Frühlings Erwachen. Франк Ведекинд
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![Frühlings Erwachen - Франк Ведекинд Frühlings Erwachen - Франк Ведекинд](/cover_pre298904.jpg)
Das ist nicht wahr, Melchior. Und wenn es wahr wäre, ich würde erst recht gehen!
Wieso erst recht, Wendla?
Ich würde erst recht hingehen. – Es würde nur noch vielmehr Freude bereiten, ihnen helfen zu können.
Du gehst also um deiner Freude willen zu den armen Leuten?
Ich gehe zu ihnen, weil sie arm sind.
Aber wenn es dir keine Freude wäre, würdest du nicht gehen?
Kann ich denn dafür, daß es mir Freude macht?
Und doch sollst du dafür in den Himmel kommen! – So ist es also richtig, was mir nun seit einem Monat keine Ruhe mehr läßt! – Kann der Geizige dafür, daß es ihm keine Freude macht, zu schmutzigen kranken Kindern zu gehen?
O dir würde es sicher die größte Freude sein!
Und doch soll er dafür des ewigen Todes sterben! – Ich werde eine Abhandlung schreiben und sie Herrn Pastor Kahlbauch einschicken. Er ist die Veranlassung. Was faselt er uns von Opfer-Freudigkeit! – Wenn er mir nicht antworten kann, gehe ich nicht mehr in die Kinderlehre und lasse mich nicht konfirmieren.
Warum willst du deinen lieben Eltern den Kummer bereiten! Laß dich doch konfirmieren; den Kopf kostet′s doch nicht. Wenn unsere schrecklichen weißen Kleider und eure Schlepphosen nicht wären, würde man sich vielleicht noch dafür begeistern können.
Es gibt keine Aufopferung! Es gibt keine Selbstlosigkeit! – Ich sehe die Guten sich ihres Herzens freun, sehe die Schlechten beben und stöhnen – ich sehe dich, Wendla Bergmann, deine Locken schütteln und lachen, und mir wird so ernst dabei wie einem Geächteten. – — Was hast du vorhin geträumt, Wendla, als du am Goldbach im Grase lagst?
– — Dummheiten – Narreteien —
Mit offenen Augen?!
Mir träumte, ich wäre ein armes, armes Bettelkind, ich würde früh fünf schon auf die Straße geschickt, ich müßte betteln den ganzen langen Tag in Sturm und Wetter, unter hartherzigen, rohen Menschen. Und käm′ ich abends nach Hause, zitternd vor Hunger und Kälte, und hätte so viel Geld nicht wie mein Vater verlangt, dann würd′ ich geschlagen – geschlagen —
Das kenne ich, Wendla. Das hast du den albernen Kindergeschichten zu danken. Glaub′ mir, so brutale Menschen existieren nicht mehr.
O doch, Melchior, du irrst. – Martha Bessel wird Abend für Abend geschlagen, daß man andern Tags Striemen sieht. O was die leiden muß! Siedendheiß wird es einem, wenn sie erzählt. Ich bedaure sie so furchtbar, ich muß oft mitten in der Nacht in die Kissen weinen. Seit Monaten denke ich darüber nach, wie man ihr helfen kann. – Ich wollte mit Freuden einmal acht Tage an ihrer Stelle sein.
Man sollte den Vater kurzweg verklagen. Dann würde ihm das Kind weggenommen.
Ich, Melchior, bin in meinem Leben nie geschlagen worden – nicht ein einziges Mal. Ich kann mir kaum denken, wie das tut, geschlagen zu werden. Ich habe mich schon selber geschlagen, um zu erfahren, wie einem dabei ums Herz wird. – Es muß ein grauenvolles Gefühl sein.
Ich glaube nicht, daß je ein Kind dadurch besser wird.
Wodurch besser wird?
Daß man es schlägt.
– Mit dieser Gerte zum Beispiel! – Hu, ist die zäh und dünn.
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