La San Felice. Александр Дюма

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La San Felice - Александр Дюма

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König jagte in seinen Wäldern von Lincola, Persano und Astroni und ruhte in seinem Harem von San Leucio aus, während die Königin in Neapel, in Caferta oder in Portici mit einem Minister Acton Politik trieb oder mit ihrer Favoritin Emma Lyonna, die in diesem Augenblicke wie eine Sclavin zu ihren Füßen lag unter den Orangenlauben ausruhte.

      Uebrigens brauchte man auf die letztgenannte Dame nur einen Blick zu werfen, um nicht blos die ein wenig scandalöse Gunst, in der sie bei der Königin stand, sondern auch den wahnsinnigen Enthusiasmus zu begreifen, welche diese Zauberin bei den englischen Malern, welche sie in allen Formen reproducirten und bei den neapolitanischen Dichtern erweckte, welche sie mit der überschwenglichsten Weise besangen.

      In der That, wenn die menschliche Natur die Schönheit in ihrer höchsten Vollkommenheit erreichen kann, so hatte Emma Lyonna diese Vollkommenheit erreicht.

      Durch vertrauten Umgang mit irgend einer modernen Sappho hatte sie ohne Zweifel jene kostbare Essenz erlangt, welche Phaon von der Venus zum Geschenk erhielt, um sich unwiderstehlich liebenswürdig zu machen.

      Das erstaunte Auge schien, indem es sich auf die heftete, anfangs die Umrisse jenes wunderbaren Körpers nur durch den ihr entströmenden Wollustdunst zu erkennen; dann erst durchdrang der Blick allmälig das Gewölk und die Göttin schimmerte hindurch.

      Versuchen wir dieses Weib zu malen, welches in die tiefsten Abgründe des Elends hinabstieg und die glänzendsten Gipfel des Glückes erklomm und die zu der Zeit, wo sie vor uns auftritt, an Geist, Anmuth und Schönheit mit der Griechin Aspasia, der Egyptierin Kleopatra und der Römerin Olympia zu rivalisieren im Stande gewesen wäre.

      Sie hatte jetzt jenes Alter erreicht, oder schien jenes Alter erreicht zu haben, welches die physischen Vorzüge des Weibes in ihrer Vollendung erscheinen läßt.

      Ihre Person bot, wenn der Blick sie zu detaillieren versuchte, gleichsam eine ganze Reihe von blendenden Erscheinungen dar.

      Ihr kastanienbraunes Haar umrahmte ein Gesicht, welches so rund war wie das des jungen Mädchens, welches kaum erst zur Mannbarkeit gereift ist.

      Ihre irisierenden Augen, deren Farbe unmöglich zu bestimmen gewesen wäre, funkelten unter zwei Brauen, die von Raphaels Pinsel geschaffen zu sein schienen.

      Ihr biegsamer weißer Schwanenhals, ihre Schultern und Arme, deren Geschmeidigkeit und anmuthige Rundung nicht an die kalten Schöpfungen des antiken Meißels, sondern an die lebensvollen, gleichsam zuckenden Marmorgebilde Germain Pilous erinnerten, machten selbst diesen in Bezug auf Festigkeit und Azurgeäder den Rang streitig.

      Der Mund schien, gleich dem jener Prinzessin, welche eine Fee zur Pathe hatte und bei jedem Worte eine Perle und bei jedem Lächeln einen Diamant fallen ließ, ein unerschöpflicher Schrein von Liebesküssen zu sein.

      Bekleidet war sie ganz im Gegensatz zu dem königlichen Costüm Mariens Carolinens, mit einer langen einfachen Tunica von weißem Casimir mit weiten Aermeln, um den Hals herum nach griechischer Weise ausgeschnitten und frei von jedem anderen Zwang, um die Taille herum durch einen Gürtel von rothem Maroquin festgehalten, der mit Gold gestickt, mit Rubinen, Opalen und Türkisen besetzt war und dessen Agraffe in einer prachtvollen Camee mit Sir William Hamiltons Bildmiß bestand.

      Außerdem hüllte sie sich, wie in einen Mantel, in einen breiten indischen Shawl von schillernden Farben mit Goldblumen, welcher ihr bei den vertrauten Abendgesellschaften der Königin mehr als einmal zur Aufführung jenes Shawltanzes gedient hatte, den sie erfunden und dessen wollüstige, magische Vollkommenheit von keiner anderen Tänzerin erreicht ward.

      Später werden wir Gelegenheit finden, den Augen unserer Leser die seltsame Vergangenheit dieser Dame vorzuführen, welcher wir in diesem gewissermaßen nur als Einleitung dienenden Capitel, welchen Platz sie auch in der zu erzählenden Geschichte einnehmen mag, doch blos einen flüchtigen Blick und oberflächliche Aufmerksamkeit widmen können.

      Die dritte Gruppe, welche ein Seitenstück zu dieser bildete und sich rechts neben der des Königs befand, bestand aus vier Personen, nämlich aus zwei Männern von verschiedenem Alter, welche über Wissenschaft und Staatsöconomie sprachen, und einer bleichen, träumerischen jungen Frau, welche ein Kind von einigen Monaten in ihren Armen wiegte und an ihr Herz drückte.

      Eine fünfte Person, die Niemand anders war als die Amme des Kindes, eine dicke stämmige Bäuerin in der Tracht der Frauen von Aversa, hielt sich in dem Halbschatten versteckt, wo jedoch trotz ihrer Vorsicht die Stickereien ihres mit Goldschnüren besetzten Mieders ihre Gegenwart verriethen.

      Der jüngere der beiden Männer, kaum zweiundzwanzig Jahre alt, mit blondem Haar, noch bartlosem Kinn, von in Folge vorzeitiger Trägheit schon stark gewordenem Wuchse, den das Gift später in leichenähnliche Magerkeit verwandeln sollte, in einem himmelblauen, mit Gold gestickten und mit Schnüren überladenen Leibrock, war der älteste Sohn des Königs und der Königin Marie Caroline, der präsumtive Thronerbe Franz, Herzog von Calabrien.

      Von Natur von schüchternem, sanftem Charakter, hatte er an den reactionären Gewaltthätigkeiten der Königin Anstoß genommen, und sich der Literatur und den Wissenschaften zugewendet. Er verlangte nichts weiter, als außerhalb der Maschine der Politik zu bleiben, von deren Räderwerk er zermalmt zu werden fürchtete.

      Der, mit welchem er sich unterhielt, war ein ernster, kalter Mann von fünfzig bis zweiundfünfzig Jahren, der nicht gerade ein Gelehrter, wie man es in Italien versteht, wohl aber, was zuweilen weit besser ist, ein Wissender war.

      Seine ganze Decoration auf dem auch übrigens sehr einfachen Rock bestand in dem Maltheserkreuz, welches zweihundertjährigen, nie unterbrochenen Adel voraussetzte.

      Er war auch in der That ein neapolitanischer Edelmann. Er hieß der Chevalier von San Felice und war Bibliothekar des Prinzen und Ehrencavalier der Prinzessin.

      Die Prinzessin, mit welcher wir vielleicht hätten beginnen sollen, war jene junge Mutter, welche wir mit kurzen Worten geschildert und die, als ob sie gefühlt hätte, daß sie bald die Erde gegen den Himmel vertauschen sollte, ihr Kind an das Herz drückte.

      Auch sie war, wie ihre Schwiegermutter, eine Erzherzogin des Hauses Habsburg. Sie hieß Clementine. Fünfzehn Jahre alt, hatte sie Wien verlassen, um Franz von Bourbon zu heiraten, und mochte nun der Grund dort gelassene Liebe oder hier gefundene Enttäuschung sein, Niemand, selbst nicht ihre Tochter, wenn diese schon alt genug gewesen wäre, um zu verstehen und zu sprechen, hätte erzählen können, daß man sie ein einziges Mal lächeln gesehen.

      Blume des Nordens, welkte sie kaum erblüht in der heißen Sonne des Südens.

      Ihre Traurigkeit war ein Geheimniß, an welchem sie langsam hinstarb, ohne sich gegen die Menschen oder gegen Gott zu beklagen. Sie schien zu wissen, daß sie verurtheilt war, und als frommes, reines Sühnopfer fügte sie sich in den Spruch, der nicht um ihrer Sünden, sondern um der eines Andern willen über sie gefällt worden.

      Gott, welcher die Ewigkeit hat, um gerecht zu sein, erscheint uns zuweilen in geheimnißvollen Widersprüchen, welche unsere sterbliche und ephemere Gerechtigkeit nicht zu begreifen vermag.

      Die Tochter, welche sie an ihr Herz drückte und die kaum erst seit einigen Monaten ihr Auge dem Lichte erschloß, war jene zweite Marie Caroline, welche vielleicht die Schwächen, aber nicht die Laster der ersten besaß. Es war die junge Prinzessin, welche sich später mit dem Herzog von Berry vermälte, der unter dem Dolche Louvel's fiel, und welche allein von der älteren Linie der Bourbons eine sympathische Erinnerung und ein ritterliches Andenken in Frankreich zurückgelassen hat.

      Und diese ganze Welt von Königen, Prinzen, Höflingen, welche auf diesem azurnen Meer unter diesem purpurnen Zeltdach

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