Eine Spur Von Schwäche . Блейк Пирс
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Читать онлайн книгу Eine Spur Von Schwäche - Блейк Пирс страница 3
„Hast du deswegen diese blauen Flecken? Weil er dich nicht wie ein kleines Mädchen behandelt?“
Sie hatte versucht, Lanies Blick im Spiegel zu begegnen, aber ihre Freundin wich ihr aus.
„Er war nur ein bisschen aufgebracht“, sagte sie. „Er dachte, dass ich mich für ihn schäme und ihm deswegen von meinen anständigen Freundinnen fern halte. Aber in Wahrheit habe ich kaum mehr Freundinnen wie dich. Genau genommen bist du die einzige. Ich dachte, wenn ich euch einander vorstelle, kann ich doppelt bei ihm punkten: Dann weiß er, dass ich ihn nicht verstecken will und er ist beeindruckt, weil ich wenigstens eine Freundin habe, die … naja… eine echte Zukunft hat.“
Ein Schlagloch holte Sarah in die Gegenwart zurück. Dean parkte auf einer heruntergekommenen Straße. Die wenigen Häuser hatten vergitterte Türen und Fenster.
Sarah holte ihr Handy aus der Hosentasche und versuchte zum dritten Mal eine kurze SMS an ihre Mutter zu senden, doch wie zuvor hatte sie keinen Empfang. Das Seltsame war, dass sie immer noch mitten in L.A. waren, nicht irgendwo in den Bergen.
Als Dean den Schlüssel abzog, steckte Sarah ihr Handy schnell wieder ein. Wenn sie im Haus immer noch keinen Empfang hatte, konnte sie bestimmt seinen Festnetzanschluss benutzen. Ihre Mutter ließ ihr viel Freiheit, aber wenn sie sich mehrere Stunden nicht meldete, ging das gegen ihre Vereinbarung.
Als sie zum Haus gingen, konnte Sarah bereits einen rhythmischen Bass hören. Ein unsicheres Gefühl lag ihr in der Magengrube, doch Sarah beschloss, es zu ignorieren.
Dean trommelte laut gegen die Haustür und wartete, bis von innen mehrere Riegel geöffnet wurden.
Schließlich öffnete sich die Tür gerade weit genug, um einen verzottelten dunklen Haarschopf preiszugeben, unter dem sich das Gesicht eines Typen zu verbergen schien. Der schwere Geruch von Gras waberte ihr in einer dicken Rauchwolke entgegen und Sarah musste husten. Als der Unbekannte Dean erkannte, streckte er ihm seine Faust zum Gruß hin und riss die Tür auf.
Lanie trat als erste ein und Sarah folgte ihr. Die Diele war mit einem dicken roten Samtvorhang vom Rest des Hauses abgetrennt, der Sarah an einen Zaubertrick auf einem Kindergeburtstag erinnerte. Während der Langhaarige die Tür wieder mehrfach verriegelte, zog Dean schon den Vorhang zum Wohnzimmer auf.
Sarah erschrak. Überall im abgedunkelten Raum standen schäbige Sofas, abgenutzte Sessel und fleckige Sitzsäcke. Die meisten waren besetzt von Pärchen oder Gruppen, die wild herumknutschten oder noch viel weiter gingen. Die Mädchen schienen ausnahmslos in Sarahs Alter zu sein und außerdem unter Drogen zu stehen. Ein paar hatten offenbar das Bewusstsein verloren, was die Typen – alle mindestens in Deans Alter – nicht davon abhielt, ihr Ding durchzuziehen. Das ungute Gefühl, das sie vor dem Haus befallen hatte, kehrte jetzt um ein Vielfaches stärker zurück.
Ich will nicht an diesem Ort sein!
Die abgestandene Luft roch nach Gras und etwas Süßerem, das Sarah nicht benennen konnte. Schon hielt Dean Lanie einen Joint unter die Nase. Sie zog ein paarmal daran, bevor sie ihn Sarah hinhielt. Sie schüttelte den Kopf. Sarah hatte genug gesehen. Sie wollte diesen Raum schnellstmöglich verlassen, der ihr wie die alte Kulisse eines Pornos vorkam.
Sie holte ihr Handy heraus, um ein Taxi zu rufen, aber noch immer hatte sie keinen Empfang.
„Dean“, rief sie über die Musik, „ich muss meiner Mutter sagen, dass ich später nach Hause komme, aber ich habe keinen Empfang. Gibt es hier ein Festnetz?“
„Klar. Im Schlafzimmer. Ich zeige es dir.“ Wieder lächelte er sie vertrauensvoll an. Dann wandte er sich an Lanie: „Babe, würdest du mir ein Bier aus der Küche holen?“
Lanie nickte und verschwand in dem Nebenraum, auf den Dean gerade gezeigt hatte. Dann winkte er Sarah mit sich in die entgegengesetzte Richtung. Sarah wusste nicht, warum sie wegen des Telefonats gelogen hatte, aber sie hatte den Eindruck, dass es den Männern nicht gefallen würde, wenn sie ehrlich sagte, dass sie nicht bleiben wollte.
Dean öffnete eine Tür am Ende des Gangs und trat zur Seite, um sie einzulassen. Sie sah sich um, konnte aber kein Telefon erblicken.
„Wo ist es denn?“, fragte sie und drehte sich zu Dean um. Dann hörte sie, wie er die Tür abschloss und zusätzlich eine Kette ganz ober an der Tür vorschob.
„Sorry“, sagte er schulterzuckend, „muss wohl in der Küche sein.“ Er klang nicht, als würde er den Irrtum bedauern.
Sarah überlegte, wie sie sich am besten aus dieser Situation befreien konnte. Sie war mehr als bedrohlich. Sarah war in das Schlafzimmer eines Hauses gesperrt, das so etwas wie ein Puff zu sein schien, in einem besonders zwielichtigen Teil von Little Armenia. Sie hatte das Gefühl, dass sie ihn unter diesen Umständen besser nicht reizen sollte.
Am besten stelle ich mich unschuldig und naiv. Ich muss hier weg.
„Kein Problem“, sagte sie keck, „dann gehen wir doch einfach in die Küche.“
Sie hörte eine Klospülung und fuhr herum. Eine unauffällige Tür wurde geöffnet und ein großer, breiter Südländer betrat das Schlafzimmer, dessen dreckig weißes T-Shirt ein Stück haarigen Bauches freigab. Sein Schädel war kahl rasiert und er hatte einen langen Bart. Hinter ihm lag ein Mädchen auf dem Linoleumboden, die kaum vierzehn Jahre alt war. Sie trug nur eine Unterhose und war scheinbar bewusstlos.
Sarahs Kehle war wie zugeschnürt. Obwohl sie kaum mehr atmen konnte, versuchte sie, sich die Panik nicht anmerken zu lassen.
„Sarah, das ist Chiqy“, sagte Dean.
„Hi Chiqy“, sagte Sarah und gab sich alle Mühe, ruhig zu klingen. „Wir wollten gerade in die Küche gehen. Ich müsste mal telefonieren. Kannst du mir bitte aufmachen, Dean?“
Ihr Plan war jetzt, nur noch aus dem Haus zu kommen. In der Küche würde sie ohnehin kein Telefon finden. Nur noch raus und die Polizei verständigen.
„Erstmal möchte ich dich genauer ansehen“, sagte Chiqy mit rauer Stimme und ohne auf das einzugehen, was Sarah gerade gesagt hatte. Sarah sah den massigen Mann an, der sie von oben bis unten begutachtete. Dann leckte er sich über die Lippen. Sarah fühlte sich, als müsste sie sich übergeben.
„Und? Was sagst du?“, fragte Dean ungeduldig.
„Leichtes Sommerkleid, zwei unschuldige Zöpfchen und sie wird uns ein solides Einkommen bringen.“
„Ich muss jetzt gehen“, sagte Sarah und eilte zur Tür. Zu ihrer Überraschung trat Dean zur Seite.
„Hast du den Störsender benutzt?“, hörte sie Chiqy fragen.
„Ja. Ich habe sie beobachtet. Sie hat immer wieder versucht, eine Nachricht zu verschicken, aber ich bin sicher, dass nichts rausging. Oder, Sarah?“
Sarah fummelte gerade an der Türkette herum. Gerade als sie sie öffnete, fiel ein riesiger Schatten auf sie. Sie wollte sich umdrehen, aber