La San Felice. Александр Дюма
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Emma war wie betäubt; an diese so natürliche Möglichkeit, daß Romney nicht da sei, hatte sie gar nicht einmal gedacht.
Plötzlich fiel ihr etwas ein. Sie dachte an Mr. James Hawarden, den berühmten Wundarzt, welcher, als er das Haus seines Vaters verlassen, ihr so freundlich die zwei Guineen geschenkt, welche dazu gedient, den größern Theil der Reisekosten zu bestreiten.
Er hatte ihr eine Adresse nicht gegeben; sie hatte aber zwei- oder dreimal die Briefe, die er an seine Frau geschriehen, auf die Post getragen.
Er wohnte Leicester Square Nr. 4.
Sie stieg wieder in den Miethwagen, ließ sich nach Leicester Square, was von Cavendish Square gar nicht weit entfernt ist, bringen und pochte zitternd an die Thür.
Der Arzt war zu Hause.
Sie fand den würdigen Mann ganz so, wie sie gehofft. Sie sagte ihm Alles und er hatte Mitleid mit ihr, versprach, ihr ein Unterkommen zu verschaffen, und nahm sie mittlerweile in sein eigenes Haus auf, ließ sie an einem Tische Platz nehmen und gab sie einer Frau zur Gesellschafterin.
Eines Morgens theilte er ihr mit, er habe für sie einen Platz in einem der ersten Bijouterieläden von London gefunden; am Vorabend des Tages aber, wo Emma diesen Dienst antreten sollte, wollte er ihr erst noch das Vergnügen machen, sie ins Theater zu führen.
Als im Theater von Drury Lane der Vorhang vor ihr aufging, zeigte sich ihr eine unbekannte Welt.
Man gab »Romeo und Julie,« jenen Liebestraum, der in keiner Sprache seinesgleichen hat.
Geblendet und berauscht kehrte Emma nach Hause zurück. Die ganze Nacht schlief sie nicht eine Secunde, sondern versuchte fortwährend sich einige Bruchstücke der beiden wunderbaren Balconscenen ins Gedächtniß zurückzurufen.
Am nächstfolgenden Tage trat sie ihren Dienst an, vorher aber fragte sie Mr. Hawarden, wo sie das Stück, welches sie am Abend vorher aufführen gesehen, zu kaufen bekommen könne.
Mr. Hawarden ging in seine Bibliothek, nahm hier eine vollständige Ausgabe von Shakespeare vom Brette und schenkte ihr dieselbe.
Ehe noch drei Tage um waren, wußte sie Julia's Rolle auswendig. Sie dachte nach, auf welche Weise sie noch einmal in das Theater gelangen und sich zum zweiten Mal in dem süßen Gift berauschen könne, welches in der magischen Mischung von Liebe und Poesie besteht.
Sie wollte um jeden Preis in jene bezauberte Welt zurückkehren, welche sie nur erst flüchtig gesehen, als plötzlich eine prachtvolle Equipage vor der Thür des Magazins Halt machte.
Eine Dame stieg aus und trat mit jenem gebieterischen Schritt ein, welcher dem Reichthum eigen zu sein pflegt.
Emma stieß einen Ruf der Ueberraschung aus. Sie hatte Miß Arabella erkannt.
Miß Arabella erkannte ihrerseits Emma auch wieder, sagte aber nichts, sondern kaufte für sieben- oder achthundert Pfund Sterling Schmucksachen und ersuchte den Verkäufer, ihr dieselben durch seine neue Ladendemoiselle zuzusenden, indem sie zugleich die Stunde nannte, zu welcher sie wieder nach Hause zurückgekehrt sein würde.
Die neue Ladendemoiselle war Emma.
Zur bestimmten Stunde ließ man sie mit den Schmucksachen in einen Wagen steigen und schickte sie nach Miß Arabella's Hotel.
Die schöne Courtisane erwartete sie. Ihr Glück hatte jetzt die Mittagshöhe erreicht. Sie war die Maitresse des Prinz-Regenten, der damals kaum siebzehn Jahre zählte.
Sie ließ sich von Emma Alles erzählen und fragte sie dann, ob sie bis zu Romneys Rückkehr nicht lieber bei ihr bleiben und ihr die Zeit vertreiben helfen, als wieder in den Kaufladen zurückkehren wollte.
Emma stellte nur eine Frage, nämlich die, ob es ihr erlaubt sein würde, ins Theater zu gehen.
Miß Arabella antwortete ihr, daß alle Tage, wo sie nicht selbst hineinginge, ihre Loge zur Verfügung ihrer Gesellschafterin stünde.
Dann sendete sie die Zahlung für die Schmucksachen und ließ sagen, daß sie Emma bei sich behielte.
Der Juwelier, welcher Miß Arabella als eine seiner besten Kunden betrachtete, hütete sich wohl, sich wegen einer solchen Kleinigkeit mit ihr zu veruneinigen.
In Folge welcher seltsamen Laune faßte aber die damals die flotte Männerwelt beherrschende Courtisane diesen unklugen, unbegreiflichen Wunsch, dieses schöne junge Wesen in ihrer Nähe zu haben?
Miß Arabellas Feinde – und ihr glänzendes Glück hatte ihr deren viele gemacht – gaben für diese Laune eine Erklärung an, welche die in eine Sappho verwandelte englische Phryne sich nicht einmal die Mühe nahm in Abrede zu stellen.
Zwei Monate lang blieb Emma bei der schönen Courtiane, las alle Romane, welche ihr in die Hände fielen, besuchte alle Theater und wiederholte, in ihr Zimmer zurückgekehrt, alle Rollen, die sie gehört, und ahmte alle Ballets nach, welchen sie beigewohnt.
Was für Andere blos eine Erholung war, ward für sie eine Beschäftigung aller Stunden.
Sie hatte nun ziemlich ihr fünfzehntes Jahr erreicht und stand in der ganzen Blüthe ihrer Jugend und Schönheit.
Ihre schlanke, harmonische Gestalt schmiegte sich allen Stellungen an und leistete durch ihre natürlichen Undulationen dasselbe, was die geschicktesten Tänzerinnen erst mühsam erlernt hatten.
Was ihr Gesicht betraf, welches trotz der Wechselfälle ihres Lebens immer noch die makellosen Farben der Kindheit und den jungfräulichen Sammethauch der Keuschheit, zugleich aber auch die ausdrucksvollste Beweglichkeit besaß, so war es eine namentlich in der Stimmung der Freude geradezu blendende Erscheinung. Es war als ob die Offenheit der Seele durch die Reinheit der Züge hindurchleuchtete, so daß ein großer Dichter unserer Zeit, um nicht diesen himmlischen Spiegel zu trüben, in Bezug auf ihren ersten Fehltritt sagt:
»Ihr Fall hatte seinen Entstehungsgrund nicht im Laster, sondern in Unklugheit und Herzensgüte.«
Der Krieg, welchen England damals gegen die amerikanischen Colonien führte, war im lebhaftesten Gange und die Matrosenpresse ward mit aller Strenge gehandhabt. Richard, Fannys Bruder, ward, um uns des geheiligten Ausdrucks zu bedienen, gepreßt und wider Willen zum Seemann gemacht.
Fanny kam herbeigeeilt, um den Beistand ihrer Freundin zu erbitten. Sie fand dieselbe so schön, daß sie überzeugt war, es könne Niemand ihrer Bitte widerstehen, und Emma ward deshalb aufgefordert, ihre Verführungskunst an dem Admiral John Payne zu erproben.
Emma willigte ein. Sie kleidete sich so elegant sie vermochte und ging mit ihrer Freundin zu dem Admiral. Sie erlangte, was sie begehrte, aber der Admiral begehrte ebenfalls und Emma bezahlte Dicks Freiheit, wenn auch nicht mit ihrer Liebe, doch wenigstens mit ihrer Dankbarkeit.
Emma Lyonna hatte nun, als Maitresse des Admiral Payne, ein eigenes Haus, eigene Dienerschaft, eigene Equipage.
Dieses Glück besaß aber nicht blos den Glanz eines Meteors, sondern auch die kurze Dauer desselben. Das Geschwader ging in See und Emma sah das Schiff ihres Geliebten, indem es am Horizont verschwand, sie aller ihrer goldenen Träume berauben.
Emma war aber nicht das Wesen, welches sich wie Dido um eines flatterhaften