Ihnen zu?«

      »Im Laufe des Abends, von Seiner Majestät höchsteigenhändig unterzeichnet.«

      »So lassen Sie uns aufbrechen, damit wir nicht zu spät kommen!«

      Sie verließen das Haus und stiegen in den Wagen, welcher sie auf dieselbe Heerstraße führte, auf welcher Max bereits einmal die Landesirrenanstalt erreicht hatte. Wortlos neben einander sitzend, gaben sie ihren eigenen Gedanken Audienz. Die Pferde griffen wacker aus, und als der Morgen hereinbrach, sahen sie das burgähnliche Gebäude bereits in der Ferne im goldenen Strahle erglänzen. Eine Stunde später hielten sie vor dem Portale der Anstalt.

      Der Pförtner erkannte den Doktor sofort wieder und ließ ihn unter tiefen Bücklingen ein.

      »Der Herr Direktor?«

      »Verreist.«

      »Ah! Seit wann?«

      »Seit einer Stunde.«

      »Der Herr Oberarzt?«

      »Auch verreist.«

      »Seit einer Stunde?«

      »Ja.«

      »Allein?«

      »Mit dem Herrn Direktor.«

      »Und die Familien der beiden Herren?«

      »Auch verreist.«

      »Seit einer Stunde?«

      »Ja.«

      »Wohin?«

      »Ich weiß es nicht.«

      »Es war kurz vorher ein Herr da, welcher den Herrn Direktor zu sprechen verlangte?« es.«

      »Wie nannte er sich?«

      »Doktor Ungerius.«

      »Merken wir uns diesen Namen, Herr Anwalt.« Und sich wieder zu dem Pförtner wendend, fuhr er fort:

      »Dieser Mann war klein, hager und von großer Lebhaftigkeit?«

      »Allerdings.«

      »Reiste er mit dem Herrn Direktor zugleich ab?«

      »Nein. Dieser fuhr mit dem Herrn Oberarzt allein; die Familien der beiden Herren aber brachen unter dem Schutze des Herrn Doktor Ungerius auf.«

      »Man reiste zu Wagen?«

      »Ja; doch hatten die Damen, wie ich hörte, Anweisung, später die Bahn zu benutzen.«

      »Von welchem Punkte aus?«

      »Weiß ich nicht.«

      »Mit wem fuhr der Direktor?«

      »Mit einem hiesigen Lohnkutscher.«

      »Wie heißt der Mann?«

      »Beyer.«

      »Hat er Familie und Gesinde?«

      »Er hat Frau, Sohn, Tochter und Knecht.«

      »Wurde heut bereits ausgespeist?«

      »Die Morgensuppe.«

      »Die beiden Assistenzärzte?«

      »Befinden sich beim Kaffee.«

      »Bringen Sie uns zu ihnen.«

      Der Mann führte sie über den vorderen Hof hinüber in die Wohnung der beiden Unterärzte, welche gar nicht erstaunt zu sein schienen, als sie den königlichen Kommissär wieder erkannten.

      »Guten Morgen, meine Herren,« grüßte Max. »Mich kennen Sie bereits. Gestatten Sie mir, Ihnen den Herrn Generalstaatsanwalt von Hellmann vorzustellen, welcher sich einige Auskunft über den Herrn Direktor erbitten möchte! Doch vorher eine Frage: Wurde heut Morgen von Seiten des Herrn Direktors oder des Herrn Oberarztes bereits medizinirt?«

      »Ich glaube ja. Beide Herren begaben sich in die Hausapotheke und suchten kurz vor ihrer Abreise einige Pfleglinge auf.«

      »Sie waren dabei?«

      »Wir wurden ausgeschlossen.«

      »Gibt es einen Mechanismus, sämmtliches Aufsichtspersonal schnell zu versammeln?«

      »Die Anstaltsglocke.«

      »Lassen Sie sofort läuten. Wo versammelt man sich?«

      »In Nummer Vier des hiesigen Gebäudes.«

      »Schön! Sie bleiben hier, um die Fragen des Herrn Generalstaatsanwaltes zu beantworten, während ich in Nummer Vier einige Befehle zu ertheilen habe!«

      Er ging. Kaum hatte er das betreffende Konferenzzimmer betreten, so läutete es, und von allen Seiten kam das männliche und weibliche Aufsichtspersonal herbeigeeilt. Auch der Pförtner, welcher die Glocke gezogen hatte, stellte sich wieder ein.

      »Ich habe Sie rufen lassen, um Ihnen mitzutheilen, daß der Direktor und der bisherige Oberarzt dieser Anstalt unter Anklage zu stellen sind und sich ihrer Vernehmung durch die Flucht entzogen haben,« redete Max die Versammelten an. »Die Leitung der Anstalt wird bis auf Weiteres in die Hände der beiden Assistenzärzte übergehen, und Ihre Obliegenheiten bleiben ganz dieselben wie bisher. Der Herr Generalstaatsanwalt, welcher mit mir hier angekommen ist, wird seine Erkundigungen natürlich auch an Sie zu adressiren haben, und es liegt in Ihrem eigenen

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