Der Räuber. Александр Конторович

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Der Räuber - Александр Конторович

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die sich zusehends verschlechterte. In der Stadt herrschte ein ungesunder Tumult. Die Bewohner liefen durch die Straßen und hatten es eilig. Mir kam ein martialisch wirkender, aufgemotzter Jeep entgegen, der bis zum Dach mit Hausrat und Kram beladen war. Und ich hatte bereits mehrere dieser Fahrzeuge gesehen. Vor meinen Augen wurden sie mit allem beladen, was den Leuten in die Hände geriet. Zimmerpflanzen und Waschmaschinen schleppte freilich niemand, andernfalls wäre anzunehmen gewesen, es sei Krieg ausgebrochen und die Evakuierung in vollem Gange. Wohin kann man heutzutage im Ernstfall schon flüchten? Vor den Raketen kann man nicht weglaufen.

      Endlich erreiche ich mein Haus, ein Neubau mit sechs Stockwerken und moderner Ausstattung. Schließlich überweise ich nicht umsonst monatlich einen stattlichen Geldbetrag auf das Konto der Tar-Bank. Der Fahrstuhl funktionierte und ich gelangte problemlos in mein drittes Stockwerk. Ich schloss die Tür auf, ließ mich auf das Sofa fallen und rief: „Fernsehen!“ Ich bin Programmierer, die Hauselektronik hört bei mir aufs Wort. Es klickt in den Lautsprechern und der Fernseher schaltet sich ein. Her mit den Neuigkeiten! Mein häusliches System ist intelligent und feingetunt. Sofort werden mir die wichtigsten Neuigkeiten präsentiert! Und was für welche!

      Ich saß wie erstarrt vor dem Fernseher und lachte dümmlich in mich hinein. Dabei gab es nichts zu lachen und schon gar keinen Anlass zur Freude. Ich weigerte mich hartnäckig, eins und eins zusammenzuzählen und der Wahrheit nüchtern ins Auge zu schauen.

      Während wir im Büro bei der Inventur saßen, hatten sich in der Stadt in unserer Abwesenheit erstaunliche Dinge zugetragen. Die Strafverfolgungsbehörden hatten Razzien bei den Geschäftsführungen vieler Betriebe und Unternehmen durchgeführt. Wir, also unsere Holding, war dabei besonders häufig ins Visier geraten. Viele Manager der obersten Führungsebene und eine Reihe von Abteilungsleitern hatten „schlagartig“ das Land verlassen. Glücklicherweise ist die Grenze heute kein eiserner Vorhang mehr. Ihrem Beispiel folgend, lief der Rest der Belegschaft davon. Im Suff?

      Na schön, die Top-Geschäftsführung. Die hat im Allgemeinen immer etwas verbrochen. Das Business ist heute manchmal schwierig und kann schnell mit gewissen Straftaten verwechselt werden, in erster Linie in Steuerfragen. Da sieht es ganz schlecht aus. Es heißt, das Risiko bei einem Mord ist heutzutage geringer als das Risiko bei einer Steuerhinterziehung, denn der Mord muss bewiesen werden. Die Steuerbehörden sperren dagegen deine Konten ohne jeden Beweis und du hast den schwarzen Peter. Mit anderen Worten, das Verhalten der Führungskräfte kann man nachvollziehen. Wer möchte schon gern sein gemütliches Eigenheim gegen eine Zelle in U-Haft eintauschen. So heißt doch das Untersuchungsgefängnis jetzt, oder? Vielleicht passiert das alles ja gar nicht hier bei uns?

      Aber die anderen, wo wollen die denn hin? Ok, der Buchhalter ist nach dem Direktor der geeignetste Kandidat für einen Gefängnisaufenthalt. Aber ein gewöhnlicher Ingenieur oder Programmierer? Wer kann mit denen was anfangen? Die Polizisten lassen eine Woche ihre Wut an ihnen aus, sperren den einen oder anderen weg. Und weiter? Sie können doch nicht alle Einwohner verhaften?

      Offensichtlich teilen nicht alle diese optimistische Auffassung. Laut den Nachrichten ist es sogar zu Schießereien gekommen. Dicke Luft… ich hätte nie vermutet, dass eine Erscheinung wie „Dachschaden“ derart ansteckend ist. Da sind dann auch die anderen Einwohner geflüchtet, Schüsse auf der Straße beeinträchtigen den Schlaf. Sie suchten mit allen Mitteln das Weite, per Auto auf der Chaussee, mit Schiffen vom Hafen. Sie wurden sogar mit Bussen evakuiert.

      Das ist bisher der aktuelle Stand. Die staatlichen Behörden verbreiteten wie stets beruhigende Botschaften, aber angesichts der Ereignisse auf der Straße hörte niemand mehr zu.

      Unglaublich, was hier vorgeht! Die Kneipe war geschlossen oder neu eröffnet worden, aber wenn ich genauer darüber nachdenke, hatte das frühere Personal damit nichts mehr zu tun. Das Fernsehen hatte einst berichtet, dass solche Typen in dunklen Zeiten Cafés und Geschäfte plündern. Jedenfalls sah es jetzt ganz danach aus.

      Moment, wie sieht es überhaupt mit meinen Lebensmitteln aus? Die Überprüfung der Schränke und des Kühlschranks bereitete wenig Freude. Ein paar Büchsen Suppe, verschiedene Graupen, insgesamt ca. drei Kilogramm, Konservenbüchsen und mehrere Flaschen Whiskey. Das war für den kleinen Imbiss zwischendurch bestimmt, denn gewöhnlich bestelle ich das Essen bei einem Lieferdienst. Ich scheiterte beim Versuch, Essen zu bestellen, weil niemand ans Telefon ging. Die Telefonverbindungen in der Stadt sind zusammengebrochen. Ich schnappte mir einen Beutel und lief zum Geschäft.

      Ich bin der einzige hier, der auf diesen dummen Gedanken gekommen ist… Das erste Geschäft empfing mich mit geschlossen Türen und fest zugezogenen Gardinen vor dem Fenster. Na gut, es gibt ja noch andere Geschäfte! Aber auch das zweite Geschäft ist geschlossen. Als ich auf dem Weg zum dritten Geschäft bin, höre ich Lärm und Schreie. Ich biege um die Ecke.

      Peng! Oh, verdammt! Ich werfe mich auf den Boden (wie im Fernsehen gezeigt) und sehe mich um. Was ist da los?

      Nichts, was gut sein könnte. Aus der eingeschlagenen Vitrine fischen zwei finstere Burschen im Tarnanzug einen bewegungslosen Körper. Eindeutig eine Leiche. Blut tropft auf den Asphalt. Die Männer sind sicher vom Militär. Maschinengewehre, einheitlicher Tarnanzug, Funkgeräte. Nichts wie weg von hier.

      „Halt! Stehengeblieben!“

      Ist das ein Scherz? Wie soll ich den Befehl ausführen, wenn ich auf dem Boden krieche? Ich bewege mich am besten keinen Zentimeter weiter. Vielleicht ist das ihre Art Humor.

      Ich höre Schritte. Einer stößt mich leicht in die Seite.

      „Aufstehen und Hände hoch!“

      Ich zeige meine Handflächen (sie zittern nur leicht!) und versuche, ruhig zu bleiben.

      „Was ist in der Tasche?“

      „Nichts. Ich war unterwegs, um einzukaufen.“

      Sie zerren die Tasche von meiner Schulter und kehren das Innerste nach außen.

      „Ausweispapiere!“

      „Ich habe nur eine Kennkarte dabei.“

      „Zeig her!“

      Ich ziehe die Kennkarte in der Plastikhülle aus der Tasche hervor.

      „Aha… Denis Karasev?“

      „Ja, das bin ich.“

      „Dem Foto nach… schon möglich. Wohnhaft?“

      „Lärchenallee 5, Wohnung 15, drittes Stockwerk.“

      Mein Gesprächspartner dreht sich zu seinen Kameraden um. Die haben die Untersuchung der Leiche beendet und kommen gemächlich auf uns zu.

      „He, Kommandeur, das ist einer von hier, wohnt in der Nähe. War wohl einkaufen!“

      „Der hat sie nicht mehr alle.“

      Ich bin wieder umringt. Sie sehen noch einmal in die Tasche, tasten die Jackentaschen ab.

      „Die sind wirklich leer! Wo kommen nur solche Deppen her?“

      „Was ist denn los?“ frage ich vorsichtig.

      „Bist du wirklich so naiv?“

      „Wir waren im Stress… Fast eine Woche auf Arbeit und nicht zu Hause!“

      Einer der Hinzugekommenen, dem Verhalten der anderen nach zu urteilen, der Kommandeur, grinst.

      „Der Weltuntergang!“

      „Krieg?“

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