Salvator. Александр Дюма
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Diese eisernen Hände, die ihm den Arm zusammendrückten, schienen die Hände eines Skelettes zu sein.
Er suchte denjenigen zu sehen, welcher ihn so auf seinem Wege aufhielt; doch die Treppe war in der Finsternis, ein einziger Strahl des Tages drang durch ein Ochsenauge ein und beleuchtete einen schmalen Raum.
»Wer sind Sie, und was weilen Sie von mir?« fragte der Mönch, der seinen Arm vergebens loszumachen suchte.
»Ich bin Herr Gérard,« erwiderte der Mann, »und ich komme wegen des Bewußten.«
Dominique stieß einen Schrei aus.
Doch die Sache schien ihm so unmöglich, daß er, ehe er daran glaubte, dem Zeugnisse seiner Ohren das Zeugniß seiner Augen beifügen wollte.
Er nahm den Mann nun auch bei beiden Armen, und sprang mit ihm bis in den röthlichen Strahl, den einzigen, der die Treppe beleuchtete.
Der Kopf des Gespenstes befand sich im Lichte.
Es war in der That Herr Gérard.
Der Abbé wich, das Auge erschrocken, die Haare zu Berge stehend, seine Kinnbacken an einander klappernd, bis an die Wand zurück.
Hier blieb er in der Haltung eines Mannes, der einen Leichnam in seinem Sarge sich würde erheben sehen, und ließ mit einer dumpfen Stimme das einzige Wort entschlüpfen:
»Lebendig!«
»Allerdings lebendig,« sagte Herr Gérard. »Gott hat Mitleid mit meiner Reue gehabt und mir einen guten, jungen Arzt geschickt, durch den ich geheilt worden bin.«
»Sie?« rief der Abbé, der sich einem entsetzlichen Traume preisgegeben glaubte.
»Nun wohl« ja. Ich begreife, daß Sie mich für todt gehalten haben, doch ich bin es nicht.«
»Sind Sie schon zweimal heute hier gewesen?«
»Und ich komme zum dritten Male . . . Ich wäre zehnmal gekommen; Sie begreifen, es lag mir daran, daß Sie mich nicht fortwährend für todt hielten.«
»Doch warum eher heute, als an einem andern Tage?« fragte maschinenmäßig der Abbé, indem er den Mörder mit starren Augen anschaute.
»Sie haben also die Zeitungen nicht gelesen?« sagte Herr Gérard.
»Doch, ich habe sie gelesen,« antwortete mit dumpfer Stimme der Mönch, der den Abgrund, vor dem er sich fand, zu ermessen anfing.
»Wenn Sie sie gelesen haben, so müssen Sie den Zweck meines Besuches begreifen.«
Dominique begriff in der That, und ein kalter Schweiß floß über seinen ganzen Leib.
»Da ich lebe,« fuhr Herr Gérard, die Stimme dämpfend, fort, »so ist meine Beichte nichtig.«
»Richtig?« wiederholte maschinenmäßig der Mönch.
»Ja, ist es nicht den Priestern bei Strafe ewiger Verdammnis verboten, die Beichte zu offenbaren, ohne die Erlaubnis des Beichtenden erhalten zu haben?«
»Diese Erlaubnis haben Sie mir gegeben,« rief der Mönch.
»Wenn ich todt wäre, ja, allerdings: doch da ich lebe, nehme ich sie zurück.«
»Unglücklicher!« rief der Mönch, »und mein Vater ?«
»Er vertheidige sich, er klage mich an, er beweise; doch Sie Beichtvater, Stille!«
»Es ist gut!« sagte Dominique, einsehend, daß er sich nicht gegen ein Verhängniß sträuben konnte, das sich ihm unter der Form von einem der Grunddogmen der Kirche bot , »es ist gut, Elender! Ich werde schweigen!«
Und mit der Hand Gérard zurückstoßend, machte er eine Bewegung, um wieder in seine Wohnung hinaufzugehen.
Doch Herr Gérard klammerte sich an ihn an.
»Was wollen Sie noch von mir?« fragte der Mönch.
»Was ich will?« sagte der Mörder. »Ich will das Papier, das ich Ihnen in einem Augenblicke des Deliriums gegeben habe.«
Dominique drückte seine beiden Hände an seine Brust.
»Sie haben es,« rief Gérard; »es ist da . . . geben Sie es mir zurück.«
Und der Mönch fühlte aufs Neue an seinem Arme den Druck der eisernen Hand, während der ausgestreckte Finger des Mörders beinahe das Manuscript berührte.
»Ja, es ist da,« sprach der Abbé Dominique; »doch wo es ist, da wird es, ich schwöre es bei meinem Priesterworte, auch bleiben.«
»Sie würden also Ihren Eid brechen? Sie würden also die Beichte offenbaren?«
»Ich habe Ihnen gesagt, ich nehme den Vertrag an, und so lange Sie leben, werde ich schweigen.«
»Warum behalten Sie dann dieses Papier?«
»Weil Gott gerecht ist; weil es, durch Zufall oder durch Gerechtigkeit, sein kann, daß Sie während des Processes meines Vaters sterben, weil ich endlich, ist mein Vater verurtheilt, auf dem Schaffot zu sterben, dieses Papier gegen Gott erheben und sprechen werde: »»Herr, der Du das höchste Wesen und der gerechte Gott bist, schlage den Schuldigen und rette den Unschuldigen!«« Das, Elender, ist mein Menschen- und Priesterrecht, und ich werde von meinem Rechte Gebrauch machen.«
Hierauf schob er Herrn Gérard, der sich vor ihn gestellt hatte, als wollte er ihm den Weg versperren, heftig beiseit, ging die Treppe hinauf, dem Mörder durch eine gebieterische Geberde verbietend, ihm zu folgen, trat in seine Wohnung ein, deren Thüre er schloß, fiel vor einem Crucifix auf die Kniee und sprach:
»Mein Gott und-Herr, Du, der Du Alles siehst, Du, der Du Alles hörst, Du hast so eben gesehen und gehört, was vorgefallen ist; mein Gott und Herr, es wäre eine Ruchlosigkeit, die Hand der Menschen bei Allein dem anzurufen . . . Dir die Gerechtigkeit!«
Dann fügte er mit dumpfem Tone bei:
»Und übst Du nicht Gerechtigkeit, mir die Rache!«
XIII
Eine Soirée im Hotel Marande
Einen Monat nach den Ereignissen, die wir in den vorhergehenden Kapiteln erzählt haben, am Sonntag den 30..April, bot die Rue Lafitte, – oder nennen wir sie vielmehr mit dem Namen, den sie damals trug, – die Rue d’Artois einen ungewohnten Anblick.
Man denke sich in der That das Boulevard des Italiens und das Boulepard des Capucines bis zum Boulevard de la Madeleine, das Boulevard Montmartre bis zum Boulevard Bonne-Nouvelle, und andererseits, parallel, die ganze Rue de Provence und . die anliegenden Straßen buchstäblich von Equipagen mit funkelnden Laternen überströmt; man denke sich die Rue d’Artois beleuchtet von zwei mit Lämpchen beladenen riesigen Eibenbäumen, die sich auf jeder Seite der Thüre eines reichen Hotels erhoben; zwei Dragoner zu Pferde diese Thüre bewachend, zwei andere auf dem durch das Durchkreuzen der Rue de Provence gebildeten Scheidewege stationierend; – und man wird eine Idee von dem Schauspiele haben, das den Vorübergehenden die Umgebungen des Hotels Marande bieten, wenn seine schöne Herrin