La San Felice. Александр Дюма
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Glocken und Kanonen begrüßten mit ihrer ehernen Stimme eine prachtvolle Galeere, welche sich in diesem Augenblick von dem Kai ablöste, den Kriegshafen durchschnitt und unter dem Doppeldruck der Ruder und des Segels majestätisch der hohen See entgegenglitt, gefolgt von zehn oder zwölf kleineren Barken, die aber eben so prächtig geschmückt waren als ihre Capitane, welche es an Reichthum mit dem Bucentaurus aufnehmen konnte, welcher sonst den Doge zu seiner Vermählung mit dem adriatischen Meere führte.
Diese Galeere war von einem Officier commandiert, welcher sechs- bis siebenundvierzig Jahre zählen mochte und die kostbare Admiralsuniform der neapolitanischen Marine trug.
Sein männliches Gesicht von strenger, gebieterischer Schönheit war von Wind und Sonne gebräunt. Obschon er zum Zeichen der Ehrfurcht das Haupt entblößt hatte, so trug er doch die mit ergrauendem Haar, durch welches mehr als einmal der scharfe Hauch des Windes gegangen war, bedeckte Stirn hoch, und man errieth gleich auf den ersten Blick, daß, wer auch die vornehmen Personen, die er an Bord hatte, sein mochten, doch er es war, von welchem das Commando ausgegangen.
Das an seiner rechten Hand hängende rothe Sprachrohr wäre das sichtbare Zeichen dieses Commandos gewesen, wenn nicht schon die Natur Sorge getragen hätte, dieses Zeichen auf eine noch weit unauslöschlichere Weise ihm durch den Blitz des Auges und den Ton der Stimme aufzudrücken.
Er hieß Franz Caracciolo und gehörte jener Familie der Fürsten Caraccioli an, welche gewohnt war, den Königen Gesandte und den Königinnen Liebhaber zu liefern.
Er stand auf seiner Quartierbank, wie er am Tage eines Kampfes gethan haben würde.
Das ganze Verdeck der Galeere war mit einem purpurnen Zeltdach versehen, auf welchem das Wappen der beiden Sicilien strahlte und welches bestimmt war, die erhabenen Passagiere, welche sich darunter befanden, vor den Strahlen der Sonne zu schützen. Diese Passagiere bildeten drei Gruppen von verschiedener Haltung und verschiedenem Ansehen.
Die erste dieser Gruppen, die zahlreichste von allen, bestand aus fünf Männern, welche den Mittelpunkt des Schiffes einnahmen und von welchen drei außerhalb des Zeltdaches standen.
Bänder von allen Farben trugen an ihrem Halse Ordenskreuze aller Länder und ihre Brust war mit Sternen und Schnüren bedeckt. Zwei davon trugen als unterscheidende Kennzeichen ihres Ranges an den Tailleknöpfen ihres Rockes goldene Schlüssel und hatten sonach die Ehre, Kammerherren zu sein.
Die Hauptperson dieser Gruppe war ein Mann von siebenundvierzig Jahren, groß und hager, obschon kräftig gebaut. Die Gewohnheit, sich vorwärts zu neigen, um Die, welche mit ihm sprachen, besser zu hören, hatte ihm den Rücken leicht nach vorn gekrümmt.
Trotz eines mit Goldstickereien bedeckten Costüms, trotz der mit Diamanten besetzten Orden, welche auf seiner Brust funkelten, trotz des Titels Majestät, welchen man jeden Augenblick aus dem Munde Derer vernahm, welche mit ihm sprachen, war seine äußere Erscheinung doch gemein und keiner seiner Züge hatte, wenn man sie einzeln ins Auge faßte, eine Spur von königlicher Würde.
Er hatte große Füße, breite Hände und plumpe Knöchel und Handgelenke. Die niedrige Stirn verrieth Mangel an erhabeneren Gefühlen. Das zurücktretende Kinn, welches auf einen schwachen, unentschlossenen Charakter schließen ließ, hob die übermäßig lange Nase, das Kennzeichen niedriger Triebe, noch mehr hervor. Nur das Auge blickte lebhaft und schelmisch, dabei aber fast immer falsch, zuweilen sogar grausam.
Dieser Mann war Ferdinand der Vierte, Sohn Carls des Dritten, von Gottes Gnaden König beider Sicilien und von Jerusalem, Infant von Spanien, Herzog von Parma, Piacenza und Castro und Erbprinz von Toscana, den die Lazzaroni von Neapel einfacher und ohne so viel Titel und Umschweife den König Nasone nannten.
Der Mann, mit welchem er sich am speciellsten unterhielt und welcher von allen am einfachsten gekleidet war, obschon er den gestickten Leibrock der Diplomaten trug, war ein Greis von neunundsechzig Jahren, klein von Wuchs, mit dünnem, weißem, zurückgestrichenem Haar.
Er hatte jene schmale Gesichtsform, welche der gemeine Mann charakteristisch ein Messerklingengesicht nennt, eine spitzige Nase, ein eben solches Kinn, einen eingekniffenen Mund und ein helles, intelligentes, forschendes Auge.
Seine Hände, auf die er besondere Sorgfalt zu verwenden schien und über welche Manchetten von prächtigen englischen Spitzen herabfielen, waren mit Ringen beladen, deren Gold antiken kostbaren Cameen zur Einfassung diente.
Er trug nur zwei Orden, den des heiligen Januarius und das rothe Band des Bathordens mit dem goldenen Stern, auf welchem man in der Mitte von drei Königskronen ein Scepter zwischen einer Rose und einer Distel sieht.
Dieser Mann war Sir William Hamilton, Milchbruder des Königs Georg des Dritten und seit fünfunddreißig Jahren großbritannischer Gesandter am Hofe des Königreichs bei der Sicilien.
Die drei anderen waren der Marquis Malaspina, Adjutant des Königs, der Irländer John Acton, sein erster Minister, und der Herzog von Ascoli, sein Kammerherr und sein Freund.
Die zweite Gruppe, welche einem Gemälde von Angelica Kaufmann glich, bestand aus zwei Damen, welchen, auch wenn man ihren Rang und ihre Berühmtheit nicht kannte, selbst von dem gleichgültigsten Beobachter nothwendig besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden mußte.
Die ältere der beiden Damen hatte, obschon sie über die glänzende, jugendliche Periode ihres Lebens hinaus war, noch bemerkenswerthe Reste von Schönheit bewahrt.
Ihre mehr große als kleine Gestalt begann eine Corpulenz zu gewinnen, welche die Frische des Teints als vorzeitig hätte erscheinen lassen können, wenn nicht einige tiefe Furchen in dem Elfenbein der breiten gebieterischen Stirn, welche ihren Grund mehr in den Sorgen der Politik und der Last der Krone als in dem Alter selbst hatten, die fünfundvierzig Jahre verrathen hätten, die sie im Begriff stand zu vollenden.
Ihr blondes Haar, von seltener Feinheit und reizender Farbenschattierung, umrahmte in bewunderungswürdiger Weise ein Gesicht, dessen ursprüngliches Oval durch die Einwirkung der Ungeduld und des Schmerzes ein wenig entstellt worden.
Ihre blauen, matten, zerstreuten Augen sprühten, wenn plötzlich der Gedanke sie beseelte, ein düsteres und gewissermaßen elektrisches Feuer, welches, nachdem es der Wiederschein der Liebe und dann die Flamme des Ehrgeizes gewesen, der Blitz des Hasses geworden war.
Ihre früher feuchten und purpurrothen, Lippen, deren untere gegen die obere etwas hervorragende ihrem Gesichte in gewissen Augenblicken einen unaussprechlichen Ausdruck von Verächtlichkeit gab, waren unter den unaufhörlichen Bissen der immer noch schönen und wie Perlen glänzenden Zähne trocken und bleich geworden.
Nase und Kinn hatten ihre griechische Reinheit bewahrt und Hals, Schultern und Arme waren untadelhaft.
Diese Frau war die Tochter der Kaiserin Maria Theresia, die Schwester Marien Antoinettens, es war Marie Caroline, die Königin beider Sicilien, die Gattin Ferdinands des Vierten, den sie aus Gründen, welche wir später sich entwickeln sehen werden, anfangs mit Gleichgültigkeit, dann mit Widerwillen und dann mit Verachtung betrachtete.
Sie stand jetzt in ihrer dritten Phase, welche nicht die letzte sein sollte, und nur die politischen Nothwendigkeiten näherten die hochgestellten