Frühlings Erwachen. Франк Ведекинд
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Wenn ich Kinder habe, kleid′ ich sie ganz in Rosa. Rosahüte, Rosakleidchen, Rosaschuhe. Nur die Strümpfe – die Strümpfe schwarz wie die Nacht! Wenn ich dann spazieren gehe, laß ich sie vor mir hermarschieren. – Und du, Wendla?
Wißt ihr denn, ob ihr welche bekommt?
Warum sollten wir keine bekommen?
Tante Euphemia hat allerdings auch keine.
Gänschen! – weil sie nicht verheiratet ist.
Tante Bauer war dreimal verheiratet und hat nicht ein einziges.
– Wenn du welche bekommst, Wendla, was möchtest du lieber, Knaben oder Mädchen?
Jungens! Jungens!
Ich auch Jungens!
Ich auch. Lieber zwanzig Jungens als drei Mädchen.
Mädchen sind langweilig!
Wenn ich nicht schon ein Mädchen geworden wäre, ich würde es heute gewiß nicht mehr.
Das ist, glaube ich, Geschmacksache, Martha! Ich freue mich jeden Tag, daß ich Mädchen bin. Glaub′ mir, ich wollte mit keinem Königssohn tauschen. – Darum möchte ich aber doch nur Buben!
Das ist doch Unsinn, lauter Unsinn, Wendla!
Aber ich bitte dich, Kind, es muß doch tausendmal erhebender sein, von einem Manne geliebt zu werden, als von einem Mädchen!
Du wirst doch nicht behaupten wollen, Forstreferendar Pfälle liebe Melitta mehr als sie ihn!
Das will ich wohl, Thea! – Pfälle ist stolz. Pfälle ist stolz darauf, daß er Forstreferendar ist – denn Pfälle hat nichts. – Melitta ist selig, weil sie zehntausendmal mehr bekommt, als sie ist.
Bist du nicht stolz auf dich, Wendla?
Das wäre doch einfältig.
Wie wollt′ ich stolz sein an deiner Stelle.
Sieh′ doch nur, wie sie die Füße setzt – wie sie geradaus schaut – wie sie sich hält, Martha! – Wenn das nicht Stolz ist!
Wozu nur?! Ich bin so glücklich, Mädchen zu sein; wenn ich kein Mädchen wär′, brächt′ ich mich um, um das nächste Mal …
(geht vorüber und grüßt)
Er hat einen wundervollen Kopf.
So denke ich mir den jungen Alexander, als er zu Aristoteles in die Schule ging.
Du lieber Gott, die griechische Geschichte! – Ich weiß nur noch, wie Sokrates in der Tonne lag, als ihm Alexander den Eselsschatten verkaufte.
Er soll der Drittbeste in seiner Klasse sein.
Professor Knochenbruch sagt, wenn er wollte, könnte er Primus sein.
Er hat eine schöne Stirne, aber sein Freund hat einen seelenvolleren Blick.
Moritz Stiefel? – Ist das eine Schlafmütze!
Ich habe mich immer ganz gut mit ihm unterhalten.
Er blamiert einen, wo man ihn trifft. Auf dem Kinderball bei Rilows bot er mir Pralinees an. Denke dir, Wendla, die waren weich und warm. Ist das nicht …? – Er sagte, er habe sie zu lang in der Hosentasche gehabt.
Denke dir, Melchi Gabor sagte mir damals, er glaube an nichts – nicht an Gott, nicht an ein Jenseits – an gar nichts mehr in dieser Welt.
Vierte Szene
Parkanlagen vor dem Gymnasium – Melchior, Otto, Georg, Robert, Hänschen Rilow, Lämmermeier
Kann mir einer von euch sagen, wo Moritz Stiefel steckt?
Dem kann′s schlecht gehn! – O dem kann′s schlecht gehn!
Der treibts so lange, bis er noch mal ganz gehörig ′reinfliegt!
Weiß der Kuckuck, ich möchte in diesem Moment nicht in seiner Haut stecken!
Eine Frechheit! – Eine Unverschämtheit!
Wa – wa – was wißt ihr denn?
Was wir wissen? – Na, ich sage dir …
Ich möchte nichts gesagt haben!
Ich auch nicht – weiß Gott nicht!
Wenn ihr jetzt nicht sofort …
Kurz und gut, Moritz Stiefel ist ins Konferenzzimmer gedrungen.
Ins Konferenzzimmer …?
Ins Konferenzzimmer! – Gleich nach Schluß der Lateinstunde.
Er war der letzte; er blieb absichtlich zurück.
Als ich um die Korridorecke bog, sah ich ihn die Tür öffnen.
Hol dich der …!
Wenn nur ihn nicht der Teufel holt!
Vermutlich hatte das Rektorat den Schlüssel nicht abgezogen.
Oder Moritz Stiefel führt einen Dietrich.
Ihm wäre das zuzutrauen.
Wenn′s gut geht, bekommt er einen Sonntagnachmittag.
Nebst einer Bemerkung ins Zeugnis!
Wenn er bei dieser Zensur nicht ohnehin