Salvator. Александр Дюма

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Salvator - Александр Дюма

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an und fragten sich leise, was der Sieux Ferrantes, der Sieux Aristolos, der Sieux Walter und der Sieux Coquerillat mit Herrn Sarranti gemein haben.

      Die Stammgäste aber schüttelten fortwährend den Kopf mit einer Miene des Vertrauens, welche bedeutete: »Ihr werdet sehen! Ihr werdet sehen!«

      Der Staatsanwalt fuhr fort:

      »Drei von noch strafbareren Händen ausgegangene Verbrechen haben den Abscheu und die öffentliche Entrüstung erregt. Ein Leichnam wurde bei der Briche gefunden: es war der eines unglücklichen Soldaten, der seinen Abschied erhalten hatte. Zur selben Zeit fiel ein armer Arbeiter unter mörderischen Streichen auf den Feldern von la Villette. Ein Fuhrmann von Poissy endlich wurde ein paar Tage nachher auf der Landstraße von Paris nach Saint-Germain getödtet.

      »In kurzer Zeit, meine Herren, hat der Arm der Gerechtigkeit die Urheber dieser letzten Attentate an den äußersten Grenzen Frankreichs erreicht.

      »Doch man hat sich nicht auf diese Geschichten beschränkt; man hat hundert andere Verbrechen erzählt; man hat von einem Unglücklichen gesprochen, der in der Rue Charles X. den Streichen der Mörder erlag; ein Kutscher wurde, der Sage nach, in seinem Blute gebadet hinter dem Luxembourg gefunden; ein schändliches Attentat war an einer unglücklichen Frau in der Rue du Cadran verübt worden; ein königlicher Postwagen soll vor zwei Tagen mit bewaffneter Hand von dem nur zu berühmten Gibassier geplündert worden sein, dessen Name, mehr als einmal in diesem Saale ausgesprochen, sicherlich bis zu Ihnen gelangt ist.

      »Nun wohl, meine Herren, während man die Bürger so zu beunruhigen sich bestrebte, constatirte die gerichtliche Polizei, daß der in der Rue Charles X. aufgefundene Unglückliche an einer Blutergießung in der Lunge gestorben war; daß der Kutscher, sich gegen seine Pferde erhitzend, an einem Schlagflusse gestorben war; und daß die unglückliche Frau, für die man ein so rührendes Interesse in Anspruch nahm, einfach das Opfer von einher jener stürmischen Scenen war, welche die Schwelgerei hervorruft: und was den nur zu berühmten Gibassier betrifft, meine Herren, so will ich, indem ich Ihnen einen unzweideutigen Beweis gebe, daß er das Verbrechen, dessen man ihn beschuldigt, nicht begangen hatte, Ihnen das Maß des Vertrauens geben, das Sie zu solchen verleumderischen Erfindungen haben können.

      »Als ich sagen hörte, Gibassier habe den Postwagen zwischen Angoulême und Poitiers angehalten, ließ ich Herrn Jackal kommen.

      »Herr Jackal versicherte mir, Gibassier sei in Toulon, wo er seine Strafzeit unter der Nummer 171 ausstehe, und wo seine Reue ein solches Beispiel gebe, daß man in diesem Augenblicke im Begriffe sei, bei Seiner Majestät König Karl X. um Erlassung der sieben bis acht Jahre Bagno, die er noch durchzumachen habe, nachzusuchen.

      »Nach diesem unglaublichen Beispiele, das mich der Mühe, andere zu wählen, überhebt, beurtheilen Sie das Uebrige, meine Herren, und sehen Sie, mit welchen plumpen Lügen man die Neugierde, besser gesagt, die öffentliche Böswilligkeit unterhält.

      »Seufzen wir, meine Herren, daß wir diese Gerüchte im Umlaufe sehen, und daß die Uebel, über die man sich beklagt, gewisser Maßen aus diejenigen zurückfallen, welche sie verbreitet haben!

      »Der öffentliche Friede ist gestört worden, sagt man: man schließt sich in seinem Hause ein und zittert: die Fremden sind aus einer von Verbrechen heimgesuchten Stadt geflohen: der Handel ist ruiniert, zu Grunde gerichtet, vernichtet!

      »Meine Herren, was würden Sie sagen, wenn der böswillige Geist der Menschen, die ihre bonapartetische oder republikanische Gesinnung unter dem Titel von Liberalen verbergen, allein diese Mißgeschicke durch Verleumdungen hervorgerufen hätte?

      »Sie wären entrüstet, nicht wahr?

      »Doch ein anderes Uebel ist durch die unseligen Manoeuvres eben dieser Menschen erzeugt worden, welche die Gesellschaft bedrohen, während sich sich das Ansehen geben, als nähmen sie dieselbe unter ihren Schutz, jeden Tag unbestrafte Frevelthaten verkündigen und wiederholen, unachtsame Behörden lassen das Verbrechen ruhig die Straflosigkeit genießen.

      »So konnte sich ein Sarranti, über dessen Loos Sie zu dieser Stunde zu entscheiden haben, seit sieben Jahren schmeicheln, er werde für immer vor den Verfolgungen der Gerichte geschützt sein.

      »Meine Herren, die Gerechtigkeit hinkt, sie kommt mit langsamen Schritten, sagt Horaz. Das mag sein! doch sie kommt unfehlbar.

      »So begeht ein Mensch! – ich meine den Verbrecher, den Sie vor den Augen haben, – ein Mensch begeht ein dreifaches Verbrechen, Diebstahl, Entführung, Mord. Nachdem das Attentat begangen ist, verläßt er die Stadt, in der er wohnt, er verläßt das Land, wo er geboren worden, er durchschifft die Meere, er flieht ans Ende der Welt, und verlangt von einem andern Continent, von einem jener im Herzen Indiens verlorenen Reiche, ihn wie einen königlichen Gast aufzunehmen; doch jener andere Continent stößt ihn zurück, jenes Reich stößt ihn zurück, und Indien sagt zu ihm: »»Was willst Du unter meinen unschuldigen Kindern, Du Schuldiger? Entferne Dich von hier! fort! Zurück, Dämon! Retro, Satanas! . . . ««

      Bis dahin zurückgehalten, kam plötzlich, zum großen Aergernisse der Herren Geschworenen, einiges Gelächter zum Ausbruch.

      Der Staatsanwalt aber, mochte er die Heiterkeit der Menge nicht begreifen, mochte er im Gegentheile, sie begreifend, diese Heiterkeit zurückdrängen oder ihr eine Wendung zu seinen Gunsten geben wollen, – der Staatsanwalt rief:

      »Meine Herren, der Schauer des Auditoriums ist bezeichnend; es ist ein verächtlicher Tadel von der Menge dem Verbrecher zugeworfen, und die strengste Verurtheilung wird für ihn nicht grausamer sein, als dieses Lächeln der Verachtung . . . «

      Ein Gemurre empfing diese Verdrehung der Meinung des Auditoriums.

      »Meine Herren,« sprach der Präsident, sich an das Auditorium wendend, »erinnern Sie sich, daß das Stillschweigen die erste Pflicht des Publikums ist.«

      Das Publikum, das die größte Ehrfurcht für die unparteiische Stimme des Präsidenten hatte, trug seiner Ermahnung sogleich Rechnung, und die Stille war alsbald wiederhergestellt.

      Ein Lächeln auf den Lippen, die Stirne hoch und ruhig, hielt Herr Sarranti seine Hand in der des schönen Mönches; und dieser, der sich frommer Weise schon unter dem Spruche beugte, den sein Vater nicht vermeiden konnte, erinnerte an jene heiligen Sebastian, deren Typus die spanischen Maler uns vermacht haben, und die, den Leib von Pfeilen durchbohrt, die erhabenste Milde, die engelischste Resignation athmen.

      Wir werden dem Staatsanwalte nicht weiter in seinem Plaidoyer folgen; wir sagen nur, daß er, sobald einmal der Gegenstand in Angriff genommen war, so lange als er konnte die aus den Anschuldigungen der Zeugen von Herrn Gérard hervorgehenden Ansichten gleichsam ausmalte, und dabei alle abgedroschene Mittel, alle classische Blumen der Rhetorik des Justizpalastes erschöpfte. Er schloß endlich sein Plaidoyer, indem er auf die Anwendung der Artikel 293, 296, 302 und 304 des Strafcodex antrug.

      Ein Gemurmel des Schmerzes und ein Schauer des Schreckens durchliefen die ganze Menge; die Erregung hatte den höchsten Grad erreicht.

      Der Präsident fragte Herrn Sarranti:

      »Angeklagter, haben Sie etwas zu sagen?«

      »Nicht einmal, daß ich unschuldig bin, dergestalt verachte ich die gegen mich erhobene Anklage,« antwortete Herr Sarranti.

      »Und Sie, Maitre Emanuel Richard, haben Sie etwas zu Gunsten Ihres Clienten vorzubringen?«

      »Nein, mein Herr,« antwortete der Advocat.

      »Dann sind die Debatten geschlossen,« sagte der

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