Eine Liebe in Paris . Sophie Love
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„Das klingt perfekt“, meinte er. „Denn ich liebe Lasagne.“
Keira seufzte. Cristiano mochte bereit sein, noch mehr Mitglieder ihrer pazza Familie zu treffen, aber Keira war es nicht. Mit jeder Sekunde, die er länger hier war, wurde es nur noch anstrengender.
KAPITEL FÜNF
Mallory Swanson lebte noch immer in dem Haus, in dem sie ihre beiden Töchter aufgezogen hatte. Wann immer Keira hierher kam empfand sie eine merkwürdige Art von Nostalgie. Obwohl ihre Kindheit voller Liebe und Heiterkeit gewesen war, blieb die Abwesenheit ihres Vaters stets präsent. Dass er auch hier gewohnt hatte, mit Bryn und der Mutter, vor Keiras Geburt, war schwer zu erfassen, da er kurz nach ihrer Geburt die Familie verlassen hatte. Als sie aufwuchs, hatte sie immer das Gefühl gehabt, sein Schatten lauere irgendwo in den Ecken, als seien die Dinge einfach nicht ganz so, wie sie hätten sein sollen.
Sie und Cristiano nahmen ein Taxi aus der Stadt, ohne vorher noch einmal in Bryns Wohnung zurückzukehren. Keira hatte keine Lust gehabt, zu dritt im Auto eingepfercht zu sein, daher hatte sie der Schwester mitgeteilt, man werde sich bei der Mutter treffen. Und da Bryn notorisch unpünktlich war, würde man dann wenigstens ein wenig Zeit haben, um durchzuschnaufen.
Sie gingen die Stufen zum roten Backsteingebäude hinauf. In der Kellerwohnung darunter wohnte noch immer die alte Frau, die schon hier gelebt hatte, als Keira noch klein war. Ihre zahlreichen Katzen lungerten auf dem Bürgersteig und dem Geländer herum und miauten sie bei ihrer Ankunft an.
Keira klingelte und einen Moment später erschien ihrer Mutter an der Tür. Sie trug eine fleckige Schürze über ihrer Kleidung und ihre Frisur war außer Form geraten.
„Da ist sie! Meine nomadische Tochter!“, rief Mallory. Sie umarmte Keira und drückte sie energisch. Dann ließ sie sie los und schaute Cristiano an. „Was für ein schöner Mann“, säuselte sie und umarmte ihn ebenfalls. „Kommt schnell rein, ich habe die Lasagne im Ofen und möchte nicht, dass sie anbrennt.“
Sie schob sie ins Haus. Keira ging die schäbige Treppe hinauf in den ersten Stock, Sie erschien ihr schmaler als früher, das dunkle Grün der Wände war fleckig geworden. Es half auch nicht, dass die meisten Lampen im Treppenhaus kaputt waren. Es tauchte den Flur in ein schummriges Licht, wie in einem Horrorfilm.
Sie betraten die Wohnung und wurden sofort von der Hitze des Ofens empfangen. Der Geruch von Käse waberte ihnen entgegen.
„Hier bist du also aufgewachsen?“, fragte Cristiano und schaute sich höflich in Mallorys bescheidener Unterkunft um.
Keira nickte. Das war ein krasser Unterschied zur schicken Villa von seinen Eltern in den Hügeln von Florenz. Nicht ein einziges Möbelstück hier sah so aus, als könnte es einem Designermagazin entstammen. Man konnte das Haus nicht einmal als schäbig-chic bezeichnen. Es war einfach schäbig.
Keira schämte sich dafür. Sie hatte fleißig gelernt, in der Schule und am College, um genau dem hier zu entkommen. Sie befürchtete, dass er einen völlig anderen Eindruck bekommen würde. Sicher waren seine Erwartungen ganz andere gewesen, als er zu ihr ins Flugzeug gestiegen war. Das hier passte nicht zu der erfolgreichen Journalistin. Ihre bescheidenen Anfänge waren nicht mehr zu verleugnen.
Keira deutete auf den Tisch. Ihre Mutter hatte eine Plastiktischdecke aufgelegt. Cristiano setzte sich auf einen der Stühle. Keira bemerkte, dass er wackelte, aber natürlich war Cristiano zu höflich, um dazu etwas zu sagen.
Mallory kam mit einer dampfenden Schale zu ihnen und platzierte sie auf dem Tisch. Die Lasagne war nicht schön anzuschauen, die Tomatensauce blubberte unter den Nudelplatten, an den Rändern war der Käse verbrannt. Das war Welten entfernt von dem, was Cristiano aus Italien gewohnt war.
„Was ist das?“, fragte Keira und deutete auf ein paar kleine runde Kugeln oben drauf.
„Haselnüsse“, sagte Mallory.
„Auf einer Lasagne?“, fragte Keira ungläubig.
„Das habe ich in einer Zeitschrift gelesen“, erwiderte Mallory zögernd.
Keira fühlte sich zunehmend unwohler.
„Sollten wir nicht auf Bryn warten?“
„Ich habe sieben Uhr gesagt. Sie kann die Uhr lesen. Sie ist selber Schuld, wenn sie zu spät kommt.“ Sie grinste Cristiano an und schenkte ihm ein Glas Wein ein. „Ich hoffe, du magst Rosé.“
Keira sank auf ihrem Stuhl noch ein wenig tiefer, denn sie erinnerte sich daran, was für ein Weinkenner Cristiano war, der genau wusste, welcher Wein zu welchem Gericht passte. Man musste aber kein Connoisseur sein, um zu wissen, dass Rosé zu gar nichts passte.
Höflich nahm er das Glas entgegen.
„Auf unseren gut aussehenden Gast“, verkündete Mallory, als sie alle miteinander anstießen.
Keira wäre am liebsten vor Scham im Boden versunken.
Die Tür ging auf und Bryn rauschte herein. Von einem Kater war bei ihr nichts mehr zu sehen. Ihre Augen strahlten, ihr Haar glänzte und sie hatte sich extra schick gemacht.
Keira konnte die Eifersucht, die sie manchmal ihrer Schwester gegenüber empfand, nicht unterdrücken. Über die Jahre hatte es genügend Jungs gegeben, die Bryn ihr vorgezogen hatten. Der einzige kleine Trost war die Tatsache, dass ihre Schwester etwas unbeständig war. Man sah es ihr bloß nicht an. Wann man sie anschaute, sah man eher ein Supermodel, elegant und selbstbewusst.
Bryn setzte sich schwungvoll zu ihnen an den Tisch und füllte sich selbst eine große Portion Lasagne auf.
„Ich habe heute anderthalb Stunden im Fitnessstudio verbracht“, prahlte sie. „Da darf ich mir das ruhig mal gönnen.“
Keira konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann sie selbst das letzte Mal in einem Fitnessstudio gewesen war. In den letzten beiden Monaten hatte sie praktisch nichts getan außer essen und trinken. Irland gab es Guinness und das vor Fett triefende Frühstück, in Italien jede Menge Nudelgerichte und Eis. Es wunderte sie ein wenig, dass sie nicht längst fett geworden war. Es mussten die vielen Spaziergänge gewesen sein, die sie einigermaßen in Form gehalten hatten.
„Trainierst du oft?“, fragte Cristiano Bryn. Er klang eher interessiert als anzüglich, was Keira ziemlich erleichterte, wobei sie nicht verstand, warum es ihn überhaupt interessierte.
Bryn nickte. Spinning und Klettern sind meine Favoriten. In meinem Fitnessstudio gibt es eine großartige Kletterwand.“
Cristiano schien hocherfreut. „Ich klettere total gerne!“
„Im Ernst?“, fragte Keira überrascht. Irgendwie hatte er versäumt, das je zuvor mal zu erwähnen.
„Ja“, sagte er und nickte aufgeregt, bevor er sich wieder Bryn zuwandte. „Du musst mich mal mitnehmen.“
„Liebend gern“, erwiderte Bryn.
Keira verzog das Gesicht. Das ganze Gespräch machte sie irre. Sie wollte so viel Distanz wie möglich zwischen Cristiano und ihre Schwester bringen.