Die Schatzinsel. Роберт Стивенсон

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Schatzinsel - Роберт Стивенсон страница 8

Die Schatzinsel - Роберт Стивенсон

Скачать книгу

ein armer, getretener Bettler bleiben, der Rum schmarotzt, statt als reicher Mann in der Kutsche zu fahren. Wenn ihr nur die Courage eines Wurmes hättet, ihr könntet sie fangen!“

      „Zum Teufel noch einmal, Pew, wir haben doch die Dublonen!“ brummte einer.

      „Sie werden das verdammte Zeug versteckt haben“, sagte ein anderer. „Nimm die Goldstücke, Pew, und hör auf zu brüllen.“

      Brüllen war die richtige Bezeichnung dafür, aber Pews Wut wurde darum nur ärger. Schließlich raubte sie ihm ganz die Besinnung und er schlug in seiner Blindheit rechts und links in die Leute hinein und mehr als einer wurde empfindlich vom Stock getroffen.

      Die andern wieder fluchten zurück, drohten dem Blinden in schauderhaften Ausdrücken und versuchten vergeblich ihm den Stock zu entreißen.

      Dieser Streit war unsere Rettung. Denn während er noch tobte, hörte man vom Hügelabhang an der Dorfseite ein anderes Geräusch: das Getrappel von herangaloppierenden Pferden und fast gleichzeitig aus dem Gehölz einen Pistolenschuß, Blitz und Knall. Das war offensichtlich das äußerste Warnungssignal, denn die Piraten wandten sich schleunigst zur Flucht und rannten in alle Windrichtungen verstreut fort, der eine die Bucht entlang seewärts, ein anderer quer über den Hügel und in einer halben Minute war keiner mehr zu sehen außer Pew. Ihn hatten sie verlassen, ob bloß aus Angst oder aus Rache für seine Schimpfreden und Schläge, weiß ich nicht. Er blieb zurück, tappte wie rasend die Straße auf und ab, tastete herum und schrie nach seinen Genossen. Endlich kam er in die falsche Richtung, lief ein paar Schritte dem Dorf zu, immerfort rufend:

      „Johnny, schwarzer Hund, Dirk!“ und andere Namen, „ihr werdet doch den alten Pew nicht verlassen?“ Gerade da ertönte das Rossegetrappel von der Höhe her und vier oder fünf Reiter wurden im Mondlicht oben sichtbar und fegten in vollem Galopp den Abhang hinunter.

      Jetzt erst erkannte Pew seinen Irrtum. Mit einem Schrei drehte er sich um und lief gerade in den Graben hinein. Doch in einer Sekunde war er wieder auf den Beinen, machte ganz verwirrt einen zweiten Satz und diesmal kam er mitten unter die Hufe des ersten Rosses.

      Der Reiter versuchte das Pferd zurückzureißen, jedoch vergeblich. Mit einem Schrei, der weit in die Nacht hinausgellte, fiel Pew nieder und die vier Hufe zertrampelten und zerdrückten ihn und eilten weiter. Er fiel auf die Seite, dann sank er langsam nach vorn und rührte sich nicht mehr.

      Ich sprang auf die Füße und rief die Reiter an. Sie hielten, ohnehin entsetzt über das Unglück, und ich konnte nun sehen, wer sie waren. Der eine, welcher zu hinterst ritt, war ein Bursche aus dem Dorfe, der zu Dr. Livesay geritten war. Die übrigen waren Gendarmerieoffiziere, die er unterwegs getroffen hatte und mit denen er gleich umgekehrt war. Die Gerüchte über den Kutter im Möwenloch hatten ihren Weg zum Oberaufseher Dance gefunden und führten ihn an diesem Abend in die Richtung unseres Hauses. Diesem Umstande verdankten wir, meine Mutter und ich, unsere Rettung.

      Pew war tot, mausetot. Meine Mutter brachten, nachdem wir sie ins Dorf getragen hatten, etwas kaltes Wasser und Riechsalz bald wieder auf die Beine, und trotz des Schreckens war sie ganz wohlauf, obwohl sie nicht aufhörte dem Rest ihres Geldes nachzutrauern. Inzwischen ritt der Oberaufseher so rasch er konnte nach dem Möwenloch. Doch mußten seine Leute absitzen und, in der Schlucht herumirrend, die Pferde am Zügel führen und manchmal sogar stützen, dabei immerfort eines Überfalles gewärtig, herumhorchen.

      So war es kein Wunder, daß, als sie endlich dort anlangten, der Kutter bereits in voller Fahrt, wenn auch noch nicht weit war. Dance rief ihn an, eine Stimme antwortete, er möge aus dem Licht gehen, sonst könne er etwas Blei hineinbekommen und gleichzeitig pfiff eine Kugel knapp an seinem Arm vorbei. Unmittelbar darauf verdoppelte das Schiff seine Geschwindigkeit und verschwand. Herr Dance stand, wie er erzählte, da „wie ein Fisch ohne Wasser“ – und alles was er tun konnte war, einen Boten nach Bristol zu schicken, um den Kutter dort anhalten zu lassen. „Und das“, sagte er, „ist so gut wie nutzlos, sie sind einfach weg, und damit Schluß. Nur das eine freut mich,“ fügte er hinzu, „daß ich diesem Herrn Pew auf die Hühneraugen getreten bin.“ Denn da hatte er meine Geschichte bereits gehört.

      Ich ging mit ihm zurück in den „Admiral Benbow“ und man kann sich nicht vorstellen, in welchem Zustande wir das Haus fanden. Sogar die Uhr hatten sie in ihrer wilden Jagd nach mir und meiner Mutter heruntergeschlagen und obwohl außer dem Geldsack des Kapitäns und einigem Silbergeld aus dem Ladentisch nichts fehlte, sah ich sofort, daß wir ruiniert waren. Herr Dance verstand die Wut der Piraten absolut nicht.

      „Sie haben doch das Geld,“ sagte er, „also was wollten sie noch, zum Kuckuck? Noch mehr Geld vielleicht?“

      „Nein, Herr, Geld nicht, glaube ich“, antwortete ich. „Ich glaube schon, Herr, daß ich das Ding, das sie suchten, hier in meiner Brusttasche habe und, um die Wahrheit zu sagen, ich möchte es gerne in sichere Hände legen.“

      „Sicherlich, mein Junge, ganz gewiß“, sagte er. „Ich werde es zu mir nehmen, wenn es Euch recht ist.“

      „Ich dachte, vielleicht, Dr. Livesay“ – begann ich.

      „Ausgezeichnet!“ unterbrach er mich sehr vergnügt. „Vorzüglich! Ein Gentleman und zugleich eine Amtsperson! Und wenn ich es recht bedenke, kann ich ebensogut selbst hinüberreiten und ihm oder dem Squire berichten. Herr Pew ist tot, das steht fest. Nicht daß ich das bedaure, aber die Leute haben immer gerne etwas, um über Seiner Majestät Offiziere loszuziehen, wenn sie etwas finden. Ich sag dir was, Hawkins: Wenn du willst, möcht’ ich dich mitnehmen.“

      Ich dankte ihm herzlich für sein Anerbieten und wir gingen zurück zum Dorf, wo die Pferde standen. Während ich meiner Mutter meine Absicht auseinandersetzte waren schon alle Reiter aufgesessen.

      „Dogger,“ sagte Herr Dance, „du hast ein gutes Pferd, laß den Burschen da hinter dir aufsitzen!“

      Und als ich aufgestiegen war und mich an Doggers Gürtel festhielt, gab der Oberaufseher das Zeichen, und die Kolonne setzte sich in raschem Trabe in Bewegung.

      Sechstes Kapitel

Die Papiere des Kapitäns

      Wir ritten stramm fort, bis wir bei Dr. Livesays Haus anhielten. Keines der Fenster war erleuchtet.

      Herr Dance hieß mich abspringen und anklopfen und Dogger reichte mir einen Steigbügel, damit ich absteigen konnte. Das Hausmädchen öffnete sofort.

      „Ist der Herr Doktor zu Hause?“ fragte ich. „Nein“, sagte sie, er sei nachmittags nach Hause gekommen, doch sei er dann ins Schloß gegangen, um dort zu speisen und den Abend mit dem Gutsherrn zu verbringen.

      „So gehen wir hin, Jungens“, sagte Herr Dance.

      Diesmal stand es nicht dafür, aufzusteigen, da die Entfernung so kurz war, sondern ich lief an Doggers Steigbügel bis zum Parktor und dann die lange, kahle, mondbeschienene Allee zum Schlosse, dessen weiße Umrisse uns entgegenblinkten. Hier stieg Herr Dance ab, wurde sofort vorgelassen und nahm mich mit hinein.

      Der Diener führte uns einen langen, teppichbelegten Gang hinunter und öffnete die Tür in einen weiten Bibliotheksraum, dessen Wände von hohen Bücherschränken eingefaßt waren, auf welchen Skulpturen standen. Dort saßen der Gutsherr und Dr. Livesay mit ihren Pfeifen beim Kaminfeuer.

      Ich hatte den Gutsherrn noch nie so aus der Nähe gesehen. Er war ein hochgewachsener, breitschultriger Mann, über sechs Fuß lang und hatte ein offenes, gutmütiges Gesicht, das von seinen weiten Reisen und dem vielen Aufenthalt im Freien gegerbt und gerötet war. Seine Augenbrauen waren sehr schwarz, sein Mienenspiel sehr lebendig, was ihm zwar nicht das Aussehen eines bösen, aber eines jähzornigen

Скачать книгу