Im Lande des Mahdi III. Karl May
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Als Ibn Asl diese seine Arbeit vollbracht hatte, kam er wieder zu mir, grinste mir höhnisch in das Gesicht und fragte:
»Nun, wie gefällt es dir? Meinst du nicht, daß wir einen guten Fang gethan haben und ausgezeichnete Geschäfte machen werden?«
Ich drückte alle meine Empörung nieder und antwortete, wie ich glaube, im ruhigsten Tone:
»Der Fang ist allerdings ein sehr reichlicher. Ich schätze die Schwarzen, welche du leben ließest, auf wenigstens zweihundert. Laß unterwegs auch den vierten Teil zu Grunde gehen, so sind es doch hundertfünfzig, für welche du Bezahlung bekommst. Dazu die Herden. Ich beneide dich!«
Wäre die Scene eine andere gewesen, so hätte ich im stillen über das Gesicht lachen müssen, welches er mir bei diesen meinen Worten zeigte. Er fuhr förmlich um einige Schritte zurück, staunte mich an und meinte:
»Du beneidest mich? Allah thut Wunder über Wunder! Es muß ganz plötzlich ein anderer Geist in dich gefahren sein.«
»Das ist allerdings der Fall, und ich denke, daß du diesen Geist sehr bald kennen lernen wirst.«
»Willst du etwa auch Sklavenjäger werden?«
»Nein, das nicht. Sklaven suche und mag ich nicht. Es sind nur einige ganz besondere Menschen, welche ich fangen will und hoffentlich auch fangen werde.«
»Wer ist das?«
»Ich könnte es verschweigen, will es dir aber doch sagen, damit du mich nicht für feig oder hoffnungslos hältst. Wen ich fangen will? Zunächst vor allen Dingen dich und sodann deine weißen Asaker.«
Er schlug ein schallendes Gelächter auf und rief:
»Mich und meine weißen Asaker! Warum nicht auch meine schwarzen Soldaten?«
»Weil diese getäuscht, belogen und verführt worden sind. Darum wird die Strafe, die dich und deine Weißen erwartet, nicht auch sie mittreffen.«
Er starrte mir eine ganze Minute lang in das Gesicht, trat dann näher zu mir heran, untersuchte meine Schebah und die Handschellen sehr sorgfältig und sagte, als er diese ganz in Ordnung fand:
»Fast glaubte ich, du habest dich deiner Fesseln schon halb entledigt und seist also der Hoffnung, wieder freizukommen; da ich aber sehe, daß dies nicht der Fall ist, so kann ich nur annehmen, daß du plötzlich verrückt geworden bist.«
»Ich bin vollständig bei Sinnen und weiß ganz genau, was ich sage.«
»So? Nun, ich werde dir jetzt zeigen, wie ich solche – —«
Er hielt inne und betrachtete mich abermals mit stechendem Auge, während ich seinen Blick ruhig aushielt. Er hatte die letzten Worte im zornigsten Tone gesprochen und dabei das Messer aus dem Gürtel gerissen, als ob er es mir in die Brust stoßen wolle. Aber er besann sich eines andern, fletschte mir mit überlegenem Lachen seine Zähne entgegen, steckte das Messer wieder zurück und fuhr fort:
»Doch nein! Mich überrumpelst du nicht! Ich bin klug genug, zu wissen, was du beabsichtigst.«
»Dazu gehört keine besondere Klugheit. Ich beabsichtige, dir meine Meinung, die Wahrheit zu sagen. Das ist alles.«
»O nein! Verstelle dich, so sehr du nur willst, mich täuschest du doch nicht. Du giebst dich verloren; du weißt, daß du meiner Rache hoffnungslos verfallen bist und daß dich Martern erwarten, die noch niemand vor dir erlitten hat. Um diesen Qualen zu entgehen, um leicht und schnell zu sterben, hast du dir vorgenommen, mich zu reizen. Du meinst, daß ich dich im Zorne rasch töten werde; aber da hast du dich verrechnet; ich bin klüger als du denkst. Ich werde dich schonen, bis ich Wagunda auch überfallen und verbrannt habe. Dann befindet sich dein geliebter Freund, der Reis Effendina, auch in meinen Händen, und ich werde euch die Freude bereiten, euch gegenseitig in Schmerzensschreien und Jammertönen überbieten zu können.«
Nun legte er mir in höhnischer Freundlichkeit die Hand auf die Achsel und fügte noch hinzu:
»Du siehst also, wie überlegen ich dir bin. Dich kann weder Allah noch der Satan aus meiner Hand erretten. Du bist verloren. Und solltest du vielleicht von dem Reis Effendina Hilfe erwarten und der Ansicht sein, daß ich diesen nicht ergreifen werde, so will ich dir hiermit sagen, daß ich noch in dieser Nacht nach Wagunda aufbrechen werde. Er erwartet mich jetzt noch nicht; er kann mich noch nicht erwarten, und je mehr ich mich beeile, desto sicherer überrasche ich ihn. Ihr drei werdet jetzt zu essen und zu trinken bekommen, nicht etwa aus Mitleid, o nein, sondern damit ihr stark genug seid, die schnelle Reise auszuhalten.«
Er wendete sich von mir ab und erteilte einige Befehle, welche seine letzten Worte betrafen. Ich hatte meine Absicht erreicht und war von dem, was er mir mitgeteilt hatte, sehr befriedigt. Daß er annahm, ich wolle ihn reizen, gab mir die Gewißheit, daß er sich wenigstens zunächst hüten werde, gegen unser Leben oder unsere Gesundheit etwas zu unternehmen.
Wir bekamen Fleisch zu essen und Wasser zu trinken. Das erstere wurde uns in zugeschnittenen Bissen in den Mund gesteckt, und zwar so reichlich, daß ich mich vollständig gesättigt fühlte. Dann wurden wir von den Pfählen gebunden und unter Bedeckung der schon erwähnten drei Wächter seitwärts gebracht, wo wir uns niederlegen durften.
Ich legte mich so, daß ich die Feuer und den Schauplatz der heutigen Unthaten im Rücken hatte und nichts davon sehen konnte. Mit meinen beiden Gefährten zu sprechen, hütete ich mich, denn ich wußte, daß der Versuch dazu doch nur mit Peitschenhieben zurückgewiesen worden wäre. Sie schienen, da sie sich ebenso still verhielten, ganz derselben Ansicht zu sein.
Obgleich ich mit dem Gesicht abgewendet lag, bemerkte ich sehr bald, daß hinter mir irgend eine Vorbereitung getroffen wurde. Welcher Art dieselbe war, erfuhr ich bald – die Vorbereitung zum Aufbruche. Die neugefangenen Sklaven mußten sich erheben, um in Einzelreihen fortgeschafft zu werden. Die geraubten Herden trieb man hinter ihnen her. Wir drei wurden von Ibn Asl und fünf weißen Asakern besonders genommen und fortgeführt. Der Zug ging nordwärts zurück nach den Sträuchern, zwischen denen wir vor dem Ueberfalle gelagert hatten. Als wir dort anlangten, wurden einige Feuer angebrannt. Nach dem, was Ibn Asl zu mir gesagt hatte, war ich überzeugt, daß wir nur kurze Zeit hier verweilen würden, und es zeigte sich, daß diese Vermutung die richtige war.
Man hatte uns so plaziert, daß wir auf drei Seiten von Büschen umgeben waren und das, was auf dem Lagerplatze vorging, nicht sehen konnten. Man brachte gesattelte Ochsen herbei; dann kam Ibn Asl und sagte:
»Ben Nil und Selim sind keine Reiter; wenn ich ihnen die Schebah ließe, würden sie mir unterwegs zu Grunde gehen; da ich sie jedoch lieb habe und sie mir zu erhalten wünsche, werde ich ihnen den Ritt dadurch erleichtern, daß ich ihnen den Gabelast abnehme. Du aber bist im Sattel zu Hause, Effendi, und wirst also mit der Schebah reiten. Ich hoffe, daß du mir für diese Auszeichnung dankbar bist!«
Diese spöttischen Worte stellten mir einen schweren, sehr schweren Ritt in Aussicht, doch nahm ich sie ruhig hin, da ich jetzt zu meiner Rettung nichts zu thun vermochte. Meine einzige Hoffnung konnte ich nur auf Wasser gründen. Auf Wasser? Wieso?
Als mir die Handschellen zum erstenmale angelegt wurden, war ich