Salvator. Александр Дюма
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Wir sagten, Lorédan habe mit Frau von Marande geplaudert; auf den Marmor des Kamins gestützt, habe sie Jean Robert angeschaut; Petrus habe mit Regina gesprochen, lächelnd bei jedem Veilchen, das den schönen Händen seiner Gottheit entfiel; der General Herbel habe mühsam auf einem Sopha verdaut; der Tänzer endlich habe seine Contretänze eingeschrieben, um chronologisch auf seine Tänzerin zuzustürzen, so oft das Orchester, das sich erst um Mitternacht sollte hören lassen, in die duftende Atmosphäre der Salons seine Roten der Aufforderung zu einer neuen Quadrille werfen würde.
Um genau zu sein, müssen wir sagen, daß das Bild, das wir zu malen versucht haben, keine Beständigkeit hatte. Von Minute zu Minute meldete man einen neuen Namen; die durch den Namen bezeichnete Person trat ein: war es eine Frau, so ging ihr Madame de Marande entgegen, und je nach dem Grade der Vertraulichkeit, in dem sie mit dieser Frau stand, küßte sie dieselbe oder beschränkte sie sich darauf, daß sie ihr die Hand drückte; war es ein Mann, so nickte sie mit dem Kopfe, begleitete dieses Nicken mit einem anmuthigen Lächeln und sogar mit ein paar Worten, bezeichnete sodann der Frau einen freien Sitz, dem Manne die Gewächshausgallerie, und ließ aus den Neuangekommenen werden, was sie wollten, gefiel es Ihnen nun, die Schlachten von Horace Vernet, die Seestücke von Gudin, die Aquarellen von Decamps zu betrachten, oder zogen sie es vor, eine Privatconversation anzuknüpfen, oder einen Fetzen an jene Art von allgemeiner Conversation zu nähen, welche immer in einem Salon umherflattert, und an die sich die Leute anhängen, welche weder zu zwei zu plaudern, noch, – was bedeutend schwieriger ist, – zu schweigen wissen!
Einer, der ein Interesse gehabt hätte, dies wahrzunehmen, hätte bemerken können, daß trotz aller Ortsveränderungen, welche die Ankunft der neuen Gäste der Gebieterin des Hauses auferlegte, wo sich auch Frau von Marande, nachdem sie ihre Reverenz gemacht, nachdem sie ihren Kuß gegeben hatte, oder ihr Händedruck vollendet war, wiederfand, Herr Lorédan von Valgeneuse das Talent besaß, sich auch wieder bei ihr zu finden.
Lydie bemerkte diese Beharrlichkeit, und mißfiel sie ihr nun wirklich, oder befürchtete sie, eine andere Person könnte sie auch bemerken, sie versuchte es, ihr zu entgehen; ein erstes Mal, indem sie sich an die Seite von Regina setzte und für einige Augenblicke das süße Gespräch der zwei jungen Leute unterbrach, – ein Egoismus, den sie sich sehr schnell zum Vorwürfe machte: – ein zweites Mal, indem sie sich unter die Fittige des alten Voltairianers flüchtete, den wir als einen so strengen Beobachter der Data bei seiner Unterredung mit der Marquise de la Tournelle gesehen haben.
Diesmal wollte Frau von Marande hartnäckig aus dem Herzen des alten Grafen das Geheimniß ziehen, das ein gewöhnlich lächelndes, mehr als lächelnd, spöttisches Gesicht sorgenvoll machte.
Aber kam nun der Kummer des Grafen aus seinem Herzen oder, – was für ihn noch viel ernster war, – aus seinem Magen, er schien ganz und gar nicht entschlossen, Frau von Marande zur Vertrauten seines Geheimnisses zu machen.
Einige Worte von ihrem Gespräche gelangten bis zu Petrus und Regina und entzogen sie ihrer Entzückung.
Die zwei jungen Leute wechselten einen Blick.
Von Seiten Reginas bedeutete dieser Blick:
»Wir sind sehr unklug, Petrus! seit einer halben Stunde plaudern wir mit einander eben so rückhaltlos, als ob wir im Gewächshause des Boulevard des Invalides wären.«
»Ja,« antwortete der Blick von Petrus, »sehr unklug, es ist wahr, aber sehr glücklich, meine Regina!«
Sodann, als sie einen Blick gewechselt hatten, wechselten die zwei jungen Leute aus der Ferne und durch ein einfaches Schauern der Lippen einen von jenen Küssen, die das Herz dem Herzen schickt: und als würde er auf eine natürliche Art durch das Gespräch seines Oheims mit Frau von Marande angezogen, näherte sich Petrus diesen und sagte, das Lächeln der Sorglosigkeit auf den Lippen als ein verzogenes Kind, das sich berechtigt glaubt, Alles zu sagen:
»Mein Oheim, ich mache Sie darauf aufmerksam, daß, wenn Sie nicht Frau von Marande, die Ihnen die Ehre erwiesen hat, Sie zweimal nach der Ursache Ihrer Sorgen zu fragen, – bei unserem Ahnherrn Josselin II., den man Josselin den Galanten nannte, anderthalb Jahrhunderte, ehe die Galanterie erfunden war, bei diesem auf dem Ehrenfelde der Liebe gestorbenen Ahnherrn schwöre ich Ihnen, mein Oheim, daß ich Sie Madame denunzieren und die wahre Ursache Ihres Kummers enthülle, so geheimnißvoll sie auch sein mag.«
»Enthülle, mein Junge,« sagte der General mit einer gewissen Miene von Traurigkeit, welche in Petrus Zweifel erregte, ob sein Oheim allein unter der Bangigkeit einer mühsamen Verdauung leide, »enthülle, doch willst Du mir glauben, so wirst Du vor der Enthüllung Deine Zunge siebenmal im Munde umdrehen, aus Furcht, Dich zu verirren.«
»Oh! ich fürchte nichts!« erwiderte Petrus.
»So sprechen Sie geschwinde, Herr Petrus, denn ich sterbe vor Unruhe,« sagte Frau von Marande, welche auch ihre Zunge siebenmal im Munde umzudrehen schien, ehe sie den wahren Gegenstand des Gespräches, der sie hierher geführt hatte, in Angriff nahm.
»Sie sterben vor Unruhe, Madame?« erwiderte der alte General; »nun wohl, das übersteigt ganz und gar meinen Scharfsinn! Sollte ich zufällig so glücklich sein, daß Sie irgend eine Gunst von mir zu verlangen hätten, und befürchten Sie, meine schlechte Laune könnte auf meine Antwort Einfluß üben?«
»O tiefe Philosophie!« sagte Frau von Marande, »wer hat Ihnen denn so die Geheimnisse des menschlichen Herzens geoffenbart?«
»Geben Sie mir Ihre schöne Hand, Madame.«
Lydie reichte dem alten General die Hand, nachdem sie die Artigkeit gehabt hatte, ihren Handschuh auszuziehen.
»Welch ein«Wunder!« sprach der General; »ich glaubte, es gebe keine solche Hände mehr.«
Er zog sie an seine Lippen; sodann inne haltend, sagte er:
»Oh! bei meiner Treue, es ist eine Ruchlosigkeit, wenn sechsundsechzigjährige Lippen einen solchen Marmor berühren!«
»Wie!« versetzte Frau von Marande, sich zierend, »Sie weigern sich, meine Hand zu küssen, General?«
»Diese Hand, gehört sie mir für eine Minute als volles Eigenthum?«
»Als volles Eigenthum, General.«
Der General wandte sich gegen Petrus um und sagte:
»Nähere Dich, Junge, und küsse mir diese Hand.«
Petrus gehorchte.
»Gut! und nun nimm Dich in Acht, denn nach einem solchen Geschenke glaube ich, daß es mir freisteht, Dich zu enterben.«
Dann sprach der alte Graf zu Frau von Marande:
»Geben Sie Ihre Befehle, Madame, Ihr unwürdiger Diener erwartet sie auf den Knieen.«
»Nein, ich bin Weib und halsstarrig. Ich will vor Allem wissen, was Sie sorgenvoll macht, mein lieber General.«
»Sie haben diesen Burschen, der es Ihnen sagen wird! Ah! Madame, in seinem Alter hätte ich mich tödten lassen, um eine solche Hand zu küssen! Oh! daß das Paradies nicht wieder zu verlieren ist, und daß ich nicht Adam bin!«
»Ah! General,« sagte Frau von Marande, »man kann nicht, zugleich Adam und die Schlange sein. – Nun, Herr Petrus, erzählen Sie uns, was Ihrem Oheim begegnet ist.«
»Madame,