Salvator. Александр Дюма
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Die Nase war fein, aufgestülpt, spöttisch; der Mund war wohl gezeichnet, jedoch ein wenig groß, frisch wie feuchte Koralle, lachend und sinnlich.
Gewöhnlich sind ihre prallen Lippen leicht geöffnet und lassen das äußerste Ende einer doppelten Reihe von Perlen sehen; schließen sich diese Lippen, so geben sie, indem sie sich verbinden, dem ganzen oberen Theile des Gesichtes ein hoffärtiges, geringschätziges Wesen.«
Das Kinn ist zierlich und rosenfarbig.
Was aber diesem ganzen Gesichte seine wirkliche Schönheit, seine wahre Physiognomie, seinen originalen und, wir möchten beinahe sagen, seinen originellen Charakter verlieh, das war dieses schauernde Leben, das mit dem Blute unter der Haut zu laufen schien; das war dieser lebendige Teint; das waren diese so leicht mit Perlmutter nuancierten, so coquett mit Rosa gefärbten Wangen, daß sie zugleich die Durchsichtigkeit hatten, an der man die Frau des Südens erräth, und die Frische, an der man die Frau des Nordens erkennt.
So, unter einem blühenden Apfelbaume, bekleidet mit der reizenden Tracht der Frauen aus der Gegend von Caux, wäre sie von einer Tochter der Normandie als Landsmännin reclamirt worden; und sich in einer Hängematte schaukelnd, im Schatten eines Bananenbaumes, würde sie für eine Schwester von einer Creolin von Guadelupe oder Martinique gehalten worden sein.
Wir haben weiter oben zu verstehen gegeben, der ganze Körper, der diesen reizenden Kopf getragen, sei mit einer gewissen Fülle ausgestattet gewesen; doch diese Fülle , die bei der Frau von Albano anhielt, ohne die von Rubens zu erreichen, war, weit entfernt, unangenehm zu sein, an und für sich verführerisch; mehr als verführerisch: wollüstig.
In der That, ein üppiger Hals, der nie zum carcere duro5 des Corsetts verdammt gewesen zu sein schien, prallte bei jedem Athemzuge, stolz und reich, durch eine Gazewoge auf, ähnlich jenen Hälsen der schönen Töchter von Sparta und Athen, welche für die Venus und die Hebes von Praxiteles und Phidias standen.
Hatte diese strahlende Schönheit, die wir so eben beschrieben, ihre Bewunderer, so müssen Sie begreifen, daß sie dagegen auch ihre Feinde und ihre Verleumder hatte. Ihre Feinde, das waren fast alle Frauen; ihre Verleumder, das waren alle diejenigen, welche sich für berufen gehalten hatten und nicht auserwählt worden waren; es waren die abgewiesenen Liebhaber; es waren diese Schönen und diese Elegants mit leerem Gehirne, die sich nicht darstellen, eine Frau begabt mit solchen Schätzen könne damit geizig sein.
Frau von Marande war also mehr als einmal verleumdet worden; und dennoch, obschon sie diese köstliche Verführung der Frau, die Schwäche behalten hatte, hatten wenige Frauen die Verleumdung minder verdient als sie.
So, als der Graf Herbel, als wahrer Voltairianer, was er war, zu seinem Neffen sagte: »Was ist Frau den Marande? Eine Magdalena unter der Gewalt ihres Mannes und in der Ohnmacht der Reue!« beging der General unserer Ansicht nach ein Unrecht, und wir werden später sagen, auf welche grammatikalische Art er die Wörter Gewalt und Ohnmacht hätte setzen müssen, hätte er die geringste Velleität gehabt, correct zu sprechen. Madame Lydie von Marande war, wie man bald sehen wird, nichts weniger als eine Magdalena.
Nun aber, da wir sie genügend geschildert zu haben glauben, wollen wir das Boudoir vollends beschreiben und mit denjenigen, welche es einnehmen, Bekanntschaft machen oder erneuern.
XIV
Wo von Carmelite die Rede ist
Wir haben gesagt, unter diesem ganzen Luststücke von Frauen seien nur vier bis fünf Männer gewesen. Benützen wir es, daß die Gesellschaft nicht zahlreicher ist, um uns in dieses Salongeschwätz zu mischen, das gewöhnlich so viel Worte gebraucht, um so wenig zu sagen.
Der Lärmendste von diesen fünf Privilegirten des Boudoir von Frau von Marande war ein junger Mann, den wir unter schmerzlichen oder unheilvollen Umständen gesehen haben. Es war Herr Lorédan von Valgeneuse, der von Zeit zu Zeit, an welchem Orte des Boudoir er auch war, und mit welcher Dame er auch sprach, einen Blick schnell wie der Blitz und von seltsamer Bedeutung mit seiner Schwester, Fräulein Susanne von Valgeneuse, der Pensionsfreundin der armen Mina, wechselte.
Herr Lorédan war ein wahrer Salonmensch; kein Mund wußte besser zu lächeln, kein Blick wußte besser zu komplimentieren; er besaß im höchsten Grade die Höflichkeit, welche an die Unverschämtheit grenzt, und von 1820 bis 1827, hatte ihn noch Niemand in der Kunst, seine Halsbinde anzulegen und daran, selbst ganz behandschuht, den Knoten nach der neusten Mode zu machen, ohne den Atlaß oder den Batist zu zerknittern, entthronen können.
Er plauderte in diesem Augenblicke mit Frau von Marande, deren Rococo- Fächer er als wahrer Liebhaber der Vanloo und Boncher vom Trödel bewunderte.
Derjenige, welcher nach Lorédan die Blicke der Frauen anzog, – weniger wegen seiner Schönheit und seiner Eleganz, als wegen seines schon durch drei bis vier Theatersuccesse und durch eine mehr noch originelle als geistreiche Conversation gegründeten Rufes, – war der Dichter Jean Robert. Unter der Zahl der gedruckten Einladungen, die seine ersten Triumphe um ihn regnen gemacht halten, und auf welche zu antworten er sich wohl hütete, hatten ein paar autographirte Einladungen der schönen Lydie, – welche aus ihrem Salon das literarische Rendez-vous machen wollte, wie ihr Gatte aus dem seinigen das politische Rendez-vous der großen Männer der Zeit zu machen beabsichtigte, – seine Bedenklichkeiten überwunden. Ohne einer der emsigsten Besuche von Frau von Marande zu sein, war er doch einer ihrer Habitués, und bei jeder Sitzung, die sie seit drei Wochen seinem Freunde Petrus gegeben hatte, war er gewissenhaft gegenwärtig gewesen, in der Absicht, mit der reizenden jungen Frau plaudernd ihrem Portrait Belebtheit zu geben. Man muß sagen, daß es auch diesmal Jean Robert geglückt war, und daß nie der Blick und das Lächeln den Lydie, der eine glänzender, das andere belebter gewesen waren.
Herr von Marande machte hierüber an diesem Abend, – das Portrait war erst seit zwei Tagen im Hotel zurück, – Herr von Marande, sagen wir, machte hierüber an demselben Abend Jean Robert sein Compliment und dankte ihm für die Gefälligkeit, mit der er für Frau von Marande das Langweilige des Sitzens abgekürzt habe.
Jean Robert wußte Anfangs nicht, ob Herr von Marande im Ernste sprach oder spottete; rasch auf das Gesicht des Banquier zurückgeworfen, glaubte sein Blick sogar einen Moment auf diesem Gesichte einen ironischen Ausdruck zu ertappen.
Doch die Augen der zwei Männer hefteten sich auf einander mit einem gewissen Ernste, und sich verbeugend wiederholte nun Herr von Marande die Worte:
»Herr Jean Robert, ich spreche im Ernste, und Frau von Marande vermöchte mir kein größeres Vergnügen zu machen, als wenn sie die Bekanntschaft eines Mannes von Ihrem Verdienste kultivieren würde.«
Und er reichte ihm so treuherzig die Hand, daß ihm Jean Robert die seinige mit gleicher Treuherzigkeit gab, obschon diese Treuherzigkeit von Seiten des jungen Dichters nicht ganz von einem gewissen Zögern frei zu sein schien.
Die dritte Person, mit der wir uns beschäftigen werden, ist unser Einführer Petrus. Wir wissen, welches Gestirn ihn anzieht. Nachdem die üblichen Complimente Frau von Marande, Jean Robert, seinem Oheim, dem alten General Herbel,– der in einer Ecke so mühsam verdaute, daß ihm seine Verdauung eine würdige und ernste Miene gibt, – gemacht und die Damen in Masse gegrüßt sind, hat er nach einem Augenblicke Mittel gefunden, sich auf die Causeuse zu stützen, auf der die schöne Regina, halb liegend, einen Strauß von parmesanischen Veilchen entblätterte, sicher, es werden, wenn sie aufgestanden sei und den Platz geändert habe, die von ihr enthaupteten Veilchen nicht verloren sein.
Die
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Zum harten Gefängniß.