Akte. Александр Дюма

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Akte - Александр Дюма страница 8

Akte - Александр Дюма

Скачать книгу

würde, das sie ihm am Tage vorher eröffnet hatte. Rasch ging er über den Platz, den er an ihrer Seite überschritten, und durch die Straße, die sie ihn geleitet, aber kein Kranz und keine Blumengewinde schmückten die gastliche Pforte. Ungestüm sprang Lucius über die Schwelle und stürzte in die Vorhalle, nachdem er den Greis längst hinter sich gelassen. Die Halle war leer, aber durch eine Tür, die zum Erdgeschoß führte, sah er das junge Mädchen vor einer Statue der Diana auf den Knieen liegen, so bleich und unbeweglich wie das Marmorbild, das sie umschlang. Leise trat Lucius hinter sie und setzte ihr die Siegeskrone aufs Haupt, die er soeben errungen hatte. Akte stieß einen Schrei aus und wandte sich um. Da sagten ihr die stolzen, leuchtenden Augen des Römers mehr als der Kranz, der zu seinen Füßen rollte, daß er die erste der drei Siegespalmen davongetragen habe, um die zu ringen er nach Griechenland gekommen war.

      IV

      Des anderen Tages prangte Korinth vom frühen Morgen an in festlichem Schmuck. Den Wagenrennen, die nun stattfinden sollten, wurde die höchste Bedeutung beigelegt, wenn sie auch nicht die ältesten Spiele waren. Sie allein wurden in Gegenwart der Götterbilder gefeiert, die in der vorhergehenden Nacht im Tempel des Jupiter vereinigt waren, der im östlichen Teil der Stadt bei dem Tor von Lesche lag. Sie mußten daher in feierlichem Umzug durch die ganze Stadt getragen werden, da der Zirkus auf der entgegengesetzten Seite angesichts des Hafens von Krissa stand.

      Um zehn Uhr morgens, das ist nach römischer Zeitrechnung um die vierte Tagesstunde, setzte sich der Zug in Bewegung, den der Prokonsul Lentulus eröffnete. Im Gewande des Triumphators stand er auf seinem Wagen; ihm folgten die Söhne der Vornehmen, junge Leute von vierzehn bis fünfzehn Jahren auf prächtigen Pferden mit scharlachroten, goldverzierten Decken. Nach diesen kamen die Preisbewerber, an ihrer Spitze Lucius, der Sieger des vorangegangenen Tages. In einer grünen Tunika lenkte er von seinem Wagen aus Gold und Elfenbein mit purpurnen Zügeln ein prachtvolles weißes Viergespann. Auf seinem Haupte suchte man umsonst den Siegerkranz; statt dessen glänzte dort ein leuchtender Reif gleich dem, mit welchem die Künstler die Stirn des Sonnengottes umkränzen. Um die Ähnlichkeit mit diesem Gott zu vervollständigen, war auch sein Bart mit Goldstaub bestreut. Hinter ihm kam ein junger Grieche aus Thessalien in gelber Tunika, stolz und schön wie Achilles; er führte einen Wagen aus Bronze mit vier schwarzen Pferden bespannt. Die beiden letzten waren ein Athener, der sich rühmte, von Alkibiades abzustammen, und ein Syrer mit sonngebräunter Haut. Der erste trug eine blaue Tunika und ließ die langen, dunklen, wohlriechenden Haare lose flattern; der andere war mit einem weißen Gewande bekleidet, das um die Mitte ein persischer Gürtel zusammenhielt, und wie bei den Söhnen Ismaels war sein Haupt mit einem Turban umwunden, der wie der Schnee des Sinai glänzte.

      Dann folgten als Vorläufer der Götterbilder eine Truppe Harfenschläger und Flötenspieler, als Satyrn und Silene verkleidet. Zu ihnen gesellten sich auch die Unterbeamten, denen der Dienst der zwölf großen Gottheiten oblag. Sie trugen Kasten und Gefäße mit Wohlgerüchen und goldene und silberne Becken, in denen das köstlichste Räucherwerk brannte. In verschlossenen Sänften sitzend, stehend oder liegend, nahten dann die Götterbilder; von prächtigen Pferden gezogen, von der Ritterschaft und den Patriziern geleitet, bildeten sie den Schluß des Zuges.

      Dieser bewegte sich fast durch die ganze Stadt, deren doppelte Häuserreihen mit Gemälden oder Statuen geschmückt oder mit Teppichen behängt waren. Vor dem Hause des Amykles schaute Lucius empor, um Akte zu suchen. Unter einer Purpurdecke, welche die Vorderseite des Hauses zierte, bemerkte er scheu und errötend den Kopf des jungen Mädchens, geschmückt mit dem Siegeskranz, den er am Abend vorher hatte zu Boden fallen lassen. Akte ließ überrascht die Decke herabfallen, aber obwohl das Gewebe sie verbarg, hörte sie doch die Stimme des jungen Römers sagen: Komm mir entgegen, wenn ich wiederkehre, schönes Mädchen, dann will ich den Olivenkranz mit einer goldenen Krone vertauschen!

      Gegen die Mitte des Tages erreichte der Zug den Eingang des Zirkus. Es war dies ein ungeheures Gebäude von zweihundert Fuß Länge und achtzig Fuß Breite, das in der Mitte durch eine sechs Fuß hohe Mauer der Länge nach geteilt war, so daß oben und unten nur der Raum für die Durchfahrt der vier Wagen frei blieb. Diese » spina« war in ihrer ganzen Ausdehnung mit Altären, Tempeln und leeren Piedestalen bekrönt, welche nur bei dieser Festlichkeit die Götterbilder aufnahmen. An einem Ende des Zirkus befanden sich die Ställe, am anderen die stufenweise erhöhten Sitzreihen. Vor die Ausläufer der Mauer waren drei Prellsteine im Dreieck gesetzt, die man siebenmal umfahren mußte, um den vorgeschriebenen Lauf zu vollenden.

      Die Wagenlenker hatten die Farben der Parteien angelegt, in welche sich um diese Zeit Rom teilte, und da zum voraus große Wetten eingegangen worden, trugen auch die Wettenden die Farben der »Agitatores«, die ihnen durch ihr gutes Aussehen, durch die Rasse ihrer Pferde oder frühere Triumphe am meisten Vertrauen eingeflößt hatten.

      Beinahe alle Sitzreihen des Zirkus waren mit Zuschauern besetzt, bei denen sich zu der Begeisterung, welche die Spiele zu wecken pflegten, noch das persönliche Interesse gesellte, das sie ihren Klienten entgegenbrachten. Auch die Frauen nahmen Partei und trugen Schleier und Gürtel in den Farben der von ihnen begünstigten Wagenlenker. Als man den Zug herannahen hörte, ging eine seltsame Bewegung wie ein elektrischer Strom durch die Menge und erregte dieses Menschenmeer, in dem die Köpfe wie lebendige, geräuschvolle Wogen erschienen. Sobald die Pforten geöffnet wurden, füllten sich die geringen Zwischenräume mit einer Masse neuer Zuschauer, welche wie die hereinbrechende Flut die Mauern des Steinkolosses überschwemmten. Nur der vierte Teil der Neugierigen, die den Zug begleitet hatten, konnte Platz finden. Die übrigen wurden von den Wachen des Prokonsuls zurückgewiesen; sie stiegen auf Bäume, erkletterten die Mauern der Wälle und die Dächer der nahegelegenen Häuser, um hochgelegene Punkte zu erreichen, von wo aus sie den Zirkus überschauen könnten.

      Kaum waren die Plätze eingenommen, so öffnete sich die Hauptpforte, und Lentulus erschien am Eingang des Zirkus. Alsbald folgte die tiefe Stille gespannter Aufmerksamkeit auf die lärmende Bewegung der Erwartung. War es Vertrauen auf Lucius, der schon vorher gesiegt hatte, oder war es Schmeichelei für den göttlichen Kaiser Claudius Nero, welcher in Rom die Partei der Grünen beschützte und ihr die Ehre erwies, ihr anzugehören; der Prokonsul hatte statt des Purpurgewandes eine grüne Tunika angelegt. Langsam machte er im Zirkus die Runde, die Götterbilder mit sich führend, stets von den Musikern begleitet, welche nur zu spielen aufhörten, wenn die Götterbilder auf ihre pulvinaria niedergelegt oder auf ihren Piedestalen aufgerichtet wurden. Dann gab Lentulus das Zeichen, indem er ein Stück weißen Wollstoff in die Mitte des Zirkus warf. Sogleich stürzte sich ein Herold, der, als Merkur, nackt auf ungesatteltem Pferd erschien, in die Arena; ohne abzusteigen, hob er das Tuch mit einem Flügel seines Schlangenstabes empor, ließ es wie eine Standarte in der Luft flattern und ritt im Galopp um das innere Gitter. Als er bei den Ställen angekommen war, schleuderte er den Stab samt dem Tuch über die Mauern, hinter denen die Wagen harrten. Auf dieses Zeichen öffneten sich die Pforten, und die vier Preisbewerber gingen daraus hervor. In demselben Augenblick wurden ihre vier Namen in einen Korb gelegt, denn das Schicksal sollte über die Reihenfolge entscheiden, damit die von der spina Entfernteren sich nur über den Zufall zu beklagen hätten, der ihnen bestimmte, einen größeren Kreis zu durchlaufen.

      Die Namen waren auf Papierrollen geschrieben, der Prokonsul mischte sie und öffnete eine nach der andern. Der erste, den er ausrief, war der Syrer mit dem weißen Turban. Er verließ sofort seinen Platz und stellte sich an die Mauer, so daß die Achse seines Wagens einer Linie parallel lief, die mit Kreide in den Sand gezeichnet war.

      Der zweite war der Athener in der blauen Tunika; er stellte sich neben seinen Mitbewerber. Der dritte war der Thessalier in dem gelben Gewand. Endlich als letzter kam Lucius, dem das Schicksal den ungünstigsten Platz angewiesen hatte, wie wenn es ihn um den Sieg vom vorhergehenden Tage beneidete. Die beiden letztgenannten nahmen ihre Plätze an der Seite ihrer Gegner ein. Dann gingen junge Sklaven zwischen den Wagen durch, flochten Bänder in die Mähnen der Pferde in den Farben ihrer Herren und ließen kleine Fahnen vor den Augen der edlen Tiere flattern, um ihren Mut anzustacheln, während die Wagen mittelst einer Kette, die an zwei Ringen befestigt war, genau in die gleiche Linie

Скачать книгу