Der kleine Ritter. Генрик Сенкевич

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Der kleine Ritter - Генрик Сенкевич

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Gottes willen, er lästerte!« wiederholte Kmiziz leise.

      »Er stürzte von ihrer Leiche fort in den Flur, vom Flur in den Hof und wälzte sich wie ein Betrunkener. Dort hob er die Fäuste in die Höhe und schrie mit entsetzlicher Stimme: »Ist das der Lohn für meine Wunden, meine Mühen, für mein Blut, für meine Liebe zum Vaterland?! Das eine Lamm«, sagte er, »hatte ich, und das hast du mir genommen, Herr. Einen streitbaren Mann hinstrecken,« sagte er,»der stolz über die Erde dahinschreitet, das ist«, sagt er, »würdig der Hand Gottes: aber die unschuldige Taube kann auch die Katze und der Habicht und der Geier erwürgen.««

      »Bei allen Wunden Christi,« rief Frau Kmiziz, »wiederholt das nicht, denn Ihr bringt Unglück über unser Haus!«

      Charlamp bekreuzigte sich und sprach weiter:

      »Der Arme dachte sich's redlich verdient zu haben – und das war sein Lohn … ha! Gott weiß am besten, was er tut, wenn auch der menschliche Verstand es nicht fassen, die menschliche Gerechtigkeit es nicht ermessen kann. Und gleich nach dieser Lästerung wurde er starr und sank auf die Erde, und der Priester sprach und beschwor über ihm, damit die unreinen Geister nicht in ihn fahren, die seine Lästerung ihn zu verderben benutzen könnten.«

      »Kam er schnell zu sich?«

      »Eine Stunde lag er wie leblos da. Dann erwachte er, ging in sein Quartier und wollte niemand sehen. Während des Begräbnisses sprach ich ihn an. »>Herr Michael,« sage ich, »habe Gott im Herzen!« Er antwortete nichts. Noch drei Tage saß ich in Tschenstochau, denn es tat mir weh, ihn allein zu lassen; aber ich pochte vergebens an seine Tür, er wollte mich nicht einlassen. Ich wußte nicht, was tun, ob noch länger an der Tür harren oder abreisen … wie kann man einen Menschen so ohne Trost zurücklassen. Da ich aber einsah, daß ich nichts erreichen würde, so beschloß ich, zu Skrzetuski zu reisen. Er ist ja sein bester Freund, er und Sagloba; vielleicht können sie ihm zu Herzen reden, besonders Herr Sagloba, denn er ist ein scharfsinniger Mann und weiß die Worte wohl zu setzen.«

      »Waret Ihr bei den Skrzetuskis?«

      »Ich war dort, aber auch hier gab Gott kein Glück; denn sie waren beide mit Herrn Sagloba in die Gegend von Kalisch zu Herrn Stanislaus, dem Hauptmann, gereist. Niemand wußte, wann sie wiederkommen würden; da dachte ich mir, mich führt auch so der Weg nach der Smudz, ich will bei Euch vorsprechen und erzählen, was geschehen ist.«

      »Das wußt' ich längst, das Ihr ein würdiger Ritter seid,« sagte Kmiziz.

      »Nicht um mich handelt es sich, sondern um Wolodyjowski,« antwortete Charlamp, »und ich muß Euch gestehen, ich bin sehr besorgt um ihn, daß er nicht irre wird.«

      »Gott möge ihn behüten!« sagte Frau Olenka.

      »Wenn er ihn davor schützt, so wird er sicher ins Kloster gehen, denn das sage ich Euch, solchen Schmerz habe ich mein Lebtag nicht gesehen… Schade um den Krieger, schade!«

      »Warum schade, wenn Gottes Ruhm dabei wächst?« begann Frau Olenka wieder.

      Charlamp schüttelte den Schnauzbart und rieb die Stirn:

      »Seht, werte Frau, ob Gottes Ruhm wächst oder nicht wächst … zählt nur nach, wieviel Heiden und Ketzern er in seinem Leben den Garaus gemacht hat, wodurch er sicherlich unseren Heiland und die Mutter Gottes mehr erfreut hat, als so mancher Priester mit seiner Predigt … hm, es verlohnt wohl, darüber nachzudenken. Diene jeder Gottes Ruhme, so gut er kann. Seht, unter den Jesuiten findet sich immer eine ganze Menge, die klüger ist, als er, aber einen zweiten solchen Degen gibt es in der Republik nicht.«

      »Das ist wahr, bei Gott!« antwortete Kmiziz. »Weißt du nicht, ob er in Tschenstochau geblieben oder abgereist ist?«

      »Er war dort bis zum Augenblick meiner Abreise; was er nachher getan hat, weiß ich nicht. Ich weiß nur, wenn eine Krankheit über ihn kommt, oder der Irrsinn, der so häufig der Verzweiflung folgt, dann ist er allein, ganz allein, ohne Hilfe, ohne Verwandte, ohne Freunde, ohne Trost.«

      »Möge dich die heilige Jungfrau an einen Wunderort retten, teurer Freund, der du mir so viel erwiesen hast, wie kein Bruder erweisen kann!« rief plötzlich Kmiziz.

      Frau Olenka war in tiefes Sinnen versunken, und es dauerte lange, bis sie endlich ihr blondes Haupt erhob und sagte:

      »Andreas, denkst du noch, wieviel wir ihm schuldig sind?«

      »Wenn ich's vergesse, so will ich von einem Hund die Augen leihen, denn mit den meinigen werde ich nicht mehr wagen, einen braven Menschen anzusehen.«

      »Andreas, du darfst ihn nicht so lassen!«

      »Warum nicht?«

      »Reise zu ihm.«

      »O welch ein braves Frauenherz, was für ein braves Weib!« rief Charlamp, ergriff die Hände der Frau Kmiziz und bedeckte sie mit Küssen.

      Aber Kmiziz wollte der Rat nicht gefallen. Er schüttelte den Kopf und sagte:

      »Ich würde um seinetwillen bis ans Ende der Welt reisen … aber du weißt doch selbst, wenn du gesund wärst, dann sagte ich nichts, aber du weißt doch selbst! Verhüte Gott irgend einen Schrecken, einen Zufall, ich verginge vor Unruhe… Die Frau geht über den besten Freund; mir tut es weh um Michael, aber du weißt doch selbst!«

      »Ich bleibe unter dem Schutze der Laudaer Väter hier zurück. Jetzt ist's hier ruhig, und ich erschrecke ja auch nicht bei jeder Kleinigkeit. Ohne Gottes Wille fällt mir kein Haar vom Haupte, und Herr Michael braucht dort vielleicht Hilfe.«

      »O, ob er sie braucht!« warf Charlamp ein.

      »Hörst du, Andreas, ich bin gesund, mir wird nichts Böses geschehen. Ich weiß ja, du reisest nicht gern …«

      »Ich ginge lieber mit einem Rührlöffel gegen Kanonen,« unterbrach sie Kmiziz.

      »Glaubst du nicht, wenn du hierbleibst, es wird dich quälen, so oft du daran denkst: ich habe den Freund in der Not im Stich gelassen, und Gott wird in gerechtem Zorn dir seinen Segen versagen.«

      »Du machst mir Angst. Gott, sagst du, wird mir seinen Segen versagen?«

      »Das fürchte ich. Ein solcher Freund wie Herr Michael – ist es nicht heilige Pflicht, ihn zu retten?« »Ich liebe Michael von ganzem Herzen – es geschehe. Wenn es denn sein muß, dann gleich, denn hier handelt es sich um jede Stunde. Ich gehe sofort in die Ställe. Beim lebendigen Gott, gibt es denn keinen anderen Rat mehr? Der Teufel hieß die dort nach Kalisch reisen! Nicht um mich bin ich besorgt, aber um dich, mein Geliebtes! Ich wollte lieber ein Vermögen verlieren, als einen Tag ohne dich atmen. Wenn mir jemand sagte, daß ich dich verlasse nicht um des Vaterlandes willen – ich stieße ihm den Griff des Schwertes bis übers Kreuz in den Mund! Pflicht sei es, sagst du, nun denn – es sei! Ein Narr, wer sich lange umsieht. Wäre es nicht für Michael, für einen anderen tät ich es nicht!«

      Hier wandte er sich an Charlamp.

      »Lieber Freund, komm mit mir in die Ställe, wir wollen die Pferde aussuchen, und du, Olenka, laß mir das Ränzel schnüren; möge jemand von den Laudaern sich der Ernte annehmen. Herr Charlamp, zwei Wochen müßt Ihr schon hier bleiben, um mein Weib zu beschützen; vielleicht findet sich auch hier in der Gegend eine Pacht – nehmt Lubitsch, was!? Komm in den Stall; in einer Stunde geht's ab. Wenn es sein muß, muß es sein!«

      Ein gutes Stück noch vor Sonnenuntergang machte sich der Ritter auf den

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