Weihnachten Für Immer. Sophie Love
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„Ich liebe Opa Roy“, sagte Chantelle zu Patricia. „War er ein sehr guter Ehemann?“
Patricia sah Chantelle an. Und zu Emilys Schock und Überraschung streckte sie die Hand aus und streichelte den Kopf des Mädchens.
„Das war er. Nicht immer. Aber niemand ist perfekt.“
„Hast du ihn geliebt?“
„Von ganzem Herzen.“
„Und jetzt?“, fragte Chantelle.
„Pst“, unterbrach Emily. „Das ist eine persönliche Frage.“
„Es macht mir nichts aus“, sagte Patricia. Dann sah sie Chantelle direkt an und sprach mit unbeirrter Stimme. „Wir haben viele Jahre als Ehemann und Ehefrau verbracht, viele gute Jahre. Aber wir waren nicht glücklich und das Wichtigste im Leben ist, glücklich zu sein. Es war sehr schwer sich von ihm zu trennen, aber am Ende war es das Beste. Und ja, ich liebe ihn immer noch. Sobald du jemanden liebst, kannst du niemals wirklich damit aufhören.“
Emily wandte sich ab und wischte die Träne, die sich in ihrem Augenwinkel gebildet hatte, weg. Während ihres ganzen Lebens hatte Patricia ihren Vater nur schlecht gemacht. Nie hatte sie von ihr gehört, dass sie Roy immer noch liebte.
Ruhe trat ein und die Familie legte leise die letzten Dekorationen auf den Baum. Die melancholische Luft, die um sie herum schwebte, löste sich erst auf, als Daniel die Engelsstatue aus der Schachtel nahm.
„Es ist Zeit“, sagte er und reichte sie Chantelle.
Mit einem aufgeregten Lächeln auf ihrem Gesicht stieg Chantelle die Leiter hinauf, streckte ihren Arm so lange sie konnte und setzte den Engel auf den oberen Ast des Baumes.
„Ta-da!“, jubelte sie.
Daniel half ihr die Leiter hinunter und alle traten zurück, um ihre Arbeit zu bewundern. Emily war von Gefühlen überwältigt, als es ihr einfiel, dass dies der erste Baum war, den sie nach fast zwanzig Jahren mit ihrer Mutter geschmückt hatte. Patricia hatte sich kurz nach Charlottes Tod von dem Ritual zurückgezogen. Aber jetzt, mit einer neuen Familie um sie herum und einem neuen Kind, das in Emily wuchs, war sie zurückgekommen. Der Zeitpunkt fühlte sich für Emily ergreifend an, als hätte der Geist Charlottes dazu beigetragen.
„Ich denke, das ist der schönste Baum, den ich je gesehen habe“, sagte sie und sah dankbar zu jedem ihrer Familienmitglieder.
*
Nachdem der Baum fertig war und die heißen Schokolade getrunken, war es Zeit für Patricia, sich zu verabschieden.
„Ich wünschte, du würdest nicht gehen müssen“, sagte Chantelle und schlang ihre Arme um Patricias Taille.
Emily beobachtete, wie ihre Mutter das Kind umarmte. Sie wirkte wesentlich weniger unbeholfener, als sie es normalerweise bei offensichtlichen Bekundungen von Zuneigung war.
„Wir können telefonieren, wenn du willst“, sagte Patricia zu dem Kind.
„Wirst du mit uns skypen?“, fragte Chantelle und auf ihrem Gesicht zeigte sich ein breites Grinsen.
„Werde ich was?“, fragte Patricia und sah verwirrt aus.
„Video-Telefonie, Mama“, erklärte Emily. „Chantelle liebt das.“
„Wir skypen immer mit Opa Roy“, sagte Chantelle. „Können wir? Können wir? Können wir?“
Patricia nickte. „Na sicher. Wenn es das ist, was du willst.“
Sie sah echt gerührt aus, dachte Emily, dass Chantelle mit ihr in Kontakt bleiben wollte.
„Und“, fügte Emily hinzu, „Bitte denke darüber nach, Weihnachten zu kommen. Wir würden dich gern hier haben.“
„Ich will euch nicht in die Quere kommen“, sagte Patricia.
Daniel meldete sich zu Wort. „Du wärst nicht im Weg“, sagte er. „Wir haben momentan keine Buchungen. Wenn du ein bisschen mehr Freiraum möchtest, könnten wir dich sogar im Kutscherhaus unterbringen.“
„Okay“, sagte Patricia und sah aus, als wolle sie ihre Emotionen verbergen. „Ich werde es mir ganz bestimmt überlegen.“
Ihr Taxi kam und fuhr die lange Einfahrt herauf, die Reifen knirschten auf dem Kies. Daniel nahm Patricias Koffer und trug ihn die Verandatreppe hinunter. Der Rest der Familie folgte. Selbst Mogsy und Rain kamen heraus, um sie zu verabschieden; sie wedelten gemeinsam mit den Schwänzen, während sie durch die Pfosten spähten.
Daniel legte den Koffer in den Kofferraum und umarmte dann Patricia zum Abschied. Chantelle klammerte sich an sie.
„Ich liebe dich, Oma Patty“, rief sie aus. „Bitte komm bald zurück.“
„Das werde ich, Schätzchen“, sagte Patricia und streichelte ihr den Kopf. „Es wird nicht lange dauern.“
Dann war Emily an der Reihe. Sie umarmte ihre Mutter und war erfüllt von Dankbarkeit und Wertschätzung. Es mochte Jahre gedauert haben bis zu diesem Punkt - und dem schrecklichen, ernüchternden Schock wegen Roys Krankheit - aber es schien, als würden sich die Dinge zwischen ihnen zum Besseren wenden.
„Bitte bleib in Kontakt“, sagte Emily zu ihrer Mutter.
„Das werde ich“, antwortete Patricia. „Ich verspreche es.“
Sie ließen sich los und Patricia stieg in das Taxi. Emily schloss sich ihrer Familie an und spürte, wie Daniels Arm um ihre Schultern griff und Chantelles Hände sich an sie klammerten. Sie hielt sich ihren Bauch mit einer Hand und winkte mit der anderen ihrer Mutter zum Abschied. Sie blieben dort stehen, bis das Taxi verschwunden war.
Als sie sich gerade umdrehten, um in die Pension zu gehen, hörte Emily das Telefon läuten. Sie ging zur Rezeption und beantwortete den Anruf. Amy war am anderen Ende.
„Em, ich habe gerade das Bulletin vor dem Rathaus gesehen“, sagte sie.
Emily hatte sich immer noch nicht an die Tatsache gewöhnt, dass Amy nun eine Bewohnerin von Sunset Harbor war und dass sie auf das Treiben ihrer kleinen Stadt achtete.
„Was für ein Bulletin?“, fragte Emily.
„Ravens Hotel! Das Treffen ist morgen. Dasjenige, dass sie bis nach Thanksgiving verschoben haben.“
„Morgen?“, rief Emily aus. „Das ist ein bisschen kurzfristig! Und kaum eine Verschiebung!“
„Ich weiß. Was glaubst du, warum es schon so schnell stattfindet?“
„Ich kann nur annehmen, dass die Zonenplanung zu einer schnellen und einstimmigen Entscheidung gekommen ist“, sagte Emily und erinnerte sich an den Prozess für ihre eigene Lizenz für das Betreiben der Pension.