Am Stillen Ozean. Karl May

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Am Stillen Ozean - Karl May страница 13

Am Stillen Ozean - Karl May

Скачать книгу

sprachst, habe ich hier beschlossen, wie ich Pareyma wieder erhalte. Ich bin ein Christ, du hast recht, und dieser Kris soll von keinem andern Blute gerötet sein als von dem Blute meiner Mutter; dennoch sollen sie sterben, aber nicht von meiner Hand!«

      Der Zug kam bei dem Altare an, welchen Anoui, der Priester, bestieg, um seine Rede zu beginnen; da verließ mich Potomba und verschwand seitwärts in den Sträuchern. Ich schob mich nun durch dieselben so weit wie möglich vor, um den unter mir liegenden Hang bequem beherrschen zu können. Vor dem Priester standen Matemba und Pareyma; die Tamtams und Pfeifen machten einen ohrenzerreißenden Lärm, welcher auf ein Zeichen des Priesters schwieg. Seine Rede bestand in Schmähungen gegen das Christentum, für welche ich ihm am liebsten eine Kugel durch den Kopf gejagt hätte; dann kamen Verwünschungen des abtrünnig gewordenen Ehri, und endlich griff er hinter sich und nahm von dem Altare einige Schädelknochen, welche er Matemba entgegen hielt.

      »Lege deine Hand auf diese Schädel, welche den Köpfen deiner Voreltern angehörten, und schwöre: Eita anet oe a faarue i ta oe vatrina?«[12]

      Noch hatte Matemba nicht sein »Eita!« gesprochen, als sich Potomba durch die Menge der Zuhörer drängte und vor dem Altare erschien.

      »Sei gegrüßt, Anoui, du Vater meines Weibes!« rief er aus. »Sie ist, als ich nicht daheim war, zu dir gekommen, und ich folgte ihr nach, um sie mir wieder zu holen.«

      Es entstand eine lautlose Stille. Der Priester streckte abwehrend beide Arme aus und rief:

      »Diese Stätte ist heilig; weiche von ihr und uns, Verräter!«

      Potomba blieb ruhig. Er legte die Hand auf die Schulter Pareymas und antwortete:

      »Ja, diese Stätte ist heilig, weil ich, ein Christ, auf ihr erscheine. Ich werde gehen, doch gieb mir vorerst mein Weib!«

      »Entweiche, sonst faßt dich der Tod!«

      »Der Tod?« erwiderte Potomba lächelnd. »Hat er mich gefaßt, als du mich verfolgtest, um mir mein Leben und mein Eigentum zu rauben? Ihr Hunderte von Heiden seid nicht stark genug, mir, einem einzigen Christen, den Tod zu geben. Ihr könnt nur Frauen töten. Hier an diesem Dolche klebt das Blut meiner Mutter. Du hast sie getötet, Anoui, und ich fordere noch heut ihr Leben oder das deinige von dir!«

      »So stirb du selbst!« antwortete Anoui und griff nach ihm.

      Potomba wich einen Schritt zurück und rief so laut, daß man es weithin hörte:

      »Ich sterben, ich, der Ehri von Papetee? Ich stehe unter dem Schutze meines Gottes; ihr aber werdet untergehen, wie ich jetzt eure Götter vernichte!«

      Mit einem raschen Sprunge stand er auf dem Altare. Er erfaßte erst das eine und dann das andere der beiden aus Thon gebrannten Götzenbilder und schleuderte sie zur Erde herab, daß sie in Stücke zerbarsten. Dann schwang er den Kris hoch in die Luft und rief.

      »Und noch heut werde ich mein Weib von euch holen!«

      Ein einziger, fürchterlicher Schrei der Wut erscholl aus allen Kehlen. Alle stürzten zum Altare, um den Mutigen zu erfassen; er aber war hinter den ersteren herabgesprungen und klimmte so schnell wie möglich zu mir empor. Es war ein Glück, daß kein einziger der Anwesenden eine Waffe zu der friedlichen Ceremonie mitgebracht hatte, sonst wäre er verloren gewesen. Kein einziger? Stand nicht hart am Altare einer, der soeben seinen Bogen spannte, und da drüben unter der Banane ein zweiter? Sie wollten auf Potomba schießen, und es war vorauszusehen, daß sie ihn treffen würden. Das mußte ich verhüten. Ich legte schnell meinen Stutzen an, zielte und drückte zweimal nacheinander ab; die beiden Heiden stürzten zu Boden.

      Jetzt hatte mich Potomba erreicht; seine Verfolger kamen schreiend teils den Hang heran, teils suchten sie in eiligem Laufe die Höhe an beiden Seiten zu umgehen.

      »Ich danke dir, Sahib, daß du mir halfst; die Pfeile hätten mich getroffen. Nun schnell mit dem Boote! Kannst du gut laufen?« sagte er eilig.

      Ich antwortete nicht, denn dazu war keine Zeit. Eigentlich war es mir nicht konvenient, vor diesen Menschen davonzulaufen, aber ich wußte, daß unsere Rettung nur von unseren Beinen abhing. Trotz meiner schweren Stiefel hielt ich gleichen Schritt mit dem Ehri, der eine ganz respektable Lunge und prachtvolle Sehnen haben mußte, denn unsere Feinde blieben weit hinter uns zurück; als wir das Boot erreichten, blieb uns gerade genug Zeit, es in das Wasser zu reißen, hineinzuspringen und einen genugsamen Vorsprung zu gewinnen, so daß uns kein Pfeil erreichen konnte.

      Jetzt erst durchbrachen die Polynesier das Dickicht des Strandes, reckten, als sie uns in Sicherheit sahen, die Arme in die Luft und schnitten uns boshafte Grimassen.

      Wir griffen zu den Doppelrudern und arbeiteten uns gegen den Passat nach Tahiti hinüber. Wir ließen uns dann, ohne dort zu landen, von der Strömung und dem Winde wieder nach Eimeo zurücktreiben und landeten in Alfareaita, einem kleinen Orte, welcher Papetee gerade gegenüber liegt.

      Hier blieben wir bis zu der bald hereinbrechenden Dunkelheit. Potomba teilte mir nichts mit über das, was er vorhatte, und da diese Schweigsamkeit ihre guten Gründe haben mußte, so unterbrach ich sie mit keiner Frage.

      Es war wohl gegen elf Uhr nachts, als wir wieder aufbrachen. Der Ehri hatte sich vorher eine ziemliche Menge großer und kleiner Fische gekauft und diese mit in das Boot gebracht. Was er mit ihnen bezweckte, konnte ich nicht ersehen, mußte es aber ja jedenfalls erfahren. Wir ruderten uns bis zur Mitte der Straße, welche die beiden Inseln trennt, und blieben hier.

      Es wurde dunkler über dem Wasser; aber vom Himmel leuchteten Tausende von Sternen, und die Wogen lagen um das Kanoe wie flüssiger, durchsichtiger Kristall. Da griff der Ehri nach einem der Fische, band ihn an einen Streifen Bast und hing ihn in das Wasser. Schon nach kurzer Zeit erfolgte ein scharfer Ruck. Ein Haifisch hatte sich die Lockspeise geholt. Nach einiger Zeit warf Potomba einen zweiten, dann einen dritten Fisch aus und fuhr so fort, bis sich mehr als ein halbes Dutzend Haie um unser Boot tummelte.

      Ich hatte eine leise Ahnung von dem, was er bezweckte. Jedenfalls versammelte er die Hyänen des Meeres um sein Boot, um sich ihrer gegen seine Feinde zu bedienen, aber in welcher Weise dies geschehen sollte, das war mir sehr unklar. Auf alle Fälle jedoch war mir die Nachbarschaft dieser liebenswürdigen Geschöpfe so ziemlich fatal; er zwar hatte sich auf unserer Insel den »Herrn des Haies« genannt, ich jedoch fühlte, trotzdem ich mich einen leidlichen Schwimmer nennen muß, keineswegs eine besondere Sympathie für seine menschenhungrigen Unterthanen; und ich will offen gestehen, daß ich mich auf dem »Wind« meines guten Master Frick Turnerstick behaglicher gefühlt hätte, als in dem schmalen Boote, von dessen niederem Borde aus man die Haie mit der Hand zu berühren vermochte.

      Ein Schauspiel, aber ein grausiges, hatte ich allerdings dabei. Das Wasser schien trotz der Dunkelheit der Nacht weißflüssiges Gold zu sein und stieg in immer tieferen, dunkleren Tinten in den Grund hinab. Jede Bewegung in ihm war zu erkennen, und wenn der Ehri einen neuen Fisch auswarf, so nahten sich sechs bis acht fürchterliche Rachen dem Stern des Bootes, um sich die Beute streitig zu machen, und es begann ein Kampf, bei dem sich die Haare während des Gedankens sträuben konnten, daß nur eine dünne Schicht Holzes zwischen ihnen und dem Menschen liege.

      Was den Ehri betrifft, so schien er sich um mein unangenehm berührtes Gefühlsleben nicht im mindesten zu kümmern. Er warf von Zeit zu Zeit einen Fisch aus und forschte dann immer wieder nach der Richtung, aus welcher die Hochzeitsflottille mit dem Brautpaare kommen mußte. Mir war es nicht ganz wahrscheinlich, daß die Trauung nach dem durch uns hervorgebrachten Auftritte noch geschehen sei; er jedoch schien seiner Sache sicher zu sein und stand, als sich am Horizonte ein nebeliger Lichtschein bemerken ließ, im Boote auf, um besser Ausguck halten zu können.

Скачать книгу


<p>12</p>

»Willst du niemals dein Weib verlassen?« Dies ist die heidnische Formel, auf welche der Bäutigam mit »Eita« (nein!) zu antworten hat. Ist dies geschehen, so gilt die Ehe für geschlossen.